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Was ist man eigentlich von Beruf?


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Geschrieben (bearbeitet)

Ich wollte das Thema zuerst ins Coffeehouse schreiben, weil es nicht direkt um einen IT Job geht, aber indirekt betrifft es auch uns, die ITler.

Was ist man eigentlich von Beruf?

Jeder hat es sicher schon mal erlebt, dass er seinen Beruf irgendwo angeben musste oder irgendwo nach seinem Beruf gefragt wurde. Doch was ist man eigentlich von Beruf.

Hintergrund zu der Frage:

Ich habe einen guten Bekannten/Freund der Bauingenieurwesen studiert hat und seit über 12 Jahren aus dem Studium raus ist. Er hat niemals auch nur einen Tag als Bauingenieur nach dem Studium gearbeitet und lebt nun leider schon viele Jahre von Hartz4. Wenn er nach seinem Beruf gefragt wird, dann gibt er immer Diplom Ingenieur an. Das hört sich ja auch immer gut und "wichtig" an wenn man neue Leute kennenlernt.

Ein anderer Bekannter von mir ist gelernter Schlosser, arbeitet aber schon seit über 15 Jahren als IT-Admin und IT-Organisator in einem großen Unternehmen. Er sieht sich als "ITler" oder eben als IT-Admin und gibt das auch so an.

Der Dauerarbeitslose Diplom Ingenieur regt sich immer über unseren gemeinsamen Bekannten/Freund auf und meint er sei kein ITler, sondern Schlosser.

Ich sehe es so, dass der Diplom Bauingenieur von Beruf gar nichts ist (weil er ja gar keinen Beruf hat und auch nie als Dipl. Ing. gearbeitet hat), oder eben Dauer Hartz4 Empfänger und der ITler (gelernter Schlosser) ist eben IT-ler oder IT-Admin.

Meiner Meinung nach ist man immer das von Beruf, mit dem man den Hauptteil seines Lebensunterhalts verdient.

Wie seht ihr das? Ist ein Titel den man vor vielen Jahren mal erworben hat, unter dem man aber niemals gearbeitet hat, überhaupt ein Berufsbild?

Bearbeitet von Trail
Geschrieben

Ich würde hier zwischen Beruf und gelernter Beruf entscheiden. Und wenn man nicht explizit nach dem "gelernten" Beruf gefragt wird, ist IMHO immer der aktuelle Beruf gemeint. Womit du in deinem Bekanntenkreis eine IT-Administrator und einen Arbeitslosen hast.

Geschrieben

Servus!

Ich würde als Antwort auf die Frage "Was bist du von Beruf?" auch eher eine zur momentanen Tätigkeit passende Beschreibung geben. In meinem konkreten Fall "Datenbankentwickler" statt "Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung".

Ins Blaue geraten glaube ich ja eher, dass sich Kollege#1 ein wenig an Vergangenes klammert. Vermutlich ist er davon abgesehen auch völlig raus aus der Materie.

Ein guter Freund von mir ist gelernter Mechatroniker, arbeitet aber als Maschinenschlosser. Der antwortet auch letzteres auf o.g. Frage, nicht zuletzt, weil er sich mit seiner Arbeit identifizieren kann. Und seien wir mal ehrlich, wer kann sich schon gut mit "Ich bin hauptberuflich Hartz IV-Empfänger." identifizieren? (von einigen RTL-Laiendarstellern und solchen, die es gern werden möchten, mal abgesehen)

Meine 3,91166 Pfennige dazu.

Gruß, Goulasz

Geschrieben

Also mein Beruf ist dort, wo ich einen Abschluss habe (durch Berufsausbildung oder aber andere Alternativen). Den kann ich auch nachweisen.

Meine Tätigkeit jedoch ist nach 15 Jahren Berufserfahrung der ausgeübte Beruf, der mit meinem eigentlichen Beruf nichts zu tun haben muss.

Geschrieben

Der Dauerarbeitslose Diplom Ingenieur regt sich immer über unseren gemeinsamen Bekannten/Freund auf und meint er sei kein ITler, sondern Schlosser.

Aber nur, damit er selbst ein Diplom-Ingeneur und kein Arbeitsloser ist ;)

Geschrieben
Aber nur, damit er selbst ein Diplom-Ingeneur und kein Arbeitsloser ist ;)

Eben! Übrigens ist Ing. nicht gleich Ing. (wenn ich mir den Tenor befreundeter Ings. (andere Fachrichtung) so anhöre - nicht ganz so ernst nehmen) :-P

Ein bekannter hat ursprünglich auch Wirtschaftsinformatik studiert ist jetzt aber "Supply Chain Manager". Darf er sich so nun auch nicht nennen?

Wenn er nach seinem Beruf gefragt wird, dann gibt er immer Diplom Ingenieur an. Das hört sich ja auch immer gut und "wichtig" an wenn man neue Leute kennenlernt.

Natürlich hört sich das "toll" an. Aber sind wir doch mal ehrlich. Mehr als Schein ist das doch auch nicht mehr.

Und wenn ich nun eben Arbeitslos bin, bin ich "Arbeitssuchender", gelernter xxx ....

Geschrieben

Diplomingenieur alleinstehend ist, genauso wie Professor oder Doktor oder auch Master und Bachelor ein akademischer Grad, aber keine Berufsbezeichnung. Die Titel alleine ohne Nennung der Fachrichtung sind definitiv keine Berufsbezeichnungen, sondern nur die Bezeichnung des Abschlussgrades an der Uni o.ä..

akademische Grade - Wikipedia

Ärzte tragen ihren Titel häufig auch gleichzeitig als Berufsbezeichnung (z.B. Dr. med. dent. als Zahnarzt).

Nur wenn man sagt "Ich bin Dipl. Ing.", dann sagt das noch absolut nichts darüber aus, was man eigentlich macht - und das sollte eine Berufsbezeichnung ja.

Wie man auch an Stellengesuchen sehen kann, wird zwar z.B. der Dipl. Ing. gefordert, jedoch meist dennoch die Berufsbezeichnung für die entsprechende Stelle zusätzlich angegeben, wobei das Wort "Ingenieur" sowohl Berufs- als auch Standesbezeichnung für wissenschaftlich ausgebildete Fachleute auf technischem Gebiet ist - im Gegensatz zu z.B. Bachelor oder Master.

z.B.:

  • Projektleiter für den Bereich Bahntechnik (Dipl.-Ing.)
  • Dipl.-Ing. als Senior Projektmanager Energiecontracting
  • Konstruktions- und Entwicklungsingenieur Windtechnik
  • ...

Geschrieben

Natürlich ist was man gerade macht sein aktueller Beruf. Wenn ich Haare schneide, dann bin ich Friseur.

Man kann ja sagen um ganz korrekt zu sein Friseur, gelernter Mauer.

Dein Kumpel ist also Arbeitsloser, gelernter Bauingenieur.

IT-Admin (bzw. ich würde Informatiker sagen), gelernter Schlosser.

Geschrieben
Nur wenn man sagt "Ich bin Dipl. Ing.", dann sagt das noch absolut nichts darüber aus, was man eigentlich macht - und das sollte eine Berufsbezeichnung ja.

Wie sagte der Taxifahrer?

"Ich bin Diplom-Soziologe und arbeite als Führungskraft in der Logistikbranche"

Geschrieben
Wie sagte der Taxifahrer?

"Ich bin Diplom-Soziologe und arbeite als Führungskraft in der Logistikbranche"

"Ich befördere regelmäßig Personen." (von a nach b :D)

Geschrieben

Ich würde sagen, der Bau-Ingenieur hat garkeinen Beruf.

So lange wie er keinen Fuß in den Beruf fassen konnte, wird er wohl niemals als Bau-Ing. tätig sein. Ferner gibt es keinen plausiblen Grund dafür, warum man als Bauingenieur keinen beruflichen Einstieg finden sollte, es sei denn, man hat nach/während dem Studium etwas schön verbockt.

Man kann sich auch für einen Beruf disqualifizieren. So muss man es auch sehen.

Geschrieben
Wie sagte der Taxifahrer?

"Ich bin Diplom-Soziologe und arbeite als Führungskraft in der Logistikbranche"

Naja, Logistikbranche eher nicht, denn bei der Logistik werden eher Waren transportiert und nicht Personen.

Führungskraft in der Branche Reisen, Personenbeförderung & Tourismus passt denke ich eher. :rolleyes:

aber eigentlich ja auch nur, wenn man bei einer kleinen Teaxizentrale arbeitet, oder aber selbständiger Taxifahrer ist. Im letzteren Fall ist man sogar CEO in der Branche Reisen, Personenbeförderung & Tourismus. ;)

Geschrieben
Naja, Logistikbranche eher nicht, denn bei der Logistik werden eher Waren transportiert und nicht Personen.

Korrektur:

... bin in der Branche Reisen, Personenbeförderung & Tourismus als Managing Director für die Beförderung von Leistungsträgern zuständig ...

Geschrieben

Das Problem ist nicht die Antwort, sondern die unpräzise Frage:

Auf die Frage nach der konkret ausgeübten Tätigkeit müsste der arbeitslose Bauingenieur auch mit: "arbeitslos" antworten.

Auf die Frage nach der erlernten Tätigkeit darf er nach wie vor "Bauingenieur" antworten.

:P

Geschrieben

Definition von Wikipedia:

Beruf ist die [...] aufgrund besonderer Eignung und Neigung systematisch erlernte und mit Qualifikationsnachweis versehene, dauerhaft gegen Entgelt ausgeübte spezialisierte Betätigung eines Menschen.

Dementsprechend ist meiner Meinung nach der Beruf die Tätigkeit die man gelernt hat und aktuell ausübt.

Wenn man Quereinsteiger ist (also etwas macht, was man nicht in einer Ausbildung/Studium gelernt hat), würde ich sagen ist der Qualifikationsnachweis alleine dadurch gegeben, dass man im Rahmen einer Bewerbung von seinen Fähigkeiten überzeugen konnte, von einem Arbeitgeber eingestellt wurde und ggf. ein Arbeitszeugnis erhalten kann.

Dein Freund hat demnach zwar eine Qualifikation, hat diese jedoch nie im Rahmen einer Beschäftigung eingesetzt. Er hat also keinen Beruf.

Gruß

Schrotti

ps. Anstatt sich aufzuregen, sollte er sich lieber mal darum kümmern einen Job zu bekommen.

  • 3 Wochen später...
Geschrieben

Warum sollte jemand der auf nem Bauernhof mit 20 seine Ausbildung gemacht hat, aber jetzt seit mehreren Jahren in der IT arbeitet, sich nicht als IT'ler ansehen bzw. bezeichnen dürfen? Völliger Humbuck. Ich würde sagen: "Ich bin gelernter Bauer, allerdings arbeite ich seit mehreren Jahren als IT-Admin und sehe mich demnach als IT'ler." Ich mein, es kommt doch darauf an, was man im Moment macht.

Geschrieben
Warum sollte jemand der auf nem Bauernhof mit 20 seine Ausbildung gemacht hat, aber jetzt seit mehreren Jahren in der IT arbeitet, sich nicht als IT'ler ansehen bzw. bezeichnen dürfen? Völliger Humbuck. Ich würde sagen: "Ich bin gelernter Bauer, allerdings arbeite ich seit mehreren Jahren als IT-Admin und sehe mich demnach als IT'ler." Ich mein, es kommt doch darauf an, was man im Moment macht.

Man kann sich ruhig als IT'ler, Informatiker bezeichnen, da diese keine geschützte Berufsbezeichnungen sind. Aber z.B. Ingenieur, Architekt, Arzt etc. sind geschützte Berufsbezeichnungen (Geschützt nach § 132a StGB (Missbrauch von Titeln, Berufsbezeichnungen und Abzeichen und strafbewehrt)). Ohne Studium darf man sich nicht als Ingenieur bezeichnen ;) Deswegen auch Ingenieur klingt immer so "wichtig und angesehen" :rolleyes: wenn man wiederum in der IT arbeitet, darf man sich ohne Probleme als Informatik bezeichnen, sogar jemand der nur daheim Computer zum schreiben benutzt darf es ;) deswegen Informatiker klingt eher als "Windows-Installierer".

Geschrieben
Ohne Studium darf man sich nicht als Ingenieur bezeichnen ;) Deswegen auch Ingenieur klingt immer so "wichtig und angesehen" :rolleyes: wenn man wiederum in der IT arbeitet, darf man sich ohne Probleme als Informatik bezeichnen, sogar jemand der nur daheim Computer zum schreiben benutzt darf es ;) deswegen Informatiker klingt eher als "Windows-Installierer".

Ich habe kurz vor Ende meiner Ausbildung ein Angebot für ein Trainee-Programm zum Embedded Ingenieur (ohne Studium) bekommen. Das ist die Berufsbezeichnung. Was wär ich dann am Ende gewesen, wenn ich das als FISI gemacht hätte?

Geschrieben
Ich habe kurz vor Ende meiner Ausbildung ein Angebot für ein Trainee-Programm zum Embedded Ingenieur (ohne Studium) bekommen. Das ist die Berufsbezeichnung. Was wär ich dann am Ende gewesen, wenn ich das als FISI gemacht hätte?

Embedded "Ingenieur" hättest du (und deine Firma) dich nicht nennen dürfen. Embedded "Engineer" hingegen ist ok. Ich bin auch "System Engineer", was ich recht albern finde und da weiß eh niemand was es heißt, deshalb nenne ich mich wenn jemand fragt Softwareentwickler.

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