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Geschrieben

Hallo liebes Forum,

nächstes Jahr ist es nun soweit und ich beende meine FIAE Ausbildung mit wie es hoffentlich sein wird relativ guten Noten.

Nun stellt sich die Frage was kommt danach? Da ich persönlich gemerkt habe, das ich mich nicht gerne nach irgendwelchen Chefs richte , die mir sagen von wann bis wann ich zu arbeiten habe usw habe ich mir überlegt mich als Freiberufler selbstständig zu machen.

Meint ihr, dass sowas heutzutage sind macht in der Branche? kann man damit genug verdienen um einen ordentlichen Lebensstandard zu haben und macht es Sinn sowas direkt nach der Ausbildung zu machen?

Ich bedanke mich schonmal im Vorfeld für eure Anmerkungen und Antworten.

Geschrieben

Hast du denn schon mal durchgerechnet was du verdienen müsstest damit du über die Runden kommst und auch noch ein paar Rücklagen bilden kannst wenn mal kein Auftrag da ist?

Grundsätzlich kannst du dich selbstständig machen und dich als "one men show" bei Firmen anbieten bzw. über diverse Vermittlungsagenturen. Das Problem könnte eher in der nicht vorhandenen Berufserfahrung liegen. Also ich würde keinen externen nehmen der nicht ein paar Jahr Berufserfahrung nachweisen kann. Wäre vielleicht gut wenn du erst etwas Erfahrung in einer Firma sammelst und dich dann selbstständig machst.

Das Problem mit den Chefs hast du aber auch als Freiberufler/ Selbstständiger. Denn du wirst immer einen Projektleiter/ Auftraggeber haben der vorgaben macht. Das kann bis zu bestimmten Richtlinien in der Entwicklung reichen oder auch bestimmte Vorgehensmodell wenn du in einem Team mitarbeiten musst.

Geschrieben

Tu dir selbst einen Gefallen und sammle erst Berufserfahrung.

Ich kenne FIAE, die ausgelernt haben und nicht einmal in der Lage sind, Wordpress zu installieren. - Nichts gegen dich, aber in der Ausbildung lernt man idR nur Grundlagen - Fachwissen eignet man sich durch Berufserfahrung und Weiterbildung an.

Geschrieben

Deine Wuensche kollidieren mit der Arbeitswelt. Kunde = Chef ergo Terminvorgaben. Bei allem Respekt und selbst wenn du der Überflieger bist, der Markt nach Dir schreit, solltest du dir 1-2 Jahre Zeit lassen. Evtl. Auch mit Freiberuflern verkehren und Dir mal die wirtschaftlichen Skills aneignen. Ohne die wirst du es nicht lange machen. Denn die Kunden schenken Dir 0 und ziehen gerne ueber den Tisch.

Geschrieben

Unter den Umständen ist ein Scheitern vorprogrammiert. Schönes Wortspiel für einen FIAE. Freiberufler sind zumeist Spezialisten, bzw sehr Erfahrene Leute, mit denen man konkurriert.

Die Kunden wollen jemanden, der sofort loslegen kann und nicht einen der erst einige Monate eingearbeitet werden muss. Und soooo toll ist Freiberufler auch nicht. Bei etwas Pech wartet man ein wenig, bis das verdiente Geld auf dem Konto ist.

Geschrieben

Wenn du unbedingt als Freiberufler tätig sein willst, dann würde ich das nicht von heute auf morgen aufziehen, sondern mir eine feste Angestelltenstelle suchen, da Berufserfahrung sammeln und parallel als Freiberufler / Selbständiger tätig sein und einen festen Kundenstamm aufbauen.

Den Status "Freiberufler" (somit Gewerbesteuer befreit) wirst du übrigens mit nur der FIAE-Ausbildung auch eher schwer bekommen - sollte dich anfangs aber eh nicht stören, da du vermutlich unter die Kleingewerberegel fallen wirst - wenn nebenher, dann sowieso.

Du sagst du hast schon ein paar Kunden - das kann alles bedeuten. Sind es wirklich lohnende Projekte oder eher Klein-/Kleinstprojekte mit sehr wenig Gewinn? Die Referenzen sind nicht das einzig ausschlaggebende, sondern dass du Berufserfahrung und einen festen genügend großen Kundenstamm hast, oder halt entsprechend viele Anfragen mit Aussicht auf Erfolg.

Wenn du im Regelfall nicht auf sagen wir mal mindestens um die 5.000€/Monat kommst als Selbständiger, dann lohnt es den Aufwand definitiv nicht - ausser halt für nebenher. Darunter kannst du definitiv Krankenkasse, Altersvorsorge, Arbeitsunfähigkeitsabsicherung, noch eventuell notwendige Firmenhaftpflicht- und sonstige Versicherungen, Auto & Sprit, Rücklagen, Steuerberater, STEUERN u.s.w. nicht soweit finanzieren/bezahlen, dass du abgesichert bist und nicht die Firma aufgeben musst, wenn du mal 3 Monate keine oder nur geringe Einkünfte hast mangels Projekten / Urlaub / Krankheit.

Es gibt in der Branche übrigens genügend Firmen, bei denen die Mitarbeiter auch Homeoffice machen können/dürfen, wenn der Endkunde nichts dagegen einzuwenden hat, bzw. es halt möglich ist aufgrund der Projektanforderungen. Da hast du dann nur die Zeiten fest, zu denen Meetings angesetzt sind und den Rest kannst du dir frei verplanen mit den Stunden, die zu leisten sind.

Geschrieben

Ich war drei Jahre selbständig und kann folgendes mit auf den Weg geben:

1. Du musst doppelt so viel umsetzen, wie du verdienen möchtest (Steuern, Versicherungen, ...)

2. Die Arbeitszeit bleibt nicht bei 8 Stunden am Tag. Auch 30 Urlaubstage kannst du vergessen.

3. Du musst dich um viel Zeug kümmern, das einem in erster Linie kein Spaß macht (Steuern, Buchhaltung, ...). Und das zusätzlich zu deinen 10 Arbeitsstunden / Tag. Dabei verdienst du NICHTS.

4. Du musst ständig Kunden akquirieren. Das bedeutet erheblichen Aufwand, wieder ein paar Stunden pro Woche und du verdienst dabei NICHTS.

5. Man muss sich mit Kunden treffen, Besprechungen, Meetings usw., dabei verdienst du auch NICHTS.

6. Deine Kunden zahlen nicht pünktlich. Von meinen ~20 Kunden haben nur zwei pünktlich bezahlt. Dein Vermieter, deine Bank usw. wollen ihr Geld aber trotzdem haben.

7. Selbst wenn du viel Geld verdienst: Du kannst es wegen Punkt 6 dann nicht einfach ausgeben

8. Kunden nutzen jede Möglichkeit, den Preis zu drücken. Und glaub mir, sie sind kreativ dabei!

9. Im schlimmsten Fall hast du einen Rechtsstreit mit nem Kunde. Kostet wieder Zeit und Geld.

10. Kunden versprechen viel, man sollte sich davon nicht blenden lassen. Nach dem Motto: Jetzt machste das mal zu nem guten Preis, dann hab ich zwei weitere Aufträge für dich.

11. Das Geschäftsleben nimmt absolut keine Rücksicht. Das merkt man als Selbständiger nochmal mehr, als als Arbeitnehmer.

12. Man hat alleine die komplette Verantwortung.

Fazit:

Wenn du bock hast, wenig zu verdienen dafür aber viel zu arbeiten, du dich mit Kunden rumplagen möchtest (und glaub mir, die nettesten sind später die schlimmsten), kein Privatleben haben möchtest, finanziell nicht abgesichert sein möchtest, knallhart im Geschäftsleben bist, dich auch um Dinge kümmern möchtest, die absolute Last sind: dann machs, denn dann bist du der Typ dafür.

Auch wenn du jetzt schon zwei oder drei Kunden hast: wie lange hast du sie? Was ist, wenn einer abspringt? Kannst du dich dann noch über Wasser halten?

Ich will das Thema jetzt nicht nur schlecht reden, es gibt auch schöne Seiten. Ich möchte aber auch nicht, dass jemand ganz so naiv an die Sache ran geht. Ich hab mittlerweile so gut bei mir hier bei meinem Arbeitgeber (ehem. Kunde) Fuß gefasst, dass ich das nicht mehr tauschen möchte. Nach 8 Stunden Feierabend, regelmäßiges Gehalt, bezahlte Schulungen, Karrieremöglichkeiten, 30 Urlaubstage, Weihnachts- und Urlaubsgeld, nette Kollegen... Was gibts besseres ;)

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