Hallo,
zunächst einmal finde ich es gut und richtig, daß Du Dir schon zu einem derart frühen Zeitpunkt auf dem Gymnasium Gedanken über Deinen beruflichen Werdegang machst.
Meiner unmaßgeblichen Meinung nach paßt Weg Nr. 2 nicht direkt zu Deinem Wunsch, Fachinformatiker zu werden. Insofern interpretiere ich Deine Frage eher als "Meine Stärken sind Mathe und Informatik und ich würde gern beruflich etwas Informatisches machen. Was ist dabei empfehlenswert?" interpretieren.
Dazu meine Antwort: M.E. wurden in vielen Beiträgen bisher schon wichtige Punkte genannt, insbesondere, daß pauschal sagen kann, ein Studium wäre besser als eine Ausbildung. Letztlich ist wichtig, was für Dich am besten ist - und das hängt von Deinen Fähigkeiten und Interessen ab. Daß Du Dich für das Themenfeld Informatik interessierst, halte ich für einen guten Anfangspunkt. Nach allem, was ich im Studium gesehen und aus Berichten meiner Freunde, die eine Ausbildung zum Fachinformatiker abgeschlossen haben, erfahren habe, ist es von Vorteil, eher echtes Interesse an der Materie zu haben als eine Berufswahl aus extrinsischen Gründen (vor allem Berufsaussichten und Bezahlung) zu treffen.
Ganz erheblich ist m.E. die Frage, ob das eigene Interesse eher der Theorie oder der Praxis gilt. Das kann man in Deinem Fall ferndiagnostisch sicher keinesfalls abschließend sagen. Einerseits bin ich definitiv der Meinung, daß das Herumschrauben an Rechnern dem praktischen Teil der Informatik zuzurechnen ist, andererseits sagst Du, daß Mathematik zu Deinen Stärken gehört. Ohne Deine Stärken kleinreden zu wollen möchte ich dennoch zu bedenken geben, daß ein Informatikstudium (unabhängig davon, ob es an einer Uni oder FH erfolgt) in jedem Fall zumindest im Grundstudium sehr mathematiklastig ist. Meiner Erfahrung nach scheitern viele Informatikstudenten daran, daß sie ihr Studium mit den falschen Vorstellungen über Informatik antreten. Informatik ist ein sehr weites Feld und an einer Hochschule wird definitiv der wissenschaftliche, theoretische Teil betont. Das halte ich für richtig, entspricht aber nicht jedermanns Geschmack. Und ich glaube, daß man in der 9. Klasse schwer abschätzen kann, ob hochschulische Mathematik einem Spaß machen wird oder als trocken und schikanös empfunden wird.
Am schnellsten "fertig" wärest Du zweifellos, wenn Du direkt nach der 10. Klasse eine Ausbildung machtest. Meines Wissens nach wirst Du Dich jedoch vermutlich schwertun, nach der 10. Klasse eine entsprechende Ausbildungsstelle zu finden. Ich halte es diesbezüglich für ratsam, vorher entweder das Abitur oder den schulischen Teil der Fachhochschulreife zu machen. Das Abitur dauert ein Jahr länger. Ich halte es letztlich jedoch nicht für verkehrt, mit dem Abitur eben die allgemeine Hochschulreife sowie ein gewisses Maß an Allgemeinbildung zu erwerben. Ob Dir außer Mathe und Informatik die anderen Fächer am Gymnasium (das Du ja besuchst) einigermaßen Spaß machen, wirst Du selbst am besten wissen.
Ich würde in den zwei bzw. drei Jahren nach der 10. Klasse gucken, ob Dir die Theorie der Informatik und Mathematik zusagt. Wenn Du Interesse hast, kann ich Dir einige Bücher dazu empfehlen.
In jedem Fall würde ich mir zudem solide Englischkenntnisse aneignen. Diese sind m.E. nicht nur im Berufsleben wichtig, sondern zumindest auch im Studium, da diverse Lehrbücher, Aufsätze und Berichte auf Englisch besser, früher und zahlreicher erscheinen.
Solltest Dir die Theorie Spaß machen, spricht nichts gegen ein Studium. Andernfalls würde ich zunächst eine Ausbildung machen und gegebenenfalls anschließend studieren. Der Nachteil dabei wäre, daß Du am Ende Deines Studiums im vergleich zu jemandem, der direkt studiert hat, schlicht älter bist. Das muß aber kein Beinbruch sein.
Kurz zum Abschluß: Ich möchte niemandem eine Ausbildung oder ein Studium der Informatik madig machen. Ich habe lediglich im Laufe meines Studiums in Deutschland erschreckend viele Informatikstudenten scheitern sehen. Sehr oft war einer der Gründe, daß schlicht falsche Vorstellungen vorlagen, was hochschulisch unter Informatik verstanden wird. Ich bin insbesondere nicht der Meinung, daß das, was in der Ausbildung zum Fachinformatiker gemacht wird, keine Informatik wäre (auch dort sind die Abbrecherquoten meines Wissens nach recht hoch). Aber es unterscheidet sich von einem Informatikstudium eben doch.
Grüße
Frink