Berufsakademie vs. Fachinformatiker AE

[Marcl]

Hey da draußen!

Ich habe eine weniger technische, sondern eher eine organisatorische Frage in der Fachinformatikerwelt.

Ich setze mich im Moment mit dem Thema auseinander, wo die Ausbildungsunterschiede zwischen dem

"Fachinformatiker Anwenungsentwicklung"

und dem

"Bachelor of Science" (der zukünftige Dipl. Wirtschaftsinformatiker)

liegen.

Kurz zur Erklärung: Ich soll für unseren Personalvorstand Vorteile darstellen, da der Bachelor of Science möglicherweise eine weitere Ausbildungsform werden soll.

Wie würdet ihr überzeugen wollen?

Liebe Grüße

Marcl

[sxs]

Ausgerechnet bei den beiden ist es schwierig, da die Ausbildungsinhalte selbst kaum unterschiedlich sind. Der große Unterschied liegt in der Art der Ausbildung. Beim Fachinformatiker hängts davon ab für den theoretischen Teil eine gute Berufsschule zu finden. Den praktischen Teil hat ja die Firma selbst in der Hand.

Leider muss man sagen, das die Berufsschulen häufig nicht in der Lage sind die im Berufsbild verankerten Ausbildungsinhalte zu vermitteln. Andererseits kann man sich auch ziemlich einfach durchs Studium mogeln, so daß auch hier nicht garantiert ist, das die Ausbildungsinhalte vollkommen vermittelt sind. Die Chance ist allerdings größer.

Der Bachelor ist als akademischer Grad auch vielseitiger ausbaubar. (Postgraduale Studien, usw) das nutzt aber mehr dem Berufsanfänger und weniger der ausbildenden Firma. Tendenziell herrscht die Meinung das man die Akademiker auch für gleiche Arbeit besser bezahlen muss (Das ist nicht meine Meinung!!!!). Auch nicht gerade eine tolle Vorstellung für den AG.

Es ist sehr schwer zu vermitteln. Es ist in Deutschland ja nichtmal rechtens die Leute denen man das Studium möglicherweise finanziert eine Zeit an die Firma zu binden, so daß auch ein nicht unerhebliches Risiko besteht, das die Leute nach dem Studium abwandern.

[Marcl]

Hm, dass sind dann wohl alles Nachteile.

Ein Stück noch zu der Ausbildung des Fachinformatikers:

Unsere Firma hat eine sehr "eigene" Ausbildung des Fachinformatikers. Die Berufsschullehrer sind fast immer die Selben und kennen somit die genauen Vorstellungen des Lehrinhalts der Arbeitgeber.

Es wird in diesem Zusammenhang versucht jede Unterrichtseinheit sehr praxisnah zu gestalten, was auch teilweise sehr gut umgesetzt wird.

Ist es also möglich eine noch bessere Zusammenarbeit mit einer Berufsakademie aufzubauen?

Sind die Lehrinhalte wirklich alle nahezu die Selben, oder wird in der Akademie so gelehrt, dass man sagen kann: "OH, die Schlagen in diesem Bereich die Fachinformatiker bei weitem!"?

[sxs]

Naja bei der engen Zusammenarbeit mit der Berufsschule wirds wohl sehr schwer eine "maßgeschneiderte" Ausbildung durch ein allgemeines Studium zu ersetzen. Mir will da jetzt auf Anhieb kein Argument einfallen, das den AG überzeugt.

Eins gäbe es vieleicht. Durch das "bessere" Angebot ein BA - Studium bei der Firma zu machen, bekommen sie vieleicht noch bessere Bewerber, da der AG dadurch natürlich attraktiver wird. Das natürlich nur wenn der AG da einen Bedarf sieht.

[Marcl]

Naja, mir fällt dazu spontan ein das die Bewerber nicht "Verallgemeinert" werden. Für die Ausbildung zum Fachinformatiker bei uns wird mindestens das Fachabitur verlangt. Mit diesem Fachabitur darf man nicht an einer Akademischen Ausbildung teilnehmen.

Azubis mit einem höherem Bildungsgrad, also mit der Allgemeinen Hochschulreife oder der Fachgebundenen Hochschulreife, die an einer solchen Akademie Ausgebildet werden dürften, würden also näher an deren Bildungsgrad ausgebildet werden.

Wenn man alle zusammensteckt kann es also evtl. zu Motiviationsverlust u.ä. für jene kommen, die auch akademisch Ausgebildet werden könnten.

EDIT: Ich bin für jeden weiteren Vorschlag / Vorteil für die Akademie sehr dankbar.

[sxs]

Das Fachabitur berechtigt sehr wohl zum Studieren. Dei Studiengangswahl ist nur eingeschränkt. Dafür bereitet das Fachabi aber auch gezielter darauf vor. Ein Azubi der demotiviert wird, weil er eine Ausbildung macht, anstatt das der AG ihm das Studium finanziert, weil er ja prizipiell Studieren könnte, hätte keine Ausbildung machen sollen. Für mich ist das kein starkes Argument. In Ingenieurberufen wäre eine Argumentation viel leichter, da ein akkreditierter Abschluss gemacht wird, der für verschiedene Positionen notwendig ist. Für den Informatiker wirds schwer denke ich.

[Marcl]

Ja ich gebe dir da in allen Punkten vollkommen Recht. Und genau aus dem Grund hab ich mich an dieses Forum gewandt.

Es war auch nur eine Idee, dass es Azubis gegeben könnte die dadurch einen Motivationsverlust erleiden.

Und je mehr ich mich in die Materie reinlese, desto mehr kommt mir der Gedanke das der Fachinformatiker die bessere Alternative ist.

Nur leider ist es meine Aufgabe, genau dass zu wiederlegen. Meine Gedanken sind da nur nebensächlich.

[mardi]

Wie sieht es denn damit aus beides zu kombinieren? Es gibt doch viele Firmen, die eine Kombination aus Ausbildung und Studium anbieten und das bestimmt nicht ohne Grund.

Ich kenne mich da nicht mit den BAs aus, aber beispielsweise die FHDWs in NRW (FHDW - Fachhochschulen der Wirtschaft) bieten so etwas an und ich denke bei den BAs wird es sowas auch geben.

Ich selbst habe eine verkürzte Ausbildung zur FISI gemacht (1. und 2. Jahr) und gleichzeitig die ersten 2 Jahre des Studiums zur Diplom-Wirtschaftsinformatikerin gemacht. Bin jetzt im 3. Jahr des Studiums.

Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich den großen Vorteil darin sehe, dass man fundiertere BWL-Kenntnisse im Studium dazugewinnt, die in der Berufsschule nur ansatzweise vermittelt werden. Es sind schon die gleichen Inhalte, wobei bei der Berufsschule eher die Praxis, sowie konkrete Aufgabenstellungen und beim Studium eher die Theorie und ein breiteres Spektrum an Inhalten im Vordergrund stehen.

Das ist natürlich meine persönliche Einschätzung, aber vielleicht hilft es dir ja.

Viele Grüße!