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Geschrieben

Hi,

ich wollte mal fragen, ob Ihr Stellen in der freien Wirtschaft oder im Öffentlichen Dienst bevorzugt. Soweit ich weiß hat beides seine Vor- und Nachteile, man hat meines Wissens nach in der freien Wirtschaft ein besseres Einkommen, kann aber Familie&Beruf besser bei einem Job im Öffentlichen Dienst unter einen Hut bringen.

Wie sind so eure Erfahrungen?

bobbygehtheim

Geschrieben

Erfahrungen: keine. Nur eines kann ich sicher sagen: allgemeingültig kann das keiner sagen.

Im Einzelfall mag es sein, dass jemand aus der schlechteren Situation in der freien Wirtschaft zum besseren in den ÖD gewechselt hat - beim nächsten Fall kann es wieder genau ungedreht sein.

Geschrieben

Ich habe abwechselnd im öD und in der freien Wirtschaft gearbeitet. Ich erzähl mal ein bisschen von meinen Erfahrungen :)

Freie Wirtschaft:

- Man kann besser über das Gehalt verhandeln, muss sich aber genau überlegen, welches Gehalt für den Job angemessen ist.

- Die Jobs sind abwechslungsreicher, Auslandsaufenthalte sind möglich etc. (ich war als Consultant beschäftigt)

- Frauen sind in der Minderheit

- Man kann quasi jederzeit gekündigt werden, auch wenn man einen unbefristeten Job hat

- Überstunden

Öffentlicher Dienst:

- Gehalt ist fest, kaum verhandelbar und definitiv zu wenig

- Möglichkeit der Verbeamtung

- Möglichkeit für Teilzeitbeschäftigung

- Möglichkeit für Homeoffice (allerdings oft an Bedingungen geknüpft)

- Sicherer Job

- Gute Work-Life-Balance

Geschrieben

Das Problem beim ÖD ist halt auch oftmals noch, dass man nur mit Studium auf gut bezahlte Jobs kommt, auch wenn man von den fachlichen Anforderungen kein Studium bräuchte.

Vorteil im ÖD für Frauen und Angehörige von Minderheiten ist definitiv, dass sie bei der Einstellung bevorzugt werden. Die Chancen für Frauen einen Job im ÖD zu bekommen sind also einiges höher, als in der freien Wirtschaft bei gleichen Bewerbern.

Die Möglichkeit für HomeOffice gibt es auch in der freien Wirtschaft oftmals - aber halt meist nicht dauerhaft.

Teilzeitbeschäftigung kann jeder beantragen (nicht nur im ÖD), wenn er 6 Monate bei einer Firma ist und diese kann nur aus wichtigen betrieblichen Gründen abgelehnt werden (was wichtig ist, darüber kann man sich natürlich streiten).
Wenn das Team natürlich eh schon unterbesetzt ist, dann hat man da schlechte Chancen, es durchzubekommen.

Um verbeamtet zu werden, muss man mittlerweile schon Glück haben als Angestellter im normalen öffentlichen Dienst. Angestellte im gehobenen Dienst haben aber recht gute Chancen noch.

Gekündigt werden kann man überall mit der vertraglich geregelten Mindestkündigungsfrist - egal ob im ÖD oder in der freien Marktwirtschaft. Im ÖD hat man aber meist die Möglichkeit, sich auf andere Stellen intern zu bewerben. In Konzernen ist das meist auch möglich. In kleinen Firmen ist dies mangels möglicher zu besetzender Stellen meist nicht realisierbar.

Geschrieben

Vorteil im ÖD für Frauen und Angehörige von Minderheiten ist definitiv, dass sie bei der Einstellung bevorzugt werden. Die Chancen für Frauen einen Job im ÖD zu bekommen sind also einiges höher, als in der freien Wirtschaft bei gleichen Bewerbern.

Ähm, in der freien Wirtschaft hätte ich genauso gut einen Job bekommen. Ich habe diverse Stellen abgelehnt, weil sie noch schlechter bezahlt gewesen wären als der Job im öD. Die Chancen einen Job in der freien Wirtschaft zu bekommen sind meiner Erfahrung nach gleich, und Volldeppen gibt es bei beiden Geschlechtern. 

Geschrieben

@HappyKerky:
Das ist aber ja auch in keiner Art und Weise abwertend.
Es hat ja nichts damit zu tun, dass du nicht auch in der freien Wirtschaft problemlos etwas findest, sondern sagt nur aus, dass bei gleicher Qualifikation die Frau / der Schwerbehinderte / derjenige mit Migrationshintergrund den Vorzug bekommen würde.
Wenn man besser qualifiziert ist als die anderen Bewerber, dann ist man ja sowieso eher der Wunschkandidat.

Somit sind die Chancen für diese Gruppen aber definitiv höher, den Job zu bekommen (bei gleicher Qualifizierung), als in der freien Wirtschaft, in der diese Gruppen teilweise eher benachteiligt werden.
Im Konzernumfeld ist es aber ja auch so, dass diese Gruppen bevorzugt eingestellt werden, damit sie ihre "Quote" erfüllen.
Vor allem Frauen "im gebärfähigen Alter" werden für manche Positionen in der freien Marktwirtschaft ja bekanntermaßen teilweise ungern genommen, da das Risiko besteht, dass sie aufgrund einer Schwangerschaft ausfallen könnten. Begründung ist natürlich eine andere bei einer Ablehnung dann...

Geschrieben

Nachzuweisen, dass das der Grund war, ist schwer bis unmöglich. Ich wurde tatsächlich schon einmal im Vorstellungsgespräch (natürlich von einem Mann) gefragt, ob ich vorhabe, schwanger zu werden. Gibt es alles ... 

Geschrieben (bearbeitet)

ich wollte mal fragen, ob Ihr Stellen in der freien Wirtschaft oder im Öffentlichen Dienst bevorzugt.

Das muss man vom persönlichen Ziel abhängig machen.

Die Jobsicherheit und Gehaltsfragen wurden ja schon angesprochen, aber für mich z.B. is relevant WAS ich den ganz Tag mache.
Will ich mich mit leading-edge Technologien verfassen oder Mangelverwaltung betreiben? Will ich bei spannenden Projekten auch mal mit Überzeit (die man dann gerne macht) dabei sein oder von 9-5 auf meine Zeit mit möglichst wenig Stress absitzen?

Das wäre für mich ein sehr entscheidender Faktor, denn ich will nicht 1/3 meines Lebens (Arbeit) mit etwas verbringen, worauf ich keinen Bock habe. Dann hätte ich auch GEZ-Mitarbeiter werden können ;)

Ich sage jetzt nicht, dass das eine immer ÖD und das andere immer freie Wirtschaft ist [wobei die Tendenz denke ich klar ist - Ausnahme bei R&D an Uni&Co], sondern das man sich vorher erkundigen muss wie der Arbeitsalltag aussieht.

Bearbeitet von bigvic
Geschrieben

@bigvic:
Es gibt durchaus auch Bereiche im ÖD, in denen aktuelle Systeme eingesetzt werden. Auf dem normalen Amt wird natürlich nicht wirklich das neueste eingesetzt - das sollte jedem klar sein. Öffentlicher Dienst umfasst jedoch ja auch Mitarbeiter von Hochschulen, in der Forschung, im BMWI, usw. ...

Hängt also alles wieder stark von der entsprechenden Stelle ab.

Geschrieben

Meine Erfahrungen:

Ein Jahr in der freien Wirtschaft:

- Kleiner Betrieb; Dienstleister der Kunden in der Umgebung betreut (ganz kleine Systeme, maximal 15 Clients)

- Sehr geringes Gehalt

- Überstunden ohne Ende

- Bei jeder Schulung / Zertifizierung wurde rumgedruckst -> Am Ende musste man selbst zahlen

- Nur 24 Urlaubstage

Aktueller Job im ÖD:

- Großes Klinikum mit neuster Technologie

- Sehr gutes Gehalt (möglich über eine gute Eingruppierung + Zusatzvereinbarungen zum Arbeitsvertrag)

- Flexible Arbeitszeiten (Gleitzeit)

- Weiterbildungen und Zertifizierungen werden ohne Beanstandungen genehmigt und bezahlt

- 30 Tage Urlaub + zwei Tage im Monat Gleittage (Überstundenabbau)

Ich persönlich würde den ÖD vorziehen, da es mir eine Absicherung für die Zukunft bietet. Außerdem ist das Gehalt (mit meiner Berufserfahrung) mehr als angemessen.

Wie aber mein Vorredner schon sagte: Es kommt immer drauf an, wo man genau arbeitet ;)

 

 

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