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Geschrieben

Solange die Angestellten der Meinung sind, das sie gerecht bezahlt werden, haben sie IMHO auch keinen Grund miteinander über ihr Gehalt zu sprechen (über Geld spricht man nicht, man hat es). Andererseits könnte man bei einem AG, der es per Arbeitsvertrag verbieten will, das sich die AN über ihr Gehalt unterhalten, denken, das er etwas zu verbergen hat. Und dieser Eindruck könnte dann auch potentielle AN abschrecken.

Ergo: versuchen, die Bezahlung der AN zu verschweigen ist für AG eher kontraproduktiv. Niemand erwartet bei einem 5 Mann-Betrieb eine Bezahlung nach Tarif, aber wie ein AG bezahlt (unter Tarif, über Tarif oder branchenüblich) sollte eigentlich kein Geheimnis sein, solange man es begründen kann.

Und zum Thema Gerechtigkeitsempfinden: Wenn z.B. 2 gleichaltrige Angestellte mit vergleichbaren Lebensläufen eine vergleichbare Arbeit in der selben Firma verrichten, Angestellter A sich nur einen 10 Jahre alten Kleinwagen leisten kann, während Angestellter B mit einem 5er BMW neuste Baureihe zur Arbeit kommt, ist es durchaus nachvollziehbar, das sich Angestellter A ungerecht bezahlt fühlt. ;)

Geschrieben
Und zum Thema Gerechtigkeitsempfinden: Wenn z.B. 2 gleichaltrige Angestellte mit vergleichbaren Lebensläufen eine vergleichbare Arbeit in der selben Firma verrichten, ...

Du klammerst in deiner Betrachtung komplett die menschliche Perspektive aus und behandelst Angestellte wie arbeitende Maschinen?

Wenn 2 das Gleiche tun, dann machen sie noch lange nicht das Selbe. Damit ist eine Unterschiedlichkeit in den Gehältern bei unterschiedlichen Erfolgen bzw. Beziehungen etc. durchaus gerechtfertigt.

Ein introvertierter Familienvater, welcher seine Arbeit nachgeht ist sicher anders zu behandeln, als ein karriereorientierter Single, dem Luxus wichtiger ist, als das Lachen von Kindern. (was besser oder schlechter ist, mag jeder für sich selbst herausfinden).

Entsprechend wird auch das Statussymbol / Fortbewegungsmittel namens Auto entsprechend anders ausfallen (wobei man hier nicht einmal Rückschlüsse auf das Gehalt ziehen mag.)

Geschrieben (bearbeitet)

Die "vergleichbaren Lebensläufe" kannst weglassen, da das auch keine Rolle spielen darf, wenn es gerecht sein soll. Und diese absolut "vergleichbarer Arbeit", die du meinst findest nur bei ordinärer Akkordarbeit, die es in unserer Branche (bzw. in nahezu allen Angestellenverhältnissen) nunmal nicht gibt. Dort sind die Messgrössen der Leistung eben schwammig und daher auch das Gehalt.

Bearbeitet von bigvic
typo
Geschrieben
ZWenn es tatsächlich Fachkräftemangel geben würde, dann würden die Gehälter für NEUE Mitarbeiter zwangsläufig nach oben schiessen, da man sonst keine bekommt.

Vielleicht kann das Unternehmen auch nicht mehr zahlen, da man sonst kein Gewinn macht bzw. die Ausgaben für das

jeweilige Projekt so hoch sind, dass der Projekt nicht lohnt und sie dann lieber auf das Projekt verzichten?

Es ist klar, dass einige Projekte durchgeführt werden müssen und dort Firma bereit ist mehr auszugeben.

Aber sagen wir, Consultig AG hat 3 Aufträge von 3 verschiedenen Firmen, von jedem Projekt zahlen die Firmen der Consultig AG jeweils 1 Mio.

Für 2 Projekte haben sie genug MA, für Dritten nicht. Wenn sie jetzt neuen MA mehr Kohle geben müssten, müsste 3. Firma mehr als

1. Mio zahlen. Diese 3. Firma wird es aber nicht tun, da eine andere Consultig Firma das Projekt auch für 1 Mio. Euro durchführen würde.

(Oder Consultig AG macht den dritten Projekt ohne Gewinn, so arbeitet aber keine Firma)

Ist nur meine Theorie.

Geschrieben (bearbeitet)
Vielleicht kann das Unternehmen auch nicht mehr zahlen, da man sonst kein Gewinn macht bzw. die Ausgaben für das

jeweilige Projekt so hoch sind, dass der Projekt nicht lohnt und sie dann lieber auf das Projekt verzichten?

Ja klar, das ist Alltag in JEDER Firma. Man macht eine Kostenrechnung und gibt ein Angebot ab - wenn man zu teuer ist (egal aus welchem Grund), dann bekommt man den Auftrag nicht. Wenn man immer teurer (und nicht besser) als die anderen ist und keine Aufträge bkeommt, muss man schauen woran das liegt und wie man das ändern kann (Senkung von Lohnkosten, Materialkosten, Mietkosten, Lagerkosten, Bürokratiekosten, Steuern, Versicherung, ... - ein Controller schreibt dir hier aus dem Stegreif 1000 Dinge hin) . Marktwirschaft eben. Wo ist das Problem?

Wenn es einen Mangel an Fachkräfte gibt, dann gibt es auch den Mangel an Dienstleistern die Projekte anbieten können und damit steigen auch die Preise für den Kunden. Das ist ja eine Kette, die man nicht irgendwo auftrennen kann. Wenn es genug andere Anbieter gibt, die das auch (günstiger) können, dann besteht ja offensichtlich kein Mangel.

Bearbeitet von bigvic
Geschrieben

Der dritten Firma würde das Projekt zu teuer sein, und sie nutzten deswegen noch paar Jährchen ihre alte Software. Obwohl sie gerne

auf aktuelle Software nutzten würden.

D.h. am Ende, wenn MA 45k bekommt, läuft das Projekt, wenn MA 60k bekommen soll, dann läuft das Projekt nicht.

Geschrieben

Aber nochmal ... wenn es ein Mangel an Fachkräften gäbe, dann hat man als AN eine Auswahl an AG. Und was interessiert mich dann das rumgejammere irgendeines Unternehmens, warum es nicht mehr zahlen kann. Ich nehme das Angebote des Höchstbietenden an (wie bei ebay). (> Wenn man jetzt mal nur das monetäre betrachtet).

Geschrieben (bearbeitet)

Ich verstehe ja das Prinzip von

Fachkräfte fehlen = hohes Gehalt der Fachkräfte die noch da sind

aber ich denke das hinkt ein bissi. Bei uns in der Region gibts einige IT-Firmen die über Projektarbeit ihr Geld machen. Wenn die Unternehmen nun Anfragen vom Kunden bekommen und nicht genug Mitarbeiter haben, dann versuchen sie in erster Linie neue Mitarbeiter zu bekommen. Finden sie keinen wird das Gehalt nicht angepasst und die Leute besser bezahlt sondern dann wird das Projekt einfach nicht angenommen.

Der Leidensdruck jmd anzustellen scheint m.E. nicht groß genug.

Immerhin gibt es noch die Freiberufler etc.

(Ausnahmen gibts natürlich immer)

p.s. ich weiss nicht wie es in anderen Städten aussieht.. aber hier werden qualifizierte Mitarbeiter überall gesucht und man kann sich seinen AG eigentlich aussuchen, wenn man entsprechend das kann, was die Unternehmen gerade wollen.

Bearbeitet von Cleo
Geschrieben
[...]Bei uns in der Region gibts einige IT-Firmen die über Projektarbeit ihr Geld machen. Wenn die Unternehmen nun Anfragen vom Kunden bekommen und nicht genug Mitarbeiter haben, dann versuchen sie in erster Linie neue Mitarbeiter zu bekommen. Finden sie keinen wird das Gehalt nicht angepasst und die Leute besser bezahlt sondern dann wird das Projekt einfach nicht angenommen. [...]
...oder aber sie nehmen sich externe (Leiharbeiter, Consultants, Arbeitnehmerüberlassung, oder was auch immer) Hilfe.
Geschrieben

Naja ... die Unternehmen die ich meine sind schon Firmen die an Großkonzerne Leute verleihen ;P

aber ja.. auch das passiert, dass die Firmen untereinander für einen anderen Kunden nochmal Leute austauschen.

Aber es funktioniert und die Bezahlung der Mitarbeiter ist weitgehend echt gut und liegt sogar teilweise über dem Gehalt der internen Mitarbeiter der Konzerne.

Geschrieben

Aber es funktioniert und die Bezahlung der Mitarbeiter ist weitgehend echt gut und liegt sogar teilweise über dem Gehalt der internen Mitarbeiter der Konzerne.

Das ist ja selbstverständlich. Ein (freiberuflicher) Consultant o.ä. kostet natürlich mehr - das ist ja das Konzept (>höhere Kosten für projektbezogenes Spezialistenwissen ohne lang suchen zu müssen für eine Einstellung und ihn schnell wieder los werden, wenn er nicht mehr gebraucht wird).

Geschrieben
was nicht heisst, dass der eingesetzte MA dann arbeitslos ist

Natürlich nicht - oftmals muss man auf sehr gute Leute sogar noch warten und hoffen das diese noch nicht über Monate komplett ausgebucht sind.

Geschrieben

Ich habe den Eindruck, dass sich viele Unternehmen momentan etwas stur anstellen und einerseits über Fachkräftemangel beklagen, aber andererseits auch nicht bereit sind, die Ansprüche an ihr Personal runterzuschrauben.

Zum Vergleich: Nach dem Krieg gab es überall viel Arbeit zu erledigen. Die großelterliche Generation meiner Verwandtschaft hat in Osteuropa gelebt und wurde vertrieben. Sie waren seit Generationen ausgewandert, kannten Deutschland überhaupt nicht und stammten aus einem Dorf, in dem es noch nicht einmal Strom gab. Dennoch fanden sie alle gute Jobs und machten ihren Weg. Die Bereitschaft war vorhanden, auch Leuten mit weniger Skills eine Chance zu geben und diese zu befähigen.

Heute würde es sich anbieten, Leuten mit lückenhaften Lebensläufen und Quereinsteigern eine Chance zu geben. Stattdessen erwartet man von seinen Azubi-Kandidaten weiterhin, dass sie möglichst ein Abitur mitbringen, Vorerfahrungen haben und die Softskills schon beim ersten Eindruck passen mit der Folge, dass der Aufschwung an der jungen Generation vorbei geht.

Die Bereitschaft ist einfach nicht vorhanden, sich auch auf Leute einzulassen, die dem Arbeitgeber zumindest vorerst mehr Mühe bereiten. Wäre das vor 60 Jahren genauso wie heute gewesen, dann hätte ich Deutschland zu einem einzigen sozialen Brennpunkt entwickelt.

Geschrieben

@GoaSkin:

DaS mit dem Abitur oder Fachabitur haben hat aber oftmals einfach den Hintergrund, dass die Bewerber dann älter und (so hoffen die Betriebe) vernünftiger sind.

Und es gibt durchaus noch immer genug Firmen, bei denen man auch Chancen hat, wenn man nicht 100%ig passt oder beispielsweise kein Abi vorweisen kann.

So verallgemeinern würde ich das jedenfalls nicht.

Geschrieben
@GoaSkin:

Und es gibt durchaus noch immer genug Firmen, bei denen man auch Chancen hat, wenn man nicht 100%ig passt oder beispielsweise kein Abi vorweisen kann.

So verallgemeinern würde ich das jedenfalls nicht.

Verallgemeinern will ich das ja nicht. Wer allerdings die Möglichkeit nicht nutzt, seine bestehenden Leute weiterzubilden, der braucht aber auch nicht darüber zu jammern, keine Fachkräfte zu finden. Und leider gibt es genug Pappenheimer, die nicht bereit sind, etwas in die Qualifikation ihrer Mitarbeiter zu investieren, aber es für selbstverständlich halten, dass es diese auf dem freien Arbeitsmarkt gibt. Und man führt sich dabei nicht vor den Augen, dass deren Qualifikation einmal entweder aus Steuermitteln von der Allgemeinheit oder durch andere Firmen ermöglicht wurde.

  • 2 Wochen später...
Geschrieben

Genauso seltsam finde ich meinen Ausbildungsbetrieb.

Die Wirtschaft beschwert sich über die mangelnde Praxis-Erfahrung der Uni-Absolventen, aber mein Ausbildungsbetrieb bietet mir als Azubi nicht einmal Praxis. Ich lerne fast jede Woche nur Theorie. Selbst an einer FH hat man mehr Praxis.

Hinzu kommt das Verbot der Weiterbildungen. Im Mitarbeitergespräch habe ich den LPIC-1 vorgeschlagen. Die Geschäftsführung war aber strikt dagegen, weil vorher noch nie ein Azubi eine Zusatzqualifikation erwerben wollte.

Was wollen die Betriebe dann für Fachkräfte?

Mir bleibt nichts anderes übrig, als mich heimlich fortzubilden und während der Urlaubszeit die Prüfungen abzulegen.

Geschrieben

Mir bleibt nichts anderes übrig, als mich heimlich fortzubilden und während der Urlaubszeit die Prüfungen abzulegen.

Oder den Betrieb schnellstmöglich zu wechseln. Das ist ja ungeheuerlich. Außederm gibt es so was wie Bildungsurlaub.

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