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Was kommt auf mich zu, wenn ich Informatik studiert habe?


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Geschrieben

Hallo Community,

mal angenommen ich habe Informatik zu Ende studiert, was für Berufsmöglichkeiten habe ich noch. Ist es wirklich so, dass man dann den ganzen Tag vor einem Computer sitzen muss und irgendwas vor sich hintippt oder was kann man mit so einem Abschluss sonst noch machen?

Viele Grüße

Geschrieben

Ich glaube, bis man "zu Ende" studiert hat, gibt´s wieder so viel Neues, daß man gleich wieder von vorne anfangen kann und das soeben Erlernte größtenteils schon hoffnungslos veraltet ist.

Natürlich muß man nicht nur rumtippen - wieviel Du Deiner Zeit damit verbringst hängt aber auch davon ab, was für einen Job Du Dir aussuchst. Das mit dem "rumtippen" ist eh nur so ein Gerücht. Ich habe persönlich keinen kennen gelernt, der ausschließlich "rumtippt". Informatik alleine reicht eh nicht aus. Damit man mit seinem Wissen ordentlich was anfangen kann muß man über den theoretischen Tellerrand hinaus schauen und sich mit Technik/Wissenschaft/Kundenwünsche/Systemlandschaften und schon vorhandener Software auseinander setzen. Bei manchen Projekten kann die Planung/Entwicklung weitaus zeitraubender sein als die technische Umsetzung und das "Herumgetippe".

Geschrieben

Du hast genau die Möglichkeiten, die Du Dir selbst eröffnest. Es gibt soviele Dinge, von Du nicht mal einen Hauch von Ahnung hast, daß es sie gibt. Während dem Informatikstudium, erfährst Du dann von vielen Dinge, die Du nicht weißt. Dort ist der Punkt, wo dann ein Uni-Mensch hinwagen kann.

Aber es hindert dich niemand daran, nachher 'gewöhnliche' Softwareentwicklung zu machen. Oder Taxifahrer, Schuhverkäufer oder Kanalräumer.

Ja ich bin Uni-Informatiker, und sitz den ganzen Tag vorm Computer und tipp was vor mich hin (und zwar den Code für die Software, die ich zurzeit im Alleingang entwickle (3-Mann-Betrieb)). Bin 'nur' gewöhnlicher Softwareentwickler. Meine derzeitige Arbeit hat nix direkt mit dem zu tun was ich auf der Uni gelernt hab. Aber die Denkmodelle, Systematiken und Arbeitsmethoden, die ich auf der Uni vermittelt bekommen hab, helfen mir allerdings sehr.

Geschrieben

Hallo,

ich bin noch im Studium und ich habe eine Ausbildung aus FIAE gemacht, so dass ich das "rumsitzen vor dem PC" aus der Ausbildung kenne. Ich selbst möchte nach dem Studium aber eher in die Forschung im Bereich KI / maschinelles Lernen. Damit habe ich eher mit mathematischen Sachen zu tun, der Computer ist dann eher "Hilfsmittel" zu Lösung von Problemen. Ich denke pauschal wirst Du hier sehr viele Antworten bekommen.

Einmal musst Du unterscheiden, wo Du Dein Studium machst, BA, FH oder Uni. Dann welches Fach Du studierst und welchen Schwerpunkt Du hast. Ob Du nun Wirtschaftsinformatik, technische, praktische Informatik studierst, dann evtl dort noch einmal einen Schwerpunkt wählst, kannst Du natürlich Dein Arbeitsumfeld wählen. Du kannst vom Support beim Kunden bis zur Softwareentwicklung, Projektmanagement, Leitung oder Forschung alles machen.

HTH Phil

Geschrieben

Ich denke, der Beste Weg ist, sich erst zu überlegen, was man machen möchte (im Beruf) und sich dann das richtige Studium dazu herauszusuchen.

Wenn du uns sagst, was du gerne machen möchtest und was eher nicht so gerne, können wir dir bestimmt noch besser weiter helfen.

Geschrieben
Ich glaube, bis man "zu Ende" studiert hat, gibt´s wieder so viel Neues, daß man gleich wieder von vorne anfangen kann und das soeben Erlernte größtenteils schon hoffnungslos veraltet ist.

Naja die Turing Maschine wird es auch nach dem Studium noch geben. Die mathematischen Grundlagen, Complierbau etc werden auch noch so bestehen bleiben.

Meiner Meinung nach ist die IT Branche sowies lange nicht so schnelllebig wie sie es selbst immer von sich behauptet. In vielen Fällen ist es alter Wein in neuen Schläuchen. Und wirklich produktiv eingesetzt wird sowieso nur ein Bruchteil von dem was es alles gibt.

Dim

Geschrieben

Die Konzepte, die einem im Informatikstudium vermittelt werden, sind immer gültig und haben sich zum Teil seit Jahrzehnten nicht geändert. Natürlich gibt es einen schnelllebigen Teil in der Informatik, aber der ist vernachläßigbar klein. Schnellebig ist nur die Informatikindustrie, aber nicht die Informatik als Wissenschaft per se.

Geschrieben

Natürlich ist nicht gleich alles innerhalb weniger Jahre komplett veraltet, allerdings wächst Neues so schnell hinzu, daß man praktisch niemals wirklich "fertig" ist.

Ich glaube, bis man "zu Ende" studiert hat, gibt´s wieder so viel Neues, daß man gleich wieder von vorne anfangen kann und das soeben Erlernte größtenteils schon hoffnungslos veraltet ist.

Mit dem "von vorne anfangen meinte Ich, daß es ausreichend Neues gibt, um nochmal ein Studium neu zu beginnen - vielleicht habe ich mich dabei wirklich etwas blöd ausgedrückt. Das mit dem hoffnungslos veraltetem bezieht sich nicht etwa nur auf Theorie, sondern auf alles insgesamt. Es ist ein großer Unterschied zwischen Theorie und Praxis, das merken viele Studierte erst, wenn sie ins echte Leben eintauchen (hängt natürlich auch vom Einsatzort ab).

Ich habe mich vor einiger Zeit mit einer Mathematikerin zusammengesetzt und nach der Lösung eines Problems gefragt, welches mir im Vorfeld schon klar war. Sie war überzeugt davon, daß man die Lösung ganz leicht in eine Formel packen kann. Das haben übrigens davor schon andere große Köpfe getan und das Ergebnis war ernüchternd, weil es nahezu in jedem Fall falsch und weit entfernt von der Realität war. Das echte Ergebnis läßt sich eben nur über eine aufwändige und komplizierte Simulation herausfinden, aber erklär das mal einem Mathematiker, der sich mit sowas selbst noch nie beschäftigt hat und denkt, alles lasse sich in einer Formel beschreiben. Man hat nie ausgelernt, auch wenn man ein Meister seines Fachs ist - und wer das tatsächlich glaubt, entwickelt sich selbst nicht mehr weiter.

1+1 wird auch morgen noch 2 sein, aber es geht auch nicht um grundlegende Theorien. Alte Methoden/Technologien werden von Neuentwicklungen aber trotzdem recht schnell überholt und machen aus diesen oft - obwohl theoretisch immer noch gültig - schnell Altes. Das gilt für Technik ebenso wie Theorie. Irgendwas muß man ohnehin lernen, aber man sollte nicht glauben, irgendwann alles zu können und es hinter sich zu haben. Vielleicht erscheinen Grundlagen immer gleich zu sein, aber auch das kann sich ändern und oftmals verschließen die bekannten Grundlagen die Sicht auf neue und effektivere Ansätze.

Natürlich gibt es einen schnelllebigen Teil in der Informatik, aber der ist vernachläßigbar klein. Schnellebig ist nur die Informatikindustrie, aber nicht die Informatik als Wissenschaft per se.

Ich glaube, das trifft es am ehesten, was ich meinte. Der Einsatz der Informatik entwickelt sich schon sehr stark. Die Grundlagen werden erweitert und geändert. Heute berechnet üblicherweise keiner mehr 3D-Grafik über pseudo-Voxel a la Comanche oder Raycastern wie Wolfenstein 1. Natürlich ist die Theorie dahinter nicht veraltet, aber eben nicht mehr Stand der Technik.

Noch ein Beispiel: Datenkompression. Lange Zeit hat es ausgereicht, gleiche Bytes und Bytefolgen mit Abständen zu vercoden. Irgendwann kam man auf die Idee, die Vercodung selbst zu optimieren um bessere Ergebnisse zu erzielen, irgendwann kam man auf das Clustern und Vorsortieren der Daten vor der Kompression, dann entwickelten sich verlustbehaftete und verlustfreie Kompressionstechniken und optimierte Techniken für unterschiedliche Datenarten, DCT kam dann auch noch hinzu und die Mathematische Kompression. Heute ist man schon bei Numbercrunchern für 3D-Daten/Fließkommazahlen und das wird auch noch nicht das Ende sein, da sich schon seit zig Jahren im Hintergrund die fraktale Datenkompression fortschreitend entwickelt. Das Thema alleine ist schon so flexibel und eine Wissenschaft für sich geworden, daß man damit locker viele viele Jahre verbingen kann.

Es ging mir aber eher darum, dem Fragesteller, der wissen wollte, "Was kommt auf mich zu, wenn ich Informatik studiert habe", aufzuzeigen, daß man gerade mit einem Studium nie einfach in "rumgetippe" verendet und man je nach Tätigkeitsfeld/Projekt/Auftraggeber sich in andere neue Bereiche einarbeiten muß, um überhaupt etwas tun zu können, welche für sich oft schon vom Wissensumfang ein komplettes Studium eröffnen können. Die theoretische Informatik ist zwar nützlich fürs Verständnis, reicht aber selten alleine aus, wenn man plötzlich z.B. im Bereich Turbinenkonstruktion, FEM-Strömungssimulation, Umformtechnik oder sonstwo landet. Schon allein Flugzeug-, Medizin-, Autotechnik und Elektronik sind so umfangreich, daß ein Menschenleben wohl kaum noch ausreicht um sich überall komplett einzuarbeiten. Informatik ist nicht nur Internet und Spiele, es gibt auch noch ein paar andere Welten da draußen, die sich so radikal entwickelt haben und weiterentwickeln, daß jeder noch so kleine Teilaspekt dort einen sehr leicht für viele Jahre beschäftigen kann.

Was auf einen zukommt, bestimmt man aber auch zum großen Teil selbst, nämlich, in welchen Bereich für welche Tätigkeit man sich bewirbt. Solch lapidare Fragen kann man nicht in simplen Einzeilern beantworten.

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