Meiner Meinung nach sind Struktogramme als Planungsinstrument nicht besonders nützlich. Sie sind auf strukturierte Programmierung beschränkt, und vieles, was heute selbstverständlich ist (Nebenläufigkeit, Objektorientierung, Ausnahmen, Signale usw), ist damit gar nicht darstellbar.
Auf unterster Ebene mag man bei jeder Art von imperativer Programmierung strukturierte Bausteine haben, die man mit einem Struktogramm darstellen kann, aber auch da sehe ich kaum einen Nutzen.
Ein Struktogramm ist auch nur eine Implementierung, genau wie echter Code. Es zeigt nicht die Absicht oder den Zweck, es zeigt eine Umsetzung. Ich kann Fehler in echtem Code leichter finden als Fehler in Struktogrammen. Wenn ich zwischen Anforderung und Implementierung noch einen Zwischenschritt in Form eines Struktogramms hänge, habe ich eine zusätzliche Fehlerquelle. Man sieht es doch an dieser Aufgabe: Zusätzlich zu dem "gesuchten" Fehler steckt ein weiterer im Struktogramm, und ich gehe nicht davon aus, dass das beabsichtigt war.
Als Lehrinstrument, um in die prozedurale Denkweise reinzukommen, mag es geeignet sein. Als verallgemeinerte Syntax, um Verwirrung durch Unterschiede in konkreten Sprachen zu vermeiden, auch noch. Aber als Planungsinstrument in der Praxis? In meinen Augen nicht.