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Geschrieben
Hi Carsten!

Ich für meinen Teil muss sagen, dass es mit die beste Entscheidung meines Lebens war. Ob ich es als "Offenbarung" bezeichnen würde, weiss ich nicht.

So ist es. Das kann ich absolut nachvollziehen, denn mir ging es genauso. Nur alleine die Ausbildung hätte mich auf Dauer nicht zufrieden gemacht. Ich habe gemerkt, dass ohne Studium einfach etwas fehlt, und zwar durchaus etwas Wichtiges. Deshalb bin ich ja auch froh darum, dass ich mich damals dazu entschlossen habe, den Beruf aufzugeben, nochmal zur Schule zu gehen und nach dem Abi zu studieren. Es war auch für mich die beste Entscheidung, die ich treffen konnte.

Aber das Studium öffnete mir die Augen für Zusammenhänge, an die ich vorher nicht einmal gedacht habe. Ich habe immense Freude daran. Es ist immer wieder ein "Aha"-Erlebnis.

Kann ich wirklich verstehen. Und es ist ja auch gut so, denn das ist (als einer von mehreren Aspekten) auch Sinn und Zweck eines Studiums, einfach mal ein wenig über den Tellerrand hinauszuschauen.

Nachdem mein Studium jetzt zu Ende ist, werde ich wohl die Möglichkeit nutzen, im Zweitstudium noch einen Master dranzuhängen, der hier bei uns glücklicherweise angeboten wird. Dafür müssen dann zwar Studiengebühren bezahlt werden, ich mach es aber höchstwahrscheinlich trotzdem. Ich denke, das lohnt sich. Dafür muss man nur 4 Semester zusätzlich investieren, das geht noch.

Dass Dir dein Studium vielleicht nicht derart viel Freude bereitet ist ja vollkommen in Ordnung. Spricht ja nichts dagegen auch eine, fundierte, kühle oder objektive Sicht auf das Studium zu haben.

Sicherlich ja. Ist verständlich, immerhin ist es ja nicht der hauptsächliche Zweck eines Studiums, dass es Spaß und Freude machen soll (wäre schön, wenn es so ist, nur eben nicht immer).

@Scarlet

Schade, dass Du abgebrochen hast. Auch bei einem Wirtschaftsrecht-Studium (wurde auch an unserer Nachbar-FH angeboten) gibt es ja ein Praxissemester, also kann man das Argument "keine Praxis" so wohl nicht ganz stehen lassen ...

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Geschrieben

@fach_i_81: Ich hätte im 6. Semester ein 9-wöchiges Praktikum gemacht. Erst am Ende des Studiums quasi. Zudem war der ganze Studiengang ziemlich schlecht geplant mit Bachelor (war Versuchskarnikel, da der Studiengang auf der Uni zum ersten mal als Bachelor-Studiengang angeboten wurde).

Viel von Praxis hätte ich da nicht gesehen. Und da 9 Wochen innerhalb von 3 Jahren nicht gerade viel sind, denke ich nicht, dass das jetzt viel bringt im Gegensatz zu einer Ausbildung.

Meine Chefs (beide Dipl. Wirtschaftsinformatiker) meinten, dass sie vielleicht 10 % vom Studium gebrauchen können.

Ich glaube, dass deswegen auch viele Arbeitgeber lieber Fachinformatiker suchen, weil diese wirklich Praxis haben und sich echt gut in ihrem Bereich auskennen. Ein Informatiker hat zwar von vielem mal was gehört oder gelernt, aber am Ende wird er auch einen Bruchteil vom Studium brauchen. Und ihm fehlt die Praxis. Zudem erwartet ein Akademiker mehr Gehalt als ein FI im Regelfall.

Ist halt meine Meinung. Ich denke ein Student wird hier die Meinung vertreten, dass sein Studium die richtige Wahl ist und ein Azubi wird seine Ausbildung als richtig ansehen. Ich habe beide Seiten kenengelernt und habe mich eben für eine Ausbildung entschieden. Hat beides Vor-und Nachteile.

MfG

Geschrieben (bearbeitet)

@Scarlet

Hm, verstehe. Wieder mal das leidige Thema - Bolognareform, Umstellung auf Bachelor und Master. Mein altes (damaliges) Studium, mit dem ich zuerst begonnen habe (BWL) war ja auch Bachelor, es war damals an unserer FH auch der erste Jahrgang. Da ist sicherlich einiges nicht optimal gelaufen ... (erst letzte Jahr im November gab es ja wieder einmal die großen Demonstrationen und Proteste gegen die Bolognareform).

Und ja, es ist natürlich nicht sehr angenehm, wenn der eigenen Jahrgang der allererste ist, der Bologna/Bachelor-Master über sich ergehen lassen muss ...

An unserer Partner-FH wird Wirtschaftsrecht auch angeboten - aber auch bei denen wäre das Praktikum erst im letzten Semester drangewesen, Semester 1 bis 5/6 nur Theorie ...

Viel Spaß noch in der Ausbildung,

Gruß fach_i_81

Nachtrag, gerade hab ich das hier gefunden:

Tagesschau, OECD-Bildungsbericht vorgestellt: Hochschulausbildung lohnt sich

http://www.tagesschau.de/inland/oecdbildung100.html

hier noch ein Video, Tagesschau,

OECD-Bildungsbericht: Einkommensvorsprung von Akademikern wird immer größer

http://www.tagesschau.de/multimedia/video/ondemand100_id-video768450.html

Bearbeitet von fach_i_81
Nachtrag
Geschrieben
Meine Chefs (beide Dipl. Wirtschaftsinformatiker) meinten, dass sie vielleicht 10 % vom Studium gebrauchen können.

Rein interessehalber: Könntest du die zwei mal fragen, ob die beiden auch Chefs geworden wären, wenn beide kein Diplom hätten?

Zu deinem abgebrochenen Studium kann ich nur sagen: Weiß man das nicht zuvor, dass bei einem Studium Wirtschaftsrecht vor allem an einer Universität kaum Praxis gelehrt wird? Ich könnte mir vorstellen, dass du ein Studium an einer praxisorientierten Hochschule im Bereich Wirtschaftsinformatik wie in Deggendorf nicht abgebrochen hättest.

Grüße

Geschrieben
Rein interessehalber: Könntest du die zwei mal fragen, ob die beiden auch Chefs geworden wären, wenn beide kein Diplom hätten?

Die Antwort ändert aber nichts an dem vakant hohen Anteil an Studienwissen der für den Job nicht relevant ist, den ich auch von vielen meiner diplomierten und promovierten Kollegen kenne (zumindest deckt sich deren Aussage mit der von Scarlet). Für mMn ca. 90% der Jobs in der IT benötigt man kein (mathelastiges) Informatikstudium, sondern kann diesen auch mit einer soliden FI Ausbildung (inkl. Weiterbildungen die auch ein Akademiker benötigt) vollständig ausfüllen. Das widerum ändert nichts daran, dass du in der Tat Recht hast, dass viele (deutsche) Firmen für Führungspositionen idR lieber Akademiker einstellen und man auch bei "normalen" Fachstellen mit Diplom meist höhere Chancen hat diese zu bekommen - zumindest als Berufseinsteiger.

Geschrieben

Ob nun 10% oder nicht ist doch auch gar nicht so wichtig. So ist es doch bei jeder Ausbildung, die man im Leben macht. Dass, was man auf der weiterführenden Schule macht, benötigt man auch häufig nicht. In der dualen Ausbildung ebenfalls und im Studium sowieso. Wahrscheinlich ist > 95% des Wissens das man hat, für die Ausführung des Berufs völlig unwichtig, aber will man deswegen wie ein dressierter Affe eine Minimalausbildung durchlaufen? Ich denke, dass Menschen, die gut in ihrem Beruf sind, dies auch sind, weil sie eben auf ein breites Spektrum an Wissen und Fähigkeiten zurückgreifen können. Es hat - wie bereits gesagt - auch etwas damit zu tun, mal über den Tellerrand guckt.

Geschrieben (bearbeitet)
Wahrscheinlich ist > 95% des Wissens das man hat, für die Ausführung des Berufs völlig unwichtig, aber will man deswegen wie ein dressierter Affe eine Minimalausbildung durchlaufen?

Natürlich nicht. Für das Individuum ist nahezu jede Wissenserweiterung erstrebenswert, nur eben oft nicht relevant für den Job. Ich persönlich würde gerne mein lebenlang studieren (auf gar keinen Fall Informatik) und an den Unis der Welt rumhängen, aber leider fehlt mir das nötige Kleingeld und leider zahlt meine Firma nur für Wissenserweitung, die ich gewinnbringend für die Firma einsetzen kann. Daher muss ich mich mit einem Job rumschlagen. Ich mach das dann mal wie die ganzen Senioren, die nach dem Eintritt ins Rentenalter anfangen zu studieren. Werden ja immer mehr. Wirschaftlich gesehen ist das zwar völlig Banane, aber das interessiert ja niemand.

Bearbeitet von bigvic
Geschrieben

Dieses Topic ist wirklich sehr interessant. Ich spiele selbst mit dem Gedanken ein Fernstudium zu beginnen. Viele Firmen (meine eigene gehört dazu) haben null Interesse daran, ob man sich durch ein Studium weiterbildet, oder nicht. Fortbildung werden nach Absprache durchaus finanziert (begrenzt vom Budget pro Jahr natürlich), aber ich denke dass eher weniger Firmen den Mehrwert sehen, wenn es diesen überhaupt gibt, oder dieser nicht auch allein durch Berufserfahrung erbracht werden kann. Grundsätzlich bestätigen Ausnahmen die Regel, natürlich kann man es ohne Studium weit bringen, aber der Studierte wird prinzipiell einfach mehr Geld verdienen. Auch ich habe desöfteren mit Dipl.-Infs. zu tun, die nichts von der praktischen Materie verstehen, mit der ich täglich zu tun habe. Warum auch, sie haben oft andere Aufgaben.

Geschrieben

Meine Chefs (beide Dipl. Wirtschaftsinformatiker) meinten, dass sie vielleicht 10 % vom Studium gebrauchen können.

Das ist aber nur die eine Seite der Medaille. Die andere ist, dass man im Studium lernt (und es durch das erfolgreiche Absolvieren auch bewiesen hat) logisch zu denken und komplizierte Zusammenhänge schnell zu strukturieren. Eine Fähigkeit, die man während einer IHK-Ausbildung nicht bzw. kaum lernt (und auch nicht benötigt).

GG

Geschrieben

Ich finde im Endeffekt, dass es auf die Firma ankommt. Entweder man hat Glück und verdient als FI genauso viel wie ein Studierter oder man hat Pech. Aber es gibt in der IT diese Möglichkeit.

Ein Freund von mir (29 Jahre) z.B. arbeitet in einer 100 Mann Firma und ist der einzige ausgebildete FISI. Abschluss hat er mit 1,3 gemacht. Neben ihm kümmert sich noch einer um den Support, hat aber nicht so gute IT-Kenntnisse wie er. Dann gibts noch den Chef, der aber irgendwie keine Ahnung von IT hat. Somit ist er derjenige, der sich um alles kümmert. Er bekommt ca. 3800 € monatlich. Wenn der Chef dann in Pension geht, würde er der nächste Chef werden.

Man muss halt einfach nur gut in dem Bereich sein und bisschen Glück haben.

Wenn dann würde ich erst ne Ausbildung machen und dann halt ein Fernstudium. Das ist für mich die beste Lösung.

LG

Scarlet

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