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Gleiche Arbeit = gleiches Gehalt?


marcel_n

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Hallo Forum,

ich habe Fragen zum Gehalt und möchte eure Gedanken dazu hören/lesen.

Ich bin 25 Jahre und arbeite als IT-Administrator für einen Finanzdienstleister in Hannover.

Letzte Ausbildung war der FISI Sommer 2008, nach kurzen Anlaufschwierigkeiten im Job (keine Arbeit) bin ich seit 2009 bei diesem Unternehmen.

Jetziges Gehalt = 31.800/Jahr (13 Gehälter), 30 Tage Urlaub, 20EUR monatlich VL, sonst keine Sonderzahlungen.

"Grundsätzlich" finde ich es auch OK.

Mein Kollege ist 4 Jahre länger im Unternehmen, hat insgesamt 6 Jahre mehr Berufserfahrung (dieses ist sein zweiter AG), hat die gleichen Kompetenzen/Verantwortungen wie ich, gleiche Tätigkeiten (wir vertreten uns 1zu1) und ER wird mit 36.900/Jahr bei gleichen Sonderzahlungen entlohnt.

Mein Kollege bekommt also eine komplette Gehaltsstufe mehr (+Bonus für die 4 Berufsjahre mehr).

1) Können die 4 Jahre mehr Erfahrung die > 5000EUR/Jahr Unterschied rechtfertigen?

2) Da wir jetzt eh alles 1zu1 machen sollte man auch das Gehalt angleichen, oder?

3) Bin ich einfach nur "unterbezahlt" und sollte dies behutsam mit meinem Vorgesetzten ansprechen?

4) Sollte ich mich auch mal beim Betriebsrat erkundigen, wie man da vorgehen kann?

Gruß

Marcel

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Prinzipiell gebe ich dir recht. Allerdings hat jedes gesunde Gehaltsgefüge solche Stufen. Ein Mitarbeiter der den Job 4 Jahre länger macht als Du hat sicher das ein oder andere mehr gesehen. Außerdem hat er natürlich möglicherweise schon die ein oder andere Gehaltssteigerung im Unternehmen mitgemacht.

Ich sehe nicht, warum mit den Gehaltssteigerungen einzelner Mitarbeiter auch ein etwaiges Einstiegsgehalt steigen soll.

Ein unternehmen achtet nicht unbedingt darauf, das alle Mitarbeiter gleich viel verdienen, wobei ein gesundes Gehaltsgefüge schon nicht schadet. Es geht vielmehr darum, daß eine gewisse Arbeit so preiswert wie möglich erledigt wird. Daher wird fast immer (Tarif mal außen vor) individuell verhandelt. Bisher hast Du diese Arbeit doch auch für den gezahlten Preis erledigt. Ein anderer hat zu einem anderen (vielleicht besseren) Zeitpunkt besser verhandelt.

Irgendwie klingt die Fragestellung ein wenig nach Neid, oder anders herum gefragt: Würdest Du auch von einer Ungleichbehandlung sprechen, wenn du mehr verdienen würdest?

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@sxs:

Es wird nach Tarif bezahlt.

Dem Unternehmen ist die Arbeit ja offenbar 36900/Jahr wert. Da die geleisteten Ergebnisse laut unserem gemeinsamen Chef qualitativ gleichwertig sind, kann ich mir (korrigiert mich falls ich falsch liege) berechtigte Hoffnung machen, dass die Gehälter ein wenig angeglichen werden könnten, oder?

Und ja, Neid ist sicherlich dabei -keine Frage-, dennoch würde ich dafür sein das Gehalt anzugleichen wenn mein Kollege in der Situation wäre.

Wie im Titel geschrieben: "gleiche Arbeit = gleiches Gehalt"

Ist das zu blauäugig und habe ich zuviel "gute Hoffnung" in die Führungsetage?

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Das ist immer noch zu einseitig gedacht. Für deine Situation könnte man vielleicht sagen dem Betrieb ist es "bis zu" 36900€ Wert, aber er _bekommt_ die Arbeit ja offensichtlich auch für 31800€...

Ich würde mir keine Hoffnung machen so schnell die bei bei der Vertragschließung gemachten "Fehler" zu korrigieren. Es ist definitiv keine Argumentationsgrundlage zu sagen: Aber der bekommt mehr.

Du sprichst von einer Gehaltssteigerung von knapp 20%. Wenn du kein stechendes Druckmittel (entweder xxx oder ich gehe, etc) hast wird sich da schlicht nichts machen lassen in der Größenordnung. "Gleiches Geld für gleiche Arbeit" ist ein sehr plakativer Wahlspruch aber auch nicht mehr, denn er verträgt sich mit dem Wort Marktwirtschaft nur bedingt.

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Hi

Die grundsätzliche Theorie hinter einer stetig steigenden Gehaltskurve sollte darin liegen, dass mehr Erfahrung und konstant bessere Leistung vorliegt. Auch wenn es manchen Leuten gut gelingt auch ohne diese Punkte Ihr gehalt nach oben zu schieben, so ist es dennoch der erste Ansatz und das beste Argument in jeder Verhandlung

Es ist vielleicht ein sehr plakatives Beispiel, aber sagen wir mal bei der Fastfoodkette deiner Wahl hast du zwei Mitarbeiter, beide können dir einen Burger einpacken, der eine ist zwei Jahre dabei und kann dich in 90 Sekunden komplett bedienen, der andere schafft die gleiche Arbeit nur in 120 Sekunden.

Die 1. Behauptung lautet also, Kostensenkung aus Erfahrung.

Gehen wir noch weiter, ist der Verkäufer A noch bei einer Schulung gewesen für "Wie verkaufe ich auch den 3.Stunden alten Burger dem Kunden" , so sollte er eben aus dieser auch besser einen Burger verkaufen können - und sei es für den halben Preis, da wenn der Burger weggeschmissen worden wäre nur Verlust entstanden wäre.

Die 2. Behauptung lautet also, Umsatzsteigerung aus Fachschulung.

Jetzt ist es aber so, dass plötzlich der Chef des Imbisses entscheidet, ok, beide werden zu Burger-Brätern. Also die exakt gleiche Arbeit. Der eine Arbeitet von Montags bis Mittwochs, der zweite von Donnerstags bis Samstags. Die Bude liegt in einem Industriegebiet, soll heißen von Mo-Fr gut frequentiert, Sa nur einzelne Touristen (der Laden muss aber vertraglich geregelt offen bleiben). Jetzt kannst du also unter exakt gleichen Jobdefinitionen sagen, der Sa arbeitet hat einen Vorteil/Nachteil, da er ja entweder die Zeit net rumkriegt oder 30% der Zeit weniger leistung bringen muss.

Die 3. Behauptung lautet also, Jobdefinition != gleiche Jobs.

Man könnte noch mehr Beispiele aufstellen, die die Aussage für alle Mitarbeiter bekommen das gleiche einfach nicht gerecht ist.

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Wieviel % vom Jahresbrutto währen denn angemessen als Steigerung? Geht Ihr jedes Jahr zu eurem Chef und verhandelt neu???

Denke das der Kollege der schon 4 Jahre da ist einige Sprünge gemacht hat.

Er ist 4 Jahre länger da und bekommt 5000€ mehr als du. Sind ca. 1250€ mehr pro jahr. Also wären das ca. 4% Lohnerhöhung pro Jahr. ( Mal ganz ganz grob gerechnet).

Denke das ist okay. Außerdem hat er auch mehr Berufserfahrung und das ist auch immer ein gutes Argument bei Verhnadlungen.

Also hast Du ja einen ungefähren anhalt wo Du in 4 Jahren liegen müsstest. Außer Dein Kollege hat vorher nicht diesen Job mit der jetzigen Tätigkeit ausgeübt.

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Wieviel % vom Jahresbrutto währen denn angemessen als Steigerung? Geht Ihr jedes Jahr zu eurem Chef und verhandelt neu???

Da ja ein Tarifvertrag vorliegt, kann nicht mehr individuell verhandelt werden (zumindest nicht mehr so viel). Da wir den Tarifvertrag nicht kennen, ist es schwer zu sagen welche Merkmale in die Entgeldberechnung einfließen.

Tarifverträge laufen meist nach Entgeldgruppen. Diesen Entgeldgruppen sind wiederum Tätigkeiten und/oder Ausbildungsständen zu geordnet. Hier mal ein Beispiel für den TVÖD, einfach auf die Gruppe klicken, dann kommt die Beschreibung.

Die Entgeldgruppe richtet sich nach der Stelle nicht nach der Person die diese besetzt. Deshalb auch die Frage nach der Stellenbeschreibung weiter oben. Ist die Stellenbeschreibung nicht gleich, auch wenn beide das selbe machen, dann kann sich dort eine erste Gehaltsabweichung ergeben.

Dann kennen die meisten Tarifverträge noch Stufen in den Entgeldgruppen. Mit der Erfahrung bekommt man autom. mehr Geld. Hier nochmal ein Beispiel aus dem TVÖD zu den Stufen. Dies könnte dann die Unterschiede erklären (TE noch Stufe 1, Kollege Stufe 4 wegen Berufserfahrung).

Je nach Tarifvertrag gibt es dann noch Zuschläge für dieses und jenes (Gefährdungszulage, Schichtzulage, Alterszulage, etc....), da muss man dann genau in den Tarifvertrag schauen.

Solange sich die Tätigkeit nicht ändert, steigt man also automatisch in den Stufen nach Tätigkeitsjahren auf. Tariferhöhungen gibt es über die Tarifverhandlung, da verhandelt die Gewerkschaft mit den AGs über dein Gehalt. Gibt also keinen Grund jedes Jahr mit dem Chef zu verhandeln. Sollte sich deine Tätigkeit aber ändern, sollte man mit seinem Chef reden, dass die Stellenbeschreibung angepasst wird, dies führt dann meistens wieder zu einer höheren Tätigkeitsgruppe.

Gruß Pönk

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