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Volle Ausbildungslänge trotz angebotener Verkürzung?


melly93

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Hallo zusammen,

mein Unternehmen bietet den Auszubildenden nach der Zwischenprüfung bei entsprechenden Noten eine Verkürzung der Ausbildung um 6 Monate an. Die allermeisten Auszubildenden nehmen dieses Angebot auch begeistert an.

Ich scheine die Einzige zu sein, die mit der Entscheidung hadert, denn ich würde lieber die vollen 3 Jahre der Ausbildung nutzen.

Mein Grund dafür ist, dass ich eigentlich unbedingt noch zwei Einsatzorte sehen möchte, für die ich bei einer Verkürzung keine Zeit hätte. Der eine Einsatzort wäre an einem anderen Standort, der fast als eigenes Unternehmen gelten kann, weil dort so anders gearbeitet wird. Bei dem anderen Einsatzort hätte ich die Gelegenheit an einer fachübergreifenden Stelle von einigen der erfahrensten Entwicklern und Problemlösern des Unternehmens zu lernen.

Diese Erfahrungen würde ich sehr gerne machen, denn später habe ich vermutlich keine Gelegenheit mehr dazu.

Wenn ich diese Erfahrungen machen will, müsste ich sie aber gefühlt in Gold aufwiegen, denn ich würde meinen Chef enttäuschen, dem eine Verkürzung lieber wäre und ich würde 6 Monate Berufserfahrung samt etwa 14.000€ Bruttogehalt verlieren.

Das mag zwar oberflächlich klingen aber nach der Ausbildung werde ich das erste Mal in meinem Leben genug Geld haben, um mir mehr als nur das Nötigste zu leisten, weshalb es mir weh tut, gleich von Anfang an auf ein halbes Jahresgehalt zu verzichten. Selbst damit könnte ich mich anfreunden, weil ich gerne in die eigene Bildung investiere aber gleichzeitig würde ich dem Arbeitgeber quasi ein ganzes Ausbildungsjahr zurückzahlen und im Ergebnis bekommt er auch noch einen besser ausgebildeten Arbeitnehmer, wenn auch mit 6 Monaten Verzögerung.

Ich lerne zur Zeit Anwendungsentwicklung im zweiten Lehrjahr und muss mich in den nächsten Monaten entscheiden. Die Abschlussprüfung spielt bei meinen Überlegungen keine Rolle, da ich so oder so die nötige Zeit für eine gute Note investieren würde. Bisherige Noten waren sehr gut.

Wie würdet ihr euch entscheiden? Sollte ich ein halbes Jahresgehalt für die Erfahrungen opfern? Und kann ich dieses "Opfer" und die zusätzliche Erfahrung als Verhandlungsposition in das Gehaltsgespräch mitnehmen bzw. hätte ich damit eine Chance bei euch als Arbeitgeber?

Vielen Dank!
Melanie

Bearbeitet von melly93
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Wie sind die Chancen auf Übernahme? Wie lange wären diese Einsätze? 

Und warum dürfen diese Erfahrungen nur die machen, die in der Zwischenprüfung schlecht(er) waren? 

Hast du deinen Gedanken bzgl dieser wertvollen Erfahrungen mal bei deinem Ausbilder angesprochen? 

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Danke für die Nachfrage.

Wie sind die Chancen auf Übernahme? Wie lange wären diese Einsätze?

Die Übernahme ist fast garantiert, in beiden Fällen. Die Einsätze wären jeweils ca. 8 Wochen lang plus die einmonatige Berufsschule dazwischen, also in der Summe ziemlich genau das halbe Jahr.

Und warum dürfen diese Erfahrungen nur die machen, die in der Zwischenprüfung schlecht(er) waren?

Eher im Gegenteil, es handelt sich um Einsatzorte, die man als Azubi sonst nicht zu sehen bekommt. Ich habe sie mir sozusagen erarbeitet.

Hast du deinen Gedanken bzgl dieser wertvollen Erfahrungen mal bei deinem Ausbilder angesprochen?

Ja, ich habe es mal angeschnitten. Mein Ausbilder ist generell sehr zuvorkommend und bemüht sich, alle Türen zu öffnen, die er öffnen kann. Aber ich habe gemerkt, dass ihm eine Verkürzung lieber wäre. Ich will es definitiv nochmal ansprechen aber grade bei so einem kritischen Thema wie Geld wollte ich gerne erstmal eure Meinung hören, bevor ich bei meinem zukünftigen Chef ins Messer renne.

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Also wenn du dich selbst für "gut genug" hältst dann würde ich tatsächlich auch verkürzen !

Wie du schon sagst ist das schon fast "dumm" wenn man auf so viel Geld verzichtet und im Endeffekt ja scheinbar da du eh übernommen wirst du davon nicht wirklich was hast was dich beim Arbeitgeber interessanter macht.

Allerdings hab ich zum Beispiel auch gesagt ich will lieber die vollen 3 Jahre durchziehen (hatte schon eine andere Ausbildung und hätte direkt im 2. Jahr einsteigen können) da ich nicht davon ausgegangen bin das ich vor Abschluss der Ausbildung schon genug kann.

Bei mir ist das aber eher allgemein eine Unsicherheit und Versagensangst, wenn du das Problem nicht hast verkürze ! Du wirst im Job selbst noch so viel lernen, da glaube ich nicht das das einen derart großen unterschied macht anders wo den Leuten über die schulter zu schauen besonders da du ja dann auch Grad bei den Problemlösern da das Glück haben musst das genau wenn du da bist auch die tollsten Probleme auftauchen ...

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7 hours ago, allesweg said:

Dann reicht anschneiden offenbar nicht.

Einfach mal als Idee ins Blaue hinein: Schlag doch mal die Variante "Verkürzen + je 2 Monate pro Einsatzort ==> 1 Monat Schule gespart" vor? Über die Konditionen müsstet ihr dann vermutlich noch verhandeln.

Das hat mir eine Ausbilderin interessanterweise auch schon vorgeschlagen. Ich würde das vermutlich annehmen aber wieso sollte der Arbeitgeber mir das anbieten? Den ganzen Aufwand und u.U. zusätzliche Kosten nur für einen Monat frühere Verfügbarkeit?

Das ist aber definitiv etwas, was ich im Auge behalte, danke.

 

Wie du schon sagst ist das schon fast "dumm" wenn man auf so viel Geld verzichtet und im Endeffekt ja scheinbar da du eh übernommen wirst du davon nicht wirklich was hast was dich beim Arbeitgeber interessanter macht.

Ich finde schon, dass es mich nochmal deutlich interessanter macht aber es ist natürlich eine gute Frage, ob der Arbeitgeber das genauso sieht. Kann das jemand hier einschätzen? Wenn dem so ist, dann ließe sich damit natürlich der Verzicht durch ein höheres Einstiegsgehalt etwas dämpfen.

Bearbeitet von melly93
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Sprich noch mal mit der Ausbilderin und bereitet euch darauf vor, zusammen mit dem Vorschlag zum Chef zu gehen.

Auf wie viel Geld wärst du bereit, für diese Erfahrungen zu verzichten? 

Einfach mal die 3 Optionen für beide Seiten rechnen: 5 Monate Azubivergütung + Reisekosten + Erfahrung und firmeninterne Vernetzung (da haben beide Seiten etwas davon!) vs. 5 Monate Gehalt vs. Mischform...

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Danke, ich habe das jetzt mal durchgerechnet.

A: 6 Monate als Auszubildende
Kosten für den AG: ca. 11k € inklusive Reisekosten.
Netto für mich: ca. 5,5k €, nach Fixkosten (200€ Warmmiete, 50€ Internet/Handy, 150€ Nahrung/Haushalt) etwa 3k €

B: 6 Monate als Arbeitnehmer
Kosten für den AG: ca. 25k €
Netto für mich: ca. 11,5k €, nach Fixkosten (800€ Warmmiete, 50€ Internet/Handy, 150€ Nahrung/Haushalt, 180€ BAV, ~20€ Haftpflicht u.a.) etwa 5,5k €

C: Mischform (6 Monate als Arbeitnehmer, wovon die ersten 3 genutzt werden, um die verpassten Einsatzorte nachzuholen)
Kostet den AG:  wie B, nur dass 3 Monate aus seiner Sicht in den Sand gesetzt sind (~12,6k €).
Netto für mich: wie B
Eventuell könnte man die Einsatzorte hier auf insgesamt 2 Monate kondensieren, also für den AG etwa 8,4k € ohne direkte Wertschöpfung.

 

Fazit:

B kommt für mich eigentlich nicht in Frage.
A ist insgesamt (beide Seiten betrachtet) die kostengünstigste Variante.
C ist für Arbeitnehmer die wirtschaftlich beste Variante.
Nach Fixkosten ist der Unterschied zwischen A und B nur noch bei etwa 2,5k €. B hat natürlich andere Vorteile wie offizielle Berufserfahrung, die ich jetzt nicht mit einberechnet habe. Außerdem gehe ich bei B vom tariflichen Mindestgehalt für ausgelernte Azubis aus. Netto könnten es für den Zeitraum von 6 Monaten bis zu 1,5k € mehr sein bei höherer Eingruppierung. Aber insgesamt ist mein Netto-Verzicht doch nicht so hoch, wie ich es vermutet hätte.

 

Jetzt zu den kritischen Fragen:
1. Ist C nicht eine riesen Extrawurst? Ich komme mir dabei sehr komisch vor, wenn ich zum AG gehe und sage, ich will wie ein AN bezahlt werden, mache aber 2-3 Monate weiter Azubitätigkeiten.
2. Wenn ich A wähle, wieviel höher sollte mein Einstiegsgehalt im Vergleich zu B sein? Das Argument ist: ich habe zusätzliche Erfahrungen an zwei wichtigen Einsatzorten gemacht und zudem knapp 2 Monate mehr Einarbeitungszeit an meinem zukünftigen Arbeitsplatz verbracht. Mein Tipp wäre statt 40k € z.B. 43-44k € Jahresgehalt.

 

Melly

Bearbeitet von melly93
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Hallo Melly,

Für mich als Außenstehender hängt das in erster Linie von den Einsatzorten ab. FIs (auch Andere) werden doch an Orten eingesetzt an denen Normalsterbliche niemals hingelangen. Gerade solche Einsätze potenzieren das eingesetzte, entgangene Kapital im laufe der Jahrzehnte bis hin zur Kommaverschiebung. Um das zu verdeutlichen: Falls Du Gelegenheit hast an Verschlüsselungsmethoden der Bundeswehr mitzuarbeiten, würde Dich mancher Arbeitgeber in eine ganz andere Gehaltsstufe eingruppieren. Falls dieser zusätzliche Einsatz aber "nur" ein besonderes Hotel am Strand ist, dürfte das Interesse eher weniger stark sein.

Bedenke aber, solange Du noch nicht viel verdienst brauchst Du aber Deine Ansprüche nicht herunter zu schrauben.

Grüße

Micha

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Ich würde die scheinbar höheren Kosten bei C gar nicht so hoch hängen, wie du das tust. Weiter- und Fortbildung ist Teil eines Jobs. Das ist bei dir eben in Form von interner Weiterbildung. Davon kann der AG auch profitieren - du bist dann vielfältiger einsetzbar, bzw. brauchst später weniger Einarbeitungszeit. Klar, das ist jetzt am oberen Ende, was die Kosten angeht, aber "verschwendet" ist da nichts.

Du kannst dich mit deinem AG doch auch darauf einigen, in den drei Monaten weniger Gehalt zu beziehen und dann erst, wenn du "voll" einsteigst, auf das vereinbarte Entgelt steigst.

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Wieso steigt deine Warmmiete um 600€, wenn du kein Azubi mehr bist? Auch die anderen, neuen Positionen bei den Fixkosten verwirren mich.

Ich habe versucht, die Kosten möglichst realistisch zu schätzen. Momentan lebe ich günstig in einer WG und muss täglich ca. 1,5-2 Stunden pendeln. Beides will ich in Zukunft vermeiden.
Deshalb würde ich nach der Ausbildung eine eigene Wohnung in Frankfurt in direkter Nähe zum Arbeitsplatz suchen, was kaum unter 700€ warm zu machen ist. Die zusätzlichen Fixkosten für Versicherungen sind gering und m.E. auch bitter nötig. Die Betriebliche Altersvorsorge läuft auch jetzt schon, nur dass der Arbeitgeber alleine für mich einzahlt. Nach der Ausbildung will ich da gerne in die Höchststufe wechseln, weil es ein gutes Angebot ist und ich damit den Punkt "private Altersvorsorge" hoffentlich erstmal abgehakt habe.

Variante C sollte argumentatiiv eher "n Wochen/Monate interne Weiterbildung, Erfahrungsaustausch und Vernetzung" beinhalten

Danke, das nehme ich als Tipp mit. Ich habe es zugegebenermaßen etwas überspitzt formuliert. Vor allem auch, weil ich mir solche Antworten erhofft habe.

 

Vielen Dank an alle, eure Beiträge haben mir sehr geholfen! Sobald ich wieder im Betrieb bin, werde ich mal einen Termin mit meinen Ausbildern ansetzen, um zu schauen, was sie von der Option C halten.

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