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Grundlegendes zu schulischen Umschulungen am Beispiel Berlin


gpbanon

Empfohlene Beiträge

Tach miteinander,

als ehemaliger Umschüler der GPB möchte ich einige Erfahrungen mit euch teilen. Vielleicht fügt ja der eine oder andere persönliche Erfahrungen mit dazu.

JobCenter

  1. Je weniger Ärger das JobCenter mit euch hatte, desto leichter sind sie zu Überzeugen, eine Maßnahme zu finanzieren.
  2. Verpasst keine Termine, und falls doch, schickt eine Krankschreibung.
  3. Der Umschulungswunsch sollte sich durch irgendetwas begründen lassen.
  4. Ergreift die Initiative, recherchiert Bildungsträger, bittet um einen Termin, präsentiert euren Wunsch, eure Begründung, die gefundenen Optionen.

Wahl des Bildungsträgers

Sucht euch einen aus. Schaut euch ruhig mehrere Schulen an. Und redet, wenn es möglich ist, mit Teilnehmern! Persönlich fand ich die GPB trotz einiger Reibereien sehr angenehm und würde sie, mit ein oder zwei Warnungen, auch weiterempfehlen.

Aufnahmeprüfung

  1. Hierzu habe ich an anderer Stelle schon länger geschrieben, zusammenfassend:
  2. Ist zu schaffen.
  3. Falls Wiederholt werden muss ist der Wiederholungstest (Gerüchten nach) deutlich leichter. Nur so lässt sich auch das Teilnehmerniveau erklären, das teilweise unter aller Sau ist. (Positiv ausgedrückt: Es sollen möglichst vielen Leuten möglichst viele Chancen eingeräumt werden. Sachlich ausgedrückt: Ein gutes Drittel meiner Mitschüler hat es gar nicht erst bis zur IHK-Prüfung geschafft, und wir galten noch als gute Klasse.)

Unterricht

Wer in der Lage ist, einen Zeitungsartikel (Welt, Süddeutsche, Zeit, usw, nicht BZ oder BILD) zu verstehen und schriftlich halbwegs korrekt wiederzugeben, wird hier eher keine Probleme haben. Wer das nicht kann ist hier falsch und sollte sich nichts einreden.

Leistung der Teilnehmer

Ein eher weniger relevanter Punkt. Siehe "Worauf es ankommt".

Worauf es ankommt

Pünktlichkeit und Anwesenheit. Es ist zwar möglich bei guter Leistung mit hohen Fehlzeiten das Maßnahmeziel zu erreichen, aber es ist davon auszugehen, dass die Dozenten sich nicht nur nicht mehr bemühen zu helfen, es gibt Dozenten die aktiv Steine in den Weg legen. Wer nicht in der Lage ist, sich das Wissen selbst anzueignen oder ein Problem damit hat, dass der zwischenmenschliche Umgang Dozent/Teilnehmer teilweise an Polen und Deutschland ca. 1939 errinnern, tut gut daran anwesend und pünktlich zu sein. Es gibt Dozenten, die lieber ihre Zeit damit verbringen Leuten zu helfen die zwar hoffnungslos überfordert aber anwesend sind, als einem der sich langweilt und deshalb ab und zu mal einen Tag frei macht ein Arbeitsblatt nachträglich auszuhändigen. Dafür gibt es starke Nerven, Mitschüler, Kopierer, Vorgängerklassen, und zur Not den Schulleiter. Und nach getaner Sache natürlich diverse Foren, in denen andere gewarnt werden können. ;)

Seid euch bewusst, dass es Dozenten gibt die bei Abwesenheiten und Verspätungen Krieg gegen euch führen werden, und zwar unabhängig von der erbrachten Leistung, rein aus Prinzip.

Warnzeichen

Wenn du von einem Dozenten, von dem offiziell gesagt wurde er sei für dich oder deine Fachrichtung zuständig, Sätze hörst wie "Ich weiß nicht wer zuständig ist" kannste davon ausgehen, dass du gegen die Wand laufen sollst. Der Vorgesetzte des fraglichen Dozenten wird die Frage der Zuständigkeit wohl klären können. Aber warte damit nicht! Auch der Satz "Keine Zeit" als Begründung dafür, den Großteil der Klasse fallenzulassen und nicht mehr zu unterstützen (ist bei uns passiert), sollte unverzüglich mit einem Gespräch mit dem Vorgesetzten beantwortet werden, um zu klären wer zuständig ist und Zeit zu machen hat. Beide dieser Sätze wurden während meiner Ausbildung benutzt um Leute massiv zu ... hm... sagen wir mal begatten, das hört sich netter an. Dummerweise wollten wir nicht so miese kleine ... sein und direkt zum Direktor rennen und petzen, der fragliche Dozent hat dieses Spiel also wochenlang treiben können. Wie sich das auf Noten und Stimmung ausgewirkt hat könnt ihr euch Vorstellen. Am Rande habe ich mitgekriegt, dass es in der Nachfolgeklasse wohl einigen recht ähnlich ergangen ist.

Spanne der Leistungsfähigkeit

Es gab eigentlich nur zwei Sorten Teilnehmer die ich kennengelernt habe: Die, die sich langweilen, und die die überfordert sind. Wenn man die völlig unfähigen erst gar nicht reinlassen würde könnte man vielleicht ein Tempo finden, dass für alle annähernd passt, aber mehr Teilnehmer = mehr Geld, schlechte Aussichten also.

Wie die Schule ihr Geld verdient und die Auswirkungen

Die Schule verdient ihr Geld nach folgendem Muster:

Teilnehmerzahl x Teilnahmedauer = Umsatz

Darauf ergibt sich:

An Teilnehmern aufnehmen was geht (Teilnehmerzahl maximieren)

Teilnehmer so spät wie möglich, aber vor Beginn des Praktikums aussortieren (Teilnahmedauer maximieren, Rufschädigung minimieren [die Schule könnte einige der Teilnehmer auch unmöglich in ein Unternehmen schicken, ohne sich lächerlich zu machen])

D.h., wer kann und will (bisschen was im Kopf und leidlich motiviert) ist gezwungen 1-1.5 Jahre Unterricht mit Leuten zu ertragen die entweder nicht können, nicht wollen, oder beides. Und dann wird auch noch großer Wert auf Gruppenarbeit gelegt, als würde man im Beruf mit Leuten im Team arbeiten müssen die eine Zeitung nicht lesen können.

Trotzdem gibt es leider Dozenten, die zu glauben scheinen, sie würden Nektar und Manna verteilen, und jegliche Abwesenheit ist ein Zeichen von Undanbarkeit im Angesicht ihrer Gnade.

Aber

Persönlich konnte ich mit jedem Dozenten ein Verhältnis aufbauen, erhalten, bzw wiederherstellen, das zumindest gereicht hat das Ziel zu erreichen, selbst mit den Dozenten mit denen es richtig Ärger gegeben hat (Und das war eine absolute Minderheit. Mit den allermeisten Dozenten kamen die allermeisten Teilnehmer wunderbar zurecht.) . Das ist nicht jedem Teilnehmer gelungen. Da wurde dann allerdings vom Schulleiter eine andere Lösung gefunden. Bevor man mit dem Gedanken spielt, wegen zwischenmenschlichen Problemen abzubrechen, sollte man mit dem Schulleiter sprechen. Ich habe ihn tatsächlich immer nur als sehr bemüht kennengelernt, jedem der sich anstrengt eine Möglichkeit einzuräumen. Und nicht nur eine.

Bearbeitet von gpbanon
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Naja, wenn man bei einer Firma ausgebildet wird ist das natürlich ein anderes Verhältnis als wenn man als Umschüler dort sechs Monate Praktikum gemacht hat. Allerdings schien es für meine Klasse so, dass die Unternehmen, die Umschüler als Praktikanten angenommen haben, auch ein Interesse daran hatte diese nach Abschluss der Praktikums (und bestehen der Prüfung) zu übernehmen. Aber auch hier: wer kann und tut steht deutlich besser da. D.h. gute Leistung bringen, gutes Praktikum suchen, ordentliches Auftreten, usw. Selbstverständlichkeiten eigentlich.

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Erstmal vielen Dank an GPBAnon für die Eröffnung des Themas und seine Informationen. Da er aus seiner GPB Erfahrung schreibt, möchte ich doch noch einige Informationen hinzufügen wie das mit den Umschulungen (zumindest bei GPB) funktioniert.

Die Aufnahmetests sollten so sein, dass man damit einschätzen kann, ob die schulischen Voraussetzungen voraussichtlich reichen werden, um eine Umschulung zu schaffen (Im IT Bereich ist das bei GPB das Niveau der mittleren Reife). Motivation, Interesse und Eignung für den zukünftigen Beruf bekommt man allerdings mit Tests in der Regel nicht geklärt. Dafür sind Beratungsgespräche und die vielfältig im Netz verfügbaren Informationen viel geeigneter. Tests sind allerdings "Eintagsfliegen", d.h. wenn jemand einen schlechten Tag hatte bekommt er auch eine zweite Chance zum Test, der ist allerdings nicht unbedingt einfacher. Bei GPB müssen wir hin und wieder auch Interessen abweisen, die sogar schon einen Bildungsgutschein der Jobcenter vorlegen. Aufgenommen darf nur jemand werden, von dem wir überzeugt sind, dass sie/er eine gute Chance hat, das Ziel zu erreichen.

Worauf es ankommt ist tatsächlich, neben einer grundlegenden Leistungsbereitschaft (und die ist häufig sehr unterschiedlich ausgeprägt), das Einhalten von Regeln, die in jedem Arbeitsverhältnis selbstverständlich sind (Anwesenheit, Mitteilung bei Krankheit, Pünktlichkeit). Das ist auch deshalb so wichtig, weil Abwesenheit der häufigste Grund für einen Lehrgangsabbruch ist. Ganz selten müssen Teilnehmer bei GPB aus Leistungsgründen aus einem Lehrgang genommen werden.

Tatsächlich verdienen Umschulungsträger ihr Geld durch die Ausbildung von Teilnehmern - sie sind Dienstleistungsunternehmen und müssen betriebswirtschaftlich handeln. Die Umsatzberechnung von GPBAnon ist also in Ordnung. Nur die Schlussfolgerungen zum unternehmerischen Verhalten sind nicht ganz richtig beschrieben. Teilnehmer so lange wie möglich im Lehrgang halten ist sicher ein Ziel - allerdings nur solange Aussicht auf ein erfolgreichen Lehrgangsabschluss besteht. Dass GPB da manchmal im Zweifel für den Teilnehmer handelt, liegt auch an der sozialpolitischen Aufgabe von Umschulungsträgern: Menschen weiterzubringen, die aus irgendeinem Grund keine betriebliche Ausbildung machen konnten oder den Beruf wechseln müssen, Ihnen eine 2.Chance zu geben.

Fakt ist derzeit, dass in den letzten IT Lehrgängen der GPB fast alle TN-Abbrüche in den ersten Ausbildungsmonaten stattfanden, spätere Abbrüche (insbesondere die nach einem Jahr) waren ausschließlich bedingt durch Fehlzeiten. Wir analysieren übrigens für jeden Lehrgang die Abbruchgründe und wann die Abbrüche erfolgten, schauen auf die Besteherquoten und die Vermittlungserfolge. Das müssen übrigens alle Bildungsträger machen.

Gruß

gerhard gerstenmaier

Bearbeitet von gegerste
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Und genau hier seht ihr, was ich über den Schulleiter (gegerste) gemeint habe: Ruhig, sachlich, fair zum Punkt. Ich sag's euch, wenn man auch bei einigen Dozenten manchmal das Gefühl hat etwas weniger Machiavelli und etwas mehr Antipsychotika täten gut, der Schulleiter ist top!

Aber mal ehrlich, (Herr) gegerste ;) , ich habe Teilnehmer kennengelernt die der deutschen Sprache kaum mächtig waren. Ich meine das wörtlich. Verbal ging schon, aber schriftlich NULL. Der eine hat dann seine Recherche einfach auf fremdländisch gemacht, das geht ja soweit noch. Aber der konnte so gut wie nichts selbst schreiben! (Und schreiben ist ein erheblicher Teil der Ausbildung.) Der arme Kerl hat es mit google translate versucht! Und ist erst nach einem Jahr rausgeflogen. Wie kann denn sowas passieren?

Naja gut, da ich nicht bereit bin meinen oder seinen Namen zu nennen werden Sie sich da schlecht zu äußern können. Ich bitte Sie nur, das mit den Gruppenarbeiten noch mal zu evaluieren. Es lief fast ausnahmslos darauf hinaus, dass diese richtig schwachen Mitschüler von den stärkeren mitgezogen wurden, aber immer mehr am Verzweifeln waren. Die haben gemerkt, dass sie es nicht schaffen, aber wer abbricht schuldet dem Amt Geld... also quälen sich diese armen Leute monatelang in die Schule und wissen haargenau, dass sie es nicht schaffen werden, denn spätestens bei der IHK-Prüfung ist jeder auf sich gestellt.

Das sich Fehltage häufen, wenn man weiss, dass man keine Chance hat die IHK-Prüfung zu bestehen aber nicht abbrechen darf, liegt auf der Hand, ist der direkte Grund für den Abbruch von Seiten der Schule / Amt, aber lässt die Gründe für die Fehltage außer acht.

Ein guter Teil der Klasse ist überfordert, ein guter Teil unterfordert. Hm, warum kommen die nicht regelmäßig in den Unterricht?

Bearbeitet von gpbanon
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Wir analysieren übrigens für jeden Lehrgang die Abbruchgründe und wann die Abbrüche erfolgten, schauen auf die Besteherquoten und die Vermittlungserfolge. Das müssen übrigens alle Bildungsträger machen.

Eine Sache ist mir noch eingefallen: Es scheint als würden sie umfangreiche Statistiken erheben (müssen). Mich würden die folgenden Zahlen interessieren:

-wie viel Prozent ihrer Schüler, die zur IHK-Prüfung antreten bestehen?

-wie viel Prozent der Teilnehmer, von denen die Schule dachte sie hätten eine Chance (=wurden zugelassen, inklusive Nachzügler, Leute die in der ersten Woche gehen, usw, das waren ja alles Leute, von denen Sie "überzeugt sind, dass sie/er eine gute Chance hat, das Ziel zu erreichen.") bestehen? (Abbruch = Nicht bestanden)

Ich bin sicher, die Differenz ist nicht unerheblich, und das sind größtenteils die, von denen ich geredet habe. Wurden zwar zugelassen, aber tauchen in der Besteherstatistik nicht auf, weil sie vorher aussortiert wurden.

Gut für die Bilanz, irrelevant für die Statistik, und natürlich eine Bereicherung für jede Gruppenarbeit.

Ich unterstelle aber der GPB in keinster Weise, die einzige Schule zu sein, die Menschen im Zweifelsfall lieber eine Chance einräumt.

Gruß,

gpbanon

Bearbeitet von gpbanon
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Hallo GPBanon,

die gestellten Fragen sind jetzt sehr GPB spezifisch.

Deshalb nur kurz einige Infos: IT Besteherquote Sommer 2011 - bisher 92,3% (2 Prüflinge werden erst im August geprüft)

Von den Umschülern mussten ca. 25 % abbrechen, davon 4 in den ersten 5 Monaten, 2 später, Gründe: 1Leistung, 1Krankheit. Diese Abbrüche werten wir tatsächlich nicht als Nichtbesteher, sondern nur TN die nach 24 Monaten auch zur Prüfung gehen.

Wenn Sie es noch genauer wissen wollen sollten wir das auf anderem Wege (Telefon, email, skype) besprechen.

Viele Grüße gege

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Hi gege,

Danke für die Antwort! Mich würden die Zahlen auch von anderen Schulen interessieren, nicht nur von der GPB. Interessant wären natürlich die Zahlen für alle Teilnehmer, nicht nur die Umschüler. Ich komme nach eigener Zählung auf neun Teilnehmer die es nicht bis zur Prüfung geschafft haben, plus zwei die bisher in der Prüfung hängen geblieben sind. Allerdings zähle ich nicht nur Umschüler, sondern jeden Teilnehmer, auch Selbstzahler und Erstauszubildende. Evtl hab ich noch jemand vergessen. Es geht mir ja nicht darum, Ihre Schule schlecht zumachen, sondern potentielle Teilnehmer auf die Zahlen hinzuweisen die, meiner Meinung nach, aussagekräftiger sind als nur die Besteherquote. "92% haben bestanden" hört sich besser an als "von ca 30 die angefangen haben sind bisher 11 nicht durchgekommen".

Und ich erwähne auch das nur deshalb hier im Forum, weil ich 1.5 Jahre lang durchgedreht bin vor Langeweile während das Tempo des Unterrichtes sich an Leuten orientiert hat, denen es letztlich nichts gebracht hat. Das wird wohl in vielen Schulen so sein, aber vielleicht ist es ja doch für so manchen ein relevantes Entscheidungskriterium.

Gruß

gpbanon

Bearbeitet von gpbanon
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