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Geschrieben

Hallo zusammen, 

heute habe ich einmal eine Frage zu einem Thema, welches mir in den letzten Wochen teilweise schlaflose Nächte bereitet. 

Vorweg: Seit 1.7, also frisch nach der Ausbildung in Festanstellung als Software-Entwickler in einem kleinen Betrieb (um die 25 Mann, davon 5 in der IT)

Neben mir ist noch ein anderer Entwickler (> 50 Jahre) da, der jahrelang alles allein gemacht hat, hochbegabt ist und sich selbst als Freidenker bezeichnet. Man kann mit ihm über Gott und die Welt diskutieren, was auch meist recht angenehm ist. Geht es dann aber ans fachliche, ist es im Grunde vorbei damit. 

Es fällt ihm schwer, andere Standpunkte einzunehmen und Empathie zu empfinden. Gerade ersteres hat schon zu einigen Diskussionen geführt (z.B. Responsive-Design), wo ich mich allerdings durchsetzen konnte. In Besprechungen mit dem Chef ist er die Person, die meist redet und andere kommen kaum zu Wort, bei fachlichen Fragen gibt es meist weniger hilfreiche antworten, obwohl es im Grunde für ihn wesentlich einfacher sein könnte. 

Auch zermürbt es mich teilweise, dass jeder Teilprojekte bearbeitet, sich dann aber herausstellt, dass seine auf eine ganz andere Version aufbauen, als es vereinbart war. Im schlimmsten Fall ist meine Arbeit dann für die Katz gewesen, was natürlich an der Motivation zerrt. Bei spontanen Code-Reviews, wenn man es so nennen kann, merkt man auch, dass mein Code seinen Ansprüchen scheinbar nicht genügt, obwohl ich ganz objektiv betrachtet, eine wesentlich sauberere und klarere Struktur verwende. 

Die anderen Kollegen sind alle wirklich super und es macht spaß, in einem sonst so jungen Team zu arbeiten. Solche Situationen, die 1-2 Mal die Woche vorkommen, lassen mich aber wirklich verrückt werden, sodass ich froh bin, mich beim Sport abreagieren zu können. Klar, er hat wesentlich mehr Erfahrung als ich und hat bisher immer allein entwickelt, dennoch finde ich momentan keinen Weg, um dieses Problem zu lösen. Zum Chef würde ich ungern rennen. Zum Projektleiter schon eher - aber noch bin ich in der Probezeit, weshalb ich es schon vor mir sehe, dass ich bis zum Ende in den sauren Apfel beißen muss. 

 

War jemand bereits in einer ähnlichen Situationen, oder ist es der normale IT-Wahnsinn und ich bin bloß eine verweichlichte Mimose? :D

Danke für Anteilnahme und Tipps !

 

 

Geschrieben

Ich war in den letzten Monaten (für kurze Zeit) in einer ähnlichen Situation.

Junges Team mit einem talentierten Softwareentwickler, der alles bestimmt hat.

Problem: Er hat von anderen den saubersten Code gefordert, aber selbst nichts kommentiert oder sauber geschrieben, dass man es als Neuer verstehen konnte. Das haben auch die anderen Entwickler gesagt. Ich habe das dann auch an den SCRUM-Master weiter gegeben, der ziemlich erstaunt war.

Zum Schluss war ich froh, dass ich von Anfang an (wegen einem Studium) nur befristet dort sein wollte. Deshalb habe ich nicht mehr groß außen rum geredet und habe mich gefreut dort wieder draußen zu sein...

Jetzt kenne ich den Wert von gemischten Teams (erfahrene + ältere Mitarbeiter kombiniert mit jüngeren Mitarbeitern). Erfahrene und frisch ausgebildete Leute können sich viel besser ergänzen und gegenseitig unterstützen. Im vorherigen Team habe ich immer qualifizierte Antworten bekommen. Das war hier nicht der Fall.

Was man machen kann:

Neue Firma/ neues Team suchen und auf die Besetzung im Team achten, ob die Leute qualifiziert genug sind.

Geschrieben

Dank für deine Antwort, SaJu, 

eine andere Firma suchen ist natürlich möglich - und wird im "schlimmsten Fall" auch gemacht.

Im Grunde fühle ich mich aber wohl dort und verdiene zudem nicht schlecht. Ich finde es befremdlich, dass sich alle nach einer einzigen Person richten (sollen), die - wäre die Firma nicht auf ihn angewiesen, da er alles selbst machte, sicherlich schon entlassen worden wäre.

Normalerweise bin ich kein Mensch, der so schnell aufgibt, aber so richtig Gegenwind konnte ich noch nicht aufkommen lassen. 

Vor mir sind schon andere IT'ler recht schnell wieder gegangen, weil die Stimmung in der Firma wohl dem Totensonntag ähnelte - hat sich allerdings gebessert. Ein anderer wurde bereits in eine andere "Abteilung" versetzt, da er mit dem Kollegen ebenfalls nicht zurecht kam. 

Ich werde wohl weiterhin versuchen, das durchzustehen und notfalls im Januar auf den Tisch hauen (Probezeit rum :D) - ansonsten nehme ich deinen Tipp an...

Geschrieben
vor 13 Stunden schrieb Polar:

Vor mir sind schon andere IT'ler recht schnell wieder gegangen, weil die Stimmung in der Firma wohl dem Totensonntag ähnelte - hat sich allerdings gebessert. Ein anderer wurde bereits in eine andere "Abteilung" versetzt, da er mit dem Kollegen ebenfalls nicht zurecht kam. 

 

Ich werde wohl weiterhin versuchen, das durchzustehen und notfalls im Januar auf den Tisch hauen (Probezeit rum :D) - ansonsten nehme ich deinen Tipp an...

Ich hatte den Vorteil, dass ich sowieso als eine Art Consultant angestellt wurde. Ich sollte (strategische und operative) Verbesserungsvorschläge machen und das habe ich damit getan...

Natürlich habe ich mich nicht nur auf die Tätigkeiten der einen Person fokusiert. Ich habe auch meine anderen Kollegen zitiert und dem SCRUM-Master gesagt, was man als "Hilfe-Ruf" der Entwickler in bestimmten Situationen verstehen kann. Anschließend sagte ich, wie bzw. was man im Team verbessern könnte und dass eine "erfahrene" Fachkraft (mit 10-20 Jahren Erfahrung) die Probleme beheben könnte. Solche Leute sind zwar teurer als frische Absolventen, haben aber dafür die entsprechende Erfahrung und das Fachwissen um bei Fragen "korrekte" Antworten zu geben und zu helfen.

Wenn vor Dir schon Leute gegangen sind, dann mach das auch. Die Firma muss daraus lernen. Wenn Du ein anderes Team in der Firma siehst, wo es Dir besser gefallen könnte, dann wechsel dort hin.

Mit wenig Berufserfahrung empfehle ich ein halbes bis 3/4 Jahr als Minimum zu bleiben.

Fehlentscheidungen können passieren. Du musst den schnellen Wechsel halt in der Zukunft begründen können. Aber wenn Du weißt, wie Du es selbst besser/ anders gemacht hättest und was nicht so gut lief, sollte das kein Problem (im Lebenslauf) sein.

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