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FiSi Ausbildung in einer "One Man InHouse" IT Abteilung: Wie ist eure Meinung dazu?


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Geschrieben

Hallo,

hätte gerne mal eure Meinung zu folgender Ausbildung:

Ein guter Freund von mir, würde eventuell sein Wirtschaftsinformatik Studium beenden und eine FiSi Ausbildung bei einer größeren Rechtsanwalts und Steuerberater Kanzlei beginnen. Er war bei dieser Firma jetzt schon mehrmals zu einem Gespräch, kann jedoch die "Gesamtlage" schlecht einschätzen.

Vom Budget für die IT-Abteilung und für die IT-Infrastruktur geht es der Firma augenscheinlich sehr gut. Es werden zwei Standorte mit insgesamt gut 40 Mitarbeitern betreut, was sich ja wirklich noch im Rahmen hält. Sehr wichtig ist der Firma auch den IT-Azubi nach der Ausbildung zu übernehmen, was ja auch sehr schön ist.

Aus meiner Sicht gibt es einen Haken an der Sache: Die IT-Abteilung besteht nur aus einer Person. Das wäre dann auch der Ausbilder. Also ein "ITler für alles plus Azubi". Weil die Firma expandieren möchte, wären es dann später zwei Azubis.

Auf der einen Seite fühlt sich mein guter Freund dort sehr wohl (er hat dort drei Tage zu Probe gearbeitet), auf der anderen Seite kann man das sehr schlecht einschätzen. Was ist wenn der einzige ITler mal krank ist? Was ist mit den gut 6 Wochen Urlaub die er im Jahr nehmen wird? Was ist wenn der Ausbilder auf einer Schulung ist? Dann ist der Azubi absolut alleine in der IT-Abteilung.

Dann "stört" mich die Sache mit dem guten Budget ein wenig. Der Gesellschafter der Kanzlei ist der IT gegenüber extrem spendabel. Dafür muss natürlich auch immer alles Top laufen und es werden so gut wie keine externen Dienstleister beauftragt. Der Ausbilder war bis vor einem guten halben Jahr noch selber in der Spieleentwicklung tätig. Also ein ganz anderer Bereich.

Ich habe jetzt keine rechtlichen Punkte für NRW gefunden, aber reicht eine einzige Fachkraft eigentlich rechtlich aus für eine Ausbildung?

Danke für eure Meinungen.

Geschrieben

EDIT: Ich kann das Posting oben nicht mehr editieren.

Es sind später natürlich nicht zwei Azubis sondern zwei ITler. Also der jetzige ITler und sein späterer Ex-Azubi.

Geschrieben

Ich denke, es spricht nichts dagegen, wenn ein Azubi nur einen Ausbilder hat - zumal Dein Freund ja mit ordentlichen Vorkenntnissen (abgebrochenes Wirtschaftsinformatikstudium) kommt.

Mein Kenntnisstand ist, dass ein Ausbilder, also jemand mit Ausbildereignungsnachweis im jeweiligen Beruf, ausreicht um einen Azubi auszubilden. Gerade in so einer kleinen IT kann ich mir vorstellen, dass die Betreuung hervorragend ist. Und eine Infrastruktur mit 40 Mitarbeitern an zwei Standorten ist echt ausreichend überschaubar. Zumindest denke ich nicht, dass Dein Freund sich Sorgen um die Horrorstories machen muss, die hier sonst so kursieren (Azubi wird zwei Jahre lang nur zur Windows Installation abgestellt etc.), allein schon, weil die Kanzlei ihn ja gerne behalten möchte. Da werden die auch auf die Qualität der Ausbildung achten.

Dass der Ausbilder vorher in einem anderen Bereich tätig war, bedeutet ja nicht, dass er von seinem jetztigen Tätigkeitsfeld nichts versteht - ganz im Gegenteil; es scheint ja immer alles top zu laufen (wie Du schreibst, wird genau das von den Gesellschaftern erwartet und auch entsprechend bezahlt), also scheint der ist-Zustand zu stimmen.

Ich habe zwar erstmal geschluckt, als Du von drei Tagen Probearbeit erzählt hast (Alarmglocke: Ausnutzung), aber ich kann auch verstehen, dass man einen Azubi, den man dann drei Jahre an der Backe hat und später übernehmen möchte, erstmal sehr genau kennen lernen will.

Zu den Fehlzeiten des Ausbilders: Ich denke, der Ausbilder ist sich bewusst, dass zumindest im ersten Jahr mit gelegentlichen Anrufen wegen verschiedener Probleme im Urlaub gerechnet werden muss.

Alles in Allem: Wenn er sich wohl fühlt und das Bauchgefühl stimmt, spricht meiner Meinung nach nichts dagegen.

Geschrieben

Aus meiner Sicht gibt es einen Haken an der Sache: Die IT-Abteilung besteht nur aus einer Person. Das wäre dann auch der Ausbilder. Also ein "ITler für alles plus Azubi". Weil die Firma expandieren möchte, wären es dann später zwei Azubis.

Das erinnert mich ein wenig an meine Werdegang. Ich habe damals in einer Firma angefangen, die aus ca. 40 Arbeitnehmern bestand, die Firma jedoch auf Expansionskurs stand. Heute arbeite ich wieder in dieser Firma und sie ist auf das doppelte gewachsen. Im Unterschied zu damals muss ich sagen, dass man früher (als es noch 40 waren) viel mehr Zeit hatte, Probleme zu lokalisieren und zu beheben. Jetzt mit 80 Kollegen muss man mehr Zeit fürs Troubleshooting aufwenden und kann nur sehr schwer neue Projekte realisieren, da man ständig unterbrochen wird. Damals waren wir zu zweit, heute zu dritt und müssten meiner Meinung nach mindestens zu viert sein, momentan kriegen wir aber niemanden. Wenn ich dann bei mir in der Berufsschule die Firmen anschaue, die 40 Arbeitnehmer sind, dafür aber 6, 7 oder 8 in der IT, kann man sich vorstellen, wie es zu dritt ist. Urlaub hat dann auch mal jemand, ist auf Schulung oder krank, dann haben die zwei übrigen noch mehr Stress. Man muss die Aufgaben gut verteilen, aber aus dem Grund muss jeder zumindest die Grundlagen von den Schwerpunkten des anderen können.

Der Vorteil bei einem Unternehmen das wächst, ist, dass man merkt, wie die Herausforderungen eines Wachsenden Unternehmens an die IT-Infrastruktur mitwächst bzw. größer wird oder sich verlagert. Dabei lernt man manchmal Dinge, die man eventuell nicht lernen würde, wenn das Unternehmen immer klein bleibt oder immer groß ist. Frustrierend auf der anderen Seite ist es, dass man nicht immer die Möglichkeit kriegt, etwas so gut zu machen, wie man es könnte.

Ich habe jetzt keine rechtlichen Punkte für NRW gefunden, aber reicht eine einzige Fachkraft eigentlich rechtlich aus für eine Ausbildung?

Ein Azubi braucht nur einen Ausbilder. Für diesen reicht es, wenn er den Ausbildungsschein macht. Und der Schein ist weniger fachlich ausgerichtet (hat also nichts mit IT zu tun), sondern eher pädagogisch im Sinne von "wie motiviere ich meinen Aubi" oder rechtlich "wie viel Urlaub steht ihm zu, was ist mit Überstunden, etc.". Die IHK ist hier die richtige Anlaufstelle für weitere Fragen.

Geschrieben

Wie läuft sein Studium? Dafür das Studium abzubrechen, wenn alles okay läuft halte ich für ein extremes Risiko.

Wenn er sein Studium beendet, weil es absolut nichts für ihn ist, kann so eine Umgebung eine Möglichkeit sein sehr früh Verantwortung zu übernehmen und jede Menge zu lernen, aber auch ein Stressgenerator pur sein. Normalerweise ist so eine Situation kein 9 to 5 Job mit pünktlich Feierabend und keiner Selbstauseinandersetzung mit der Materie.

  • 2 Wochen später...
Geschrieben

Hat sicher seine Vor- und Nachteile.

Der Job wird auf jeden Fall stressiger, als wenn man in einem großen Unternehmen lernt. Ich hoffe, dass sich der IT'ler seine Gedanken dazu gemacht hat, wie es ablaufen soll wenn er im Urlaub, etc. ist...

An sich denke ich aber, dass man bei so einer Stelle sehr viel lernen kann, wenn man will.. und wie schon gesagt, man installiert nicht nur 100 mal Windows...

Dein Freund sollte sich aber auf jeden Fall im klaren sein, dass bei so einer Stelle nicht viel Zeit ist um evtl. für die Prüfung zu lernen (während der Arbeit) und auch das Abschlussprojekt könnte ein bisschen schwierig werden weil evtl. nicht die Zeit da ist um eine anständige Doku zu schreiben... aber auch dafür kann man sicher eine Lösung finden..

Dennoch ist eben die Frage zu klären, ob es sich lohnt dafür ein Studium abzubrechen...

Geschrieben

Danke für euer Feedback.

Jetzt kommt mein Feedback zu der Sache, die sich ganz schnell zu einer super negativen Ausbildungsstelle gewendet hat.

Kurz zu Wuwu: Sein Studium läuft nicht besonders gut. Er dümpelt mit seinem Studium so vor sich hin, sein Bachelor Abschluss ist schon längere Zeit überfällig. Sein größtes Problem ist aber, dass er kein Ziel hat was er beruflich einmal machen möchte. (Das ist aber jetzt ein anderes Thema)

Die Vorgeschichte zu der "One Man InHouse" IT Ausbildung habt ihr ja oben schon gelesen.

Das Praktikum in der Firma war kein "Zwang", sondern ganz im Gegenteil von meinem Bekannten selber gefordert. Zuerst sah alles ganz gut aus, bis auf die Tatsache eben dass es nur eine einzige IT Fachkraft in der Firma gegeben hätte.

Ich habe daraufhin mal mit unserer zuständigen IHK Rücksprache gehalten. Dort wurde mir mitgeteilt, dass man eine solche Form der Ausbildung bei uns in der Stadt/Region von Seiten der IHK NICHT genehmigen würde. Zwar reicht ein Ausbilder für eine Ausbildung aus, aber es sollten schon mindestens 2 bis 3 Fachkräfte in der IT arbeiten, wenn man in dem Bereich ausbilden möchte.

Mein Kollege/Freund hat sich dann aber überlegt schon mal den Vertrag in dem Unternehmen zu unterzeichnen. Was man sicher hat, das hat man sicher.

In den Gesprächen vorher hat der Ausbilder (IT-Leiter der Firma) immer wieder gesagt, dass er selber auch FiSi ist. Doch mit dem Ausbildungsvertrag traten dann die ersten Probleme auf. Die Ausbildung sollte direkt auf 2 Jahre verkürzt werden. So wurde es auch im Vertrag eingetragen. Bei der Ausbildungsvergütung wurde dann aber für das erste Jahr 400 Euro Ausbildungsvergütung eingetragen, für das zweite Jahr wurden auch 400 Euro Ausbildungsvergütung eingetragen und für das dritte Jahr wurden auch 400 Euro Ausbildungsvergütung eingetragen. Abgesehen davon, dass man in einem Ausbildungsvertrag nicht in allen drei Jahren genau die gleiche Ausbildungsvergütung zahlen darf (die Ausbildungsvergütung MUSS gestaffelt sein), sind 400 Euro brutto für jemanden der schon einige Jahre Wirtschaftsinformatik studiert hat, doch sehr wenig. Dafür das es in den Gesprächen vorher angeblich nie an Budget gefehlt hat, war dies dann doch etwas komisch. Mein Bekannter hat dann den IT Leiter der Firma angerufen und ihn gefragt wie er auf die Summe kommt und warum die Vergütung in allen drei Jahren exakt gleich sein soll. Daraufhin teilte ihm der IT-Leiter der Kanzlei dann mit, dass ihm dies der Ausbildungsberater der zuständigen IHK so vorgeschrieben hätte.

Da wurde kein Kollege genauso wie ich hellhörig...

Weitere Zusammenfassung in Kurzform:

Mein Kollege ruft bei der IHK an und unterhält sich mit dem zuständigen Berater über die Firma und die Ausbildung. Dabei kommt raus: Die Firma hat absolut keine Genehmigung zur Ausbildung. Die Dinge bezüglich der Ausbildungsvergütung wurden durch den IHK Berater niemals so ausgesagt. Das Ganze kam dem Herrn von der IHK dann auch so komisch vor, dass er noch am nächsten Tag die Firma persönlich besucht hat. Dabei kam dann raus, dass die ganze Sache noch mehr auf Lügen aufgebaut war. Der Ausbilder hat selber niemals eine Ausbildung zum FiSi absolviert, sondern die externe Prüfung abgelegt. Soweit nicht schlimm, nur schade dass er dann absolut keine Ahnung von dem Thema Ausbildung hat. Ihm dem IT-Chef der Kanzlei (ist selber erst ein paar Monate in dem Unternehmen) war die Arbeit wohl etwas zu viel. Er wollte einen festen IT-Kollegen haben und hat diesen bei seinem Chef, dem Inhaber der Kanzlei beantragt. Da man in der Kanzlei an zwei Standorten wohl nur insgesamt (beide Standorte zusammen) 30 PC Arbeitsplätze hat und keine komplizierten Anwendungen fährt, wurde die zweite IT Vollzeitkraft durch den Inhaber der Kanzlei abgelehnt. Daraufhin hat der IT-Chief der Firma angefragt ob er denn einen Azubi einstellen darf. Das wurde ihm vom Budget her sofort genehmigt. Daraufhin hat sich der ITler der Kanzlei auch brav an die zuständige IHK gewendet. Von dort kam es zu einem Betriebsbesuch und einem Beratungsgespräch. Dabei kam heraus, dass die Kanzlei wohl später mal ausbilden darf, wenn sie zwei feste Vollzeit ITler hat. So wie sie jetzt aufgestellt ist, darf sie aber nicht ausbilden.

Der IT Chief der Kanzlei, der ja selber nie eine Ausbildung absolviert hat, dachte sich dann wohl "das ist mir doch egal, wird ja keiner merken" und stellte dann mal schnell einen guten Azubi ein. Er hat also seinen eigenen Chef und den Berater der IHK mehr oder weniger belogen.

Fazit: Die Ausbildungsstelle ist geplatzt und ich habe wieder einmal mehr mitbekommen, wie schlecht doch die Ausbildung in den IT-Berufen oftmals organisiert und geplant ist.

Geschrieben

Solche Geschichten tauchen ja hier im Forum immer mal wieder auf, und ich frage mich ernsthaft, wie oft ein Unternehmen damit durchkommt. Wenn die nicht ausbilden dürfen, dann MÜSSEN die doch davon ausgehen, dass der "Azubi" (spätestens wenn er mitbekommt, dass er nicht zur IHK Prüfung geht) die bis auf die Unterwäsche verklagt.

Also: Backen zusammenkneifen und doch noch auf den Bachelor hinarbeiten oder sich flott nach einem anderen Unternehmen umschauen.

Geschrieben

Da sieht man aber auch, wie sehr sich die Vorgaben der IHK unterscheiden...

Ich wurde in ner 2 Personen Firma ausgebildet, sprich Chef für die Technik und Frau für die Buchhaltung, war für die IHK absolut kein Problem.

Geschrieben
Da sieht man aber auch, wie sehr sich die Vorgaben der IHK unterscheiden...

Ich wurde in ner 2 Personen Firma ausgebildet, sprich Chef für die Technik und Frau für die Buchhaltung, war für die IHK absolut kein Problem.

Dann hast Du aber in deiner Firma auch zwei Fachkräfte als Ansprechpartner gehabt.

Ich glaube das habe ich ganz vergessen zu schreiben, die EinMannITAbteilung bei der Anwaltskanzlei ist eine eigene Firma, die wiederum aber nur einen Mitarbeiter hat. Eben den ITler. Wahrscheinlich haben die Rechtsanwälte das aus steuerlichen und anderen rechtlichen Gründen so gemacht. Eine "Ein Mann Firma" wird man immer wieder schnell wieder los, wenn man es möchte.

Das machte die ganze Sache noch viel unseriöser.

Früher habe ich mal "sehr viel" von Rechtsanwälten als "Arbeitgeber" gehalten, obwohl ich noch nie in einer Kanzlei gearbeitet habe. Heute sieht das Bild vieler Kanzleien (nicht aller) für mich eher negativ aus. Da tummeln sich teilweise viele komische Menschen, um das mal nett auszudrücken.

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