Ja, das möchste:
Eine Villa im Grünen mit grosser Terrasse,
vorn die Ostsee, hinten die Friedrichstraße;
mit schöner Aussicht, ländlich-mondän,
vom Badezimmer ist die Zugspitze zu sehn -
aber abends zum Kino hast dus nicht weit.
Das Ganze schlicht, voller Bescheidenheit:
Neun Zimmer, - nein, doch lieber zehn!
Ein Dachgarten, wo die Eichen drauf stehn,
Radio, Zentralheizung, Vakuum,
eine Dienerschaft, gut erzogen und stumm,
eine süße Frau voller Rasse und Verve -
(und eine fürs Wochenend, zur Reserve) -,
eine Bibliothek und drumherum
Einsamkeit und Hummelgesumm
Im Stall: zwei Ponys, vier Vollbluthengste,
acht Autos, Motorrad - alles lenkste
natürlich selber - das wäre ja gelacht!
Und zwischendurch gehst du auf Hochwildjagd.
Ja, un das hab´ ich ganz vergessen:
Prima Küche - erstes Essen -
alte Weine aus schnem Pokal -
und egalweg bleibst dünn wie ein Aal.
Und Geld. Und an Schmuck eine richtige Portion.
Und noch ´ne Million und noch ´ne Million.
Und Reisen. Und fröhliche Lebensbuntheit.
Ja, das möchste!
Aber wie das so ist hienieden:
manchmal scheints so, als sei es beschieden
nur pöapö, das irdische Glück,
Immer fehlt dir irgendein Stück.
Hast du Geld, dann hast du nicht Käten;
Hast du die Frau, dann fehl´n dir Moneten -
hast du die Geisha, dann stört dich der Fächer:
bald fehlt uns der Wein, bald fehlt uns der Becher.
Etwas ist immer.
Tröste dich,
Jedes Glück hat einen kleinen Stich.
Wir möchten so viel: Haben. Sein. Und gelten.
Daß einer alles hat:
Das ist selten.
Mit diesen Worten von Kurt Tucholsky wünsche ich Euch allen ein erfolgreiches Jahr 2009.