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Studium als reine Wissensquelle - Verwerflich?


Nopp

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Hallo zusammen,

ich hatte die Tage ein Gespräch mit mehreren Freunden in der Runde, wo es um das Thema Studium ging. Genauer gesagt, um das Thema etwas zu studieren, obwohl man nicht in diesem Bereich arbeiten möchte, sondern nur aus Interesse/Wissensdurst.

Ich bin der Meinung, dass das völlig legitim ist, und könnte mir gut vorstellen, auch wenn es länger dauert, neben der Arbeit ein Fernstudium oder ein Teilzeitstudium zu absolvieren, und das in einem Fach, was ich nur interessant finde, aber in dem ich nicht arbeiten will. Als Beispiel wäre hier z.B. zu nennen: VWL oder Sozialökonomie. (Hier wäre der Mehrwert aber tatsächlich, dass man gewisse Dinge bestimmt in den Beruf einbauen könnte. Aber bei z.B. Archäologie wäre dies nicht wirklich der Fall.) 

Ein paar Freunde teilten meine Meinung. Andere hingegen haben sich dann darauf berufen, dass man den Leuten, die dass "wirklich" studieren und darin arbeiten wollen, den Studienplatz und somit auch den Arbeitsplatz streitig macht, da sie möglicherweise nicht die Chance bekommen zu studieren. Ebenso wäre es unverschämt auf Kosten der "Allgemeinheit" zu studieren, obwohl man es anschließend nicht "zurückgibt". Womit zurückgeben? Mit Arbeit in dem Beruf? Verstehe ich nicht ganz. Man bezahlt wie jeder andere Studiengebühren und arbeitet höchstwahrscheinlich nebenbei.

Was denkt Ihr darüber?

 

Grüße,

Nopp

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Es gibt bei vielen Hochschulen und Universitäten die Möglichkeit, sich ein Gaststudium zu absolvieren bzw. sich als Gasthörer anzumelden (meist nicht komplette Studiengänge, sondern für einzelne Module). Was auch geht, ist sich einfach irgendwo reinzusetzen, wobei man das eigentlich nicht darf, wenn man dort kein Student ist, aber merken wird das auch niemand.

Wenn man sich für bestimmte Themen interessiert, wieso nicht? Ab und an sitze ich mich bei Hohlstunden in andere studiengangfremde Module rein, manchmal ist es interessanter und manchmal eben nicht. 

Ein komplettes Studium nur aus Interesse zu machen, halte ich nicht für sinnvoll, dafür ist es einfach ein zu anspruchsvolles Hobby bzw. ein zu großer Aufwand. Schließlich hat man eine Regelstudienzeit, Pflichtmodule usw., die man dann ja absolvieren muss. Auch ein Fernstudium belastet Familie und Privatleben, das einfach so in Kauf zu nehmen, halte ich nicht für sinnvoll. Dann finde ich es sinnvoller, sich einfach ein paar Bücher zum Thema zu lesen.

Die Abbruchquoten sind so oder so hoch, zT bei 80%. Ob man hierbei jemandem einen Platz weg nimm, weiß ich nicht. Ein Präsenzstudium wird so oder so wohl niemand aus zeitlichen Gründen einfach so aus Interesse machen (oder vielleicht nur, wenn man nicht arbeiten muss).

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vor 46 Minuten schrieb pr0gg3r:

Ein komplettes Studium nur aus Interesse zu machen, halte ich nicht für sinnvoll, dafür ist es einfach ein zu anspruchsvolles Hobby bzw. ein zu großer Aufwand. Schließlich hat man eine Regelstudienzeit, Pflichtmodule usw., die man dann ja absolvieren muss.

Ist es das, wenn man die Dauer streckt? Wenn man Teilzeit arbeitet (mit entsprechendem Gehalt) und ein Teilzeitstudium absolviert, sollte das doch möglich sein?

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vor 9 Minuten schrieb Nopp:

Ist es das, wenn man die Dauer streckt? Wenn man Teilzeit arbeitet (mit entsprechendem Gehalt) und ein Teilzeitstudium absolviert, sollte das doch möglich sein?

Nur um den "Wissensdurst" zu stillen, würde ich mir kein Studium 7+ Jahre neben der Arbeit antun. Um davon ggf. nichts außer das Wissen zu haben. Sicher wäre es möglich das zu tun. Aber was bringt es einem wenn man dann nicht in dem Bereich arbeiten möchte?

EDIT: Anders gefragt: Würdest Du einen Beruf (Ausbildung) erlernen, nur des Interesses wegen und nach der Prüfung nicht in dem Beruf arbeiten wollen?

Ich würde mich in dem Bereich dann eher mit Büchern o.ä. weiterbilden, wenn man an einem Thema starkes Interesse hat.

 

Bearbeitet von Gurki
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vor 27 Minuten schrieb Gurki:

Aber was bringt es einem wenn man dann nicht in dem Bereich arbeiten möchte?

Man interessiert sich eben dafür.

Dass man sich einschreibt, heißt ja nicht, dass man die X Jahre auch wirklich durchziehen muss. Wenn man aus rein intrinsischer Motivation studiert hat man die Freiheit die Sache bedeutend lockerer anzugehen.

Vielleicht merkt man nach 4 Wochen, dass das keine gute Idee war -> aufhören, who cares. Vielleicht merkt man es erst nach 4 Jahren -> aufhören, bis hierhin hat es Spaß gemacht. Und vielleicht macht man dann nach 3 Jahren wieder weiter weil "Hm... das war gar nicht so uninteressant".

vor 27 Minuten schrieb Gurki:

EDIT: Anders gefragt: Würdest Du einen Beruf (Ausbildung) erlernen, nur des Interesses wegen und nach der Prüfung nicht in dem Beruf arbeiten wollen?

Man kann so entspannt machen wie man will und kann das Studium je nach Laune behandeln ohne seine Zukunft zu gefährden oder im Betrieb durch Assi-Verhalten aufzufallen. Bei einer Ausbildung verlässt sich der Ausbildungsbetrieb auf dich, beim Studium gibt es nur dich. Zudem ist der Ablauf bei der Ausbildung recht starr.

 

Also die "Warum"-Frage stellt sich für mich nicht. Wenn jemand sagt er hat Lust drauf - und wenn er es auch nur mal versuchen will um zu gucken wie es ist - hey, von mir aus mach doch.

vor 5 Stunden schrieb Nopp:

Andere hingegen haben sich dann darauf berufen, dass man den Leuten, die dass "wirklich" studieren und darin arbeiten wollen, den Studienplatz und somit auch den Arbeitsplatz streitig macht, da sie möglicherweise nicht die Chance bekommen zu studieren.

Joa. Das wären auch meine Bedenken bei einem Studium für das die Teilnehmerzahl begrenzt ist.

Deshalb würde ich mich fürs Hobbystudium zuerst bei der FernUni umsehen ob die etwas passendes haben.

Aber letzten Endes... jeder muss selbst zusehen wie er zurecht kommt. Es wollte mir mal eine Berufsschullehrerin ein schlechtes Gewissen machen weil ich meine Ausbildung zum Fachlageristen abgebrochen habe und sie so viele junge Leute kennt die sich über so eine Chance gefreut hätten - tjo, aber soll meine Laufbahn jetzt aufgrund dieser Chance in die Richtung festgesetzt sein?! Rücksicht nehmen ist gut, aber man sollte seine eigenen Interessen im Blick behalten.

vor 5 Stunden schrieb Nopp:

Ebenso wäre es unverschämt auf Kosten der "Allgemeinheit" zu studieren, obwohl man es anschließend nicht "zurückgibt".

Ach Gott. Ich weiß nicht, was einem so eine Argumentation bringt. Kann man links liegen lassen.

 

Bin zur Zeit als Akademiestudierender in Hagen für Bachelor Informatik eingeschrieben.  Wenn ich abschließe (oder abbreche) werde ich mir sicher ansehen was es noch so für Studiengänge gibt.

Bearbeitet von PVoss
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vor 32 Minuten schrieb Nopp:

Ist es das, wenn man die Dauer streckt? Wenn man Teilzeit arbeitet (mit entsprechendem Gehalt) und ein Teilzeitstudium absolviert, sollte das doch möglich sein?

In meiner Studienordnung (7 Semester Regelstudienzeit) steht, dass man maximal auf 10 Semester strecken kann. Das heißt, man kann statt 30ECTS/Semester im Schnitt bei 7 Semestern auch 21ECTS/Semester im Schnitt bei 10 Semestern machen. Aber auch 21 ECTS bedeutet, dass man je nach ECTS pro Modul 3-5 Module pro Semester braucht. Das kann man sicher in Teilzeit schaffen, ist aber kein Spaziergang. Ein Studium ist auch immer eine psychische Belastung und es gibt sicherlich diejenigen, die ein Tag vor der Prüfung lernen können und trotzdem gute Noten schreiben oder zumindest durchkommen, aber das ist nicht die Regel. Außerdem hat man bei einem Studium auch immer sehr viel "äzende" Themen. Wenn ich mich jetzt zB für Philosophie interessiere und das nebenher aus Spaß studieren würde, müsste ich dennoch jede Woche tausend Dinge durchlesen und philosophisch erörtern, damit man dann weiß, worum es in der Vorlesung geht. Je nach Modul gibt es immer SWS (Semesterwochenstunden), die man für das Modul pro Woche aufwenden soll. Dazu muss ich sagen, dass es bei dem einen oder anderen Modul vielleicht nicht so viele sind, dafür muss man bei einem anderen Modul deutlich mehr daheim machen. Als Orientierung kann man das aber sicher nehmen.

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vor 11 Minuten schrieb pr0gg3r:

In meiner Studienordnung (7 Semester Regelstudienzeit) steht, dass man maximal auf 10 Semester strecken kann. 

In beiden, von mir durchgelesenen (Hamburg) ist jeweils die doppelte Anzahl der Semester.

Ich sehe es eigentlich genauso wie PVoss. Wissensdurst ist was schönes :)

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vor 6 Minuten schrieb Gurki:

Wozu dann diskutieren? Einfach mal machen und "Durst löschen".

Weil das ein Forum ist und ich gerne Eure Meinung dazu hören wollte? 

Dazu ist ein Forum meines Wissens da ;)

Außerdem kann ich noch kein Studium antreten.

Bearbeitet von Nopp
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Ich persönlich finde das ok, es gibt auch genug Rentner, die noch das studieren anfangen, einfach aus Interesse. 

Ich glaube eigentlich auch nicht, dass man jemand anderem dann den Studienplatz wegnimmt, denn das geht ja oftmals nach NC. Wenn jemand einen sehr schlechten NC hat, hat er bei vielen Studienfächern ohnehin keine Chance auf einen Studienplatz. 

Und wenn man das neben der Arbeit macht, dann zahlt man ja Steuern und nimmt somit auch niemandem etwas weg.

Viele Grüße,

Peter

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vor 18 Minuten schrieb pdfpeter:

Ich glaube eigentlich auch nicht, dass man jemand anderem dann den Studienplatz wegnimmt, denn das geht ja oftmals nach NC. Wenn jemand einen sehr schlechten NC hat, hat er bei vielen Studienfächern ohnehin keine Chance auf einen Studienplatz. 

So verallgemeinern sollte man das nun auch nicht.

Da gibt es ja mehrere Berechnungsverfahren. Den NC, Wartesemester, Zulassung über extra Bewerberpool für Bewerber nach §38 (3% der verfügbaren Plätze des Studienganges an der Uni HH für Meister, Fachwirte, OPs...), extra Studiengänge für gewisse Ausbildungsberufe als Aufbaustudium...

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Wenn man wirklich etwas studieren will findet man in den meisten Studiengängen auch einen Platz. Vielleicht nicht an der Wunschuni direkt vor der Haustür, aber es gibt genug Unis die keinen Numerus Clausus für ihre Studiengänge haben. Das mag vielleicht nicht für Medizin gelten, aber ich denke mal, dass das eher nicht zu den Dingen gehört die man einfach mal aus interesse studiert.

Aber selbst wenn, dann hätte der jenige der das studiert um darin zu arbeiten eben bessere Noten haben müssen, als der, der es nur aus Interesse studiert.

 

Bei uns hat zum Glück jeder (theoretisch) die Chance sich Wissen anzueignen und weiterzubilden. Die Gründe warum er das macht spielen dabei absolut keine Rolle. Denn sonst müsste man von jedem Studenten vorher ein psychologisches Gutachten erstellen, damit die, die nur studieren weil sie später viel Geld in dem Beruf verdienen wollen nicht denen den Studienplatz wegnehmen die aus idealistischen Gründen (um der Allgemeinheit zu helfen) in dem Beruf arbeiten wollen. Letzten Endes würde es also wieder dazu führen, dass jemand entscheidet wer das Recht auf Bildung hat und wer nicht.

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Meiner Meinung ist das genau der Grund warum man studieren sollte. Um sich entweder einfach Wissen anzueignen oder um in einem Bereich zu forschen und quasi "die Menschheit vorran zu bringen". Und auch das klappt nur mit einer ordentlichen Portion Eigeninteresse.

Studieren um dann zu arbeiten halte ich nur in wenigen Fällen für sinnvoll. In vielen Fällen würde es meiner Meinung nach auch eine ordentliche Ausbildung tun. Persönlich kann ich sagen, dass mich mein Studium zwar interessiert hat, aber ich's primär für die Gehaltsgruppe getan habe. Für meine tägliche Arbeit (Administrator) habe ich so gut wie kein Wissen abzwacken können. Und damit war ich nicht allein. Viele meiner Kommilitonen haben zwar gemeint, dass Sie das beruflich vorran bring, aber eher wegen dem erworbenen Titel und nicht wegen des Inputs.

Einen "älteren" um die 50 hatte ich auch dabei. Mit eigener gut laufender Firma und so weiter. Ich hab' ihn gefragt warum er studiert. Er meinte: "Och meine Tochter und mein Sohn studieren das auch und ich wollte mitreden können" :)

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Ich finde das überhaupt nicht verwerflich, ursprünglich war ein Studium auch gar nicht darauf ausgerichtet, für einen Beruf vorzubereiten - dafür war die Ausbildung da. In Zeiten des Bachelors ist ein Studium leider eine "bessere Ausbildung" geworden, für mein Empfinden ein herber Rückschritt. 

Was du mit dem Studium anfangen willst, spielt im Bewerbungsverfahren überhaupt keine Rolle und ich würde da auch kein schlechtes Gewissen haben. 

Für mich wäre ein weiteres Studium eher nichts, aber das liegt eher an meiner Faulheit :P Vielleicht später mal ein Master (damit ich in den höheren Dienst kommen kann), aber sonst ... Ein Fernlehrgang wäre vielleicht gar nicht so übel, ist weniger Aufwand als ein Studium, man kann sowieso nichts (beruflich) damit anfangen, aber interessante Themen gibt es trotzdem :D Wenn mir also mal langweilig sein sollte... 

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  • 3 Monate später...

Ich sehe das Problem darin, dass die Universität traditionell gesehen nur zur Wissensvermittlung gedacht ist. In der heutigen Zeit soll sie die Leute auf den Beruf vorbereiten, was sie allerdings auch nicht ausreichend tut, wenn ihr mich fragt. Deshalb sollte man ja währenddessen schon Praktika absolvieren, damit man auch etwas Praxis mitbekommt und nicht nur die Theorie kennt.
Wenn jemand nur wegen Wissensdurst etwas studiert, ist das erstmal nicht verwerflich. Allerdings würde ich da unterscheiden, in welchem Lebensabschnitt sich derjenige befindet. Wenn jemand direkt nach dem Abitur erstmal französische Literatur studiert nur so aus Interesse, würde ich sagen, dass derjenige erstmal etwas studieren / eine Ausbildung machen soll, damit er eine Anstellung findet.

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