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FI-AE IHK Ausbildung - keine Spur von Mathe


Gast default1990

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Gast default1990

Hi allerseits,

vielleicht sollte ich das lieber im Berufspraxis-Unterforum posten, aber es scheint auch hier her zu passen.

Ich bin zur Zeit in einer Umschulung zum "Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung"; die prüfende Stelle ist die IHK. Es hat mich über einige Umwege nach Rheinland Pfalz verschlagen, es könnte also in anderen Bundesländern anders laufen.

Das Curriculum umfasst einige verschiedene Lernfelder, IT im Allgemeinen, WiSo, (sehr, sehr rudimentäres) Englisch und natürlich Programmieren. Was völlig fehlt ist Mathe.

Theoretisch sollte man das schon in der Schule gelernt haben, ich weiß, aber gerade bei uns Umschülern liegt die Schulzeit bei Vielen einige Jahre zurück und ein Großteil hat das Abitur nicht. Jetzt frage ich mich ernsthaft, ob ich den Berufsalltag des Anwendungsentwicklers völlig falsch einschätze.

Mal von Calculus / Analysis oder algorithmischer Mathematik ganz abgesehen, beherrschen manche von uns nicht einmal Kurvendiskussionen, einfache Stochastik oder Algebra. Ich habe Geisteswissenschaften studiert, aber hatte viel mit Informatikern zu tun, und die sprachen fast immer über Themen, die mit Mathe eng verknüpft waren.

Also, wieso sieht die IHK kein Mathe vor? Weil sie annehmen, dass das Wissen schon da ist, oder weil es tatsächlich im Berufsleben nicht so wichtig ist? Falls Letzteres, wieso ist das Informatik-Studium so mathelastig?

Ich würde mich über eure Einschätzungen und Erfahrungswerte freuen, wie häufig / selten euch Mathe im Berufsleben weiter hilft, ob es euch zu besseren AElern macht, oder ob ihr es seit der Schulzeit gar nicht mehr braucht.

Danke!

 

 

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25 minutes ago, jkcoding said:

Also, wieso sieht die IHK kein Mathe vor? Weil sie annehmen, dass das Wissen schon da ist, oder weil es tatsächlich im Berufsleben nicht so wichtig ist? Falls Letzteres, wieso ist das Informatik-Studium so mathelastig?

Letzteres. Und ja, der Bachelor bereitet nicht auf das Berufsleben vor sondern legt die Basis für eine Karriere in der Wissenschaft.

Die IHK-Ausbildung zielt dagegen auf die Praxis, mit dem Unterschied, dass du damit nicht in die Wissenschaft gehen kannst. Andersherum kann man mit einem Studium sehr wohl in die Wirtschaft, auch wenn man u.U. schlecht vorbereitet ist ;)

 

Anwendungsentwicklung ist ein riesiges Feld und in den allermeisten Bereichen brauchst du keine Mathematik im Alltag. Üblich ist definitiv boolsche Algebra, manchmal auch Binär- und Hexadezimalarithmetik.

Viele Unternehmen achten bei der Einstellung von AE-Azubis verstärkt auf die Mathenote. Ich bin mir sicher, dass es eine Korrelation gibt, auch wenn sie sich vielleicht auf ein logisches und analytisches Denkvermögen reduzieren lässt. In jedem Fall besser Mathe können als nicht können - brauchen: nicht unbedingt..

Grüße

 

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vor 10 Stunden schrieb jkcoding:

Mal von Calculus / Analysis oder algorithmischer Mathematik ganz abgesehen, beherrschen manche von uns nicht einmal Kurvendiskussionen, einfache Stochastik oder Algebra.

Als Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung ist es nicht wirklich wichtig eine Kurvendiskussion durchführen zu können oder zu wissen wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist mit 3 Lottoscheinen den Jackpot zu knacken. Und die rudimentären Algebrakenntnisse, die man für einen "normalen" Anwendungsentwicklerjob braucht, beherrschen die meisten wohl doch sicher (sowas wie 12 x 2.400€ auszurechnen :D).

Wenn du Informatik studierst, bist du auf einem anderen Level und hast unter Umstände auch ein anderes Einsatzgebiet. So musst du zum Beispiel auch die Effektivität und Komplexität von Algorithmen untersuchen und abschätzen können. Schon zwischen einem normalen Informatik- und einem Wirtschaftsinformatik-Studium hat man oftmals einen größeren Unterschied bezüglich des Mathematik-Umfangs. Ich kann hier nur für mich sprechen, aber, abgesehen von den etwas umfangreicheren Beweisführungen, hatten wir in den beiden "normalen" Mathematikmodulen im WInf-Studium auch nicht mehr Inhalt als im Mathematik-Grundkurs beim Abitur. Kann beim "Wirtschaftsmathematik"-Modul in späteren Semestern aber vielleicht auch noch einmal anders werden...

Mit einem Studium kann man, wie @pld schon gesagt hat auch wissenschaftlich arbeiten und gerade in der theoretischen Informatik braucht man eine Menge mathematisches Verständnis. Für einen FIAE hingegen ist es erst einmal nur wichtig, dass das, was man produziert hat, auch läuft und das erfüllt, was der Kunde wollte. Alles was darüber hinaus geht, muss man sich entweder selbst beibringen oder der Betrieb sollte sich um die nötige Wissensvermittlung kümmern.

Bearbeitet von Rienne
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Azubi FISI hier, wir haben auch kein Mathe (hatte mich erst auch gewundert).

Das Einzige was wir bis jetzt gemacht haben ist Elektrolehre (da gehört ein wintziges bisschen Mathe rein - Formeln zur Berechnung des Stromverbrauchs ausrechnen) und Zahlen von Binär nach Dezimal und Headezimal und wieder zurück umzuwandeln.

Alles was du sonst wissen musst, wenn du also in deinem Betrieb mit irgendwelchen Formeln oder anderem in Berührung kommen solltest hast du immer noch Google oder sie sind so lieb und weisen dich darin ein ;)

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Gast default1990
On 17/05/2017 at 7:18 AM, Rienne said:

So musst du zum Beispiel auch die Effektivität und Komplexität von Algorithmen untersuchen und abschätzen können.

Und wieso muss ich das nicht als AE? Sorry, ich spreche nicht gerade aus Erfahrung, will also nicht sagen, dass Du Unrecht hast, aber das scheint mir doch sehr merkwürdig.

Gerade wenn man für ressourcenarme Geräte wie IoT / Mobile / Web programmiert will man doch performante Software schreiben, oder?

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Am 16.5.2017 um 21:13 schrieb jkcoding:

Also, wieso sieht die IHK kein Mathe vor? Weil sie annehmen, dass das Wissen schon da ist, oder weil es tatsächlich im Berufsleben nicht so wichtig ist? Falls Letzteres, wieso ist das Informatik-Studium so mathelastig?

Um zu programmieren, benötigt man erst einmal kein Mathe. Natürlich kann ein studierter Informatiker auch als Programmierer arbeiten. Wenn aber komplexe Probleme gelöst werden sollen, kommt ein ausgebildeter Fachinformatiker nicht weit. So lernt man im Studium zB aus dem Bereich der angewandten Mathematik, wie man die kürzeste Route zwischen zwei oder mehreren Zielen berechnen kann oder wie ein RSA aufgebaut ist (diskrete Mathematik) und das ganze auch zu beweisen. Wenn man diesen Algorithmus erst mal hat, ist es quasi wurst, wer den programmiert, nur für das Herleiten und Beweisen ist Mathematik (nicht zu verwechelsn mit dem "Rechnen") notwendig.

Für die Ausbildung zum FI möchten die Ausbildungsbetriebe meist gute Mathenoten. Das hat aber weniger mit dem Rechnen zu tun, sondern viel mehr mit dem logischen Denken.

Am 16.5.2017 um 21:13 schrieb jkcoding:

Mal von Calculus / Analysis oder algorithmischer Mathematik ganz abgesehen, beherrschen manche von uns nicht einmal Kurvendiskussionen, einfache Stochastik oder Algebra.

Ja gut, in wie fern Mathe in der Schule vorkommt, hängt ja vom Bildungsplan ab. Tatsächlich ist es ja so, dass es genügend Studien gibt, die sagen, dass die Deutschen nicht mehr Fit in MINT-Fächern sind... Das ist also nicht der IHK, sondern der Bildungspolitik zuzuschreiben. Tatsächlich ist es aber so, dass man zB Kurvendiskussion nicht allzu oft im Bereich der Programmierung von Anwendungen benötigt. 

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vor 11 Stunden schrieb jkcoding:

Und wieso muss ich das nicht als AE? [..]

Es gehört erst einmal nicht in das Berufsprofil eines FIAE. Alles was darüber hinaus geht ist dann eher Sache des Betriebes und nicht der Schule/des Bildungsträgers.

Oftmals ist es nunmal so, dass man als Programmierer viele Blackbox-Funktionen nutzt ohne zu wissen oder sich zu fragen, was sich dahinter wirklich verbirgt. Das ist auch vollkommen okay. Dafür braucht man keine großen Mathematikkenntnisse.

Der Anspruch an einen Hochschulabsolventen, wie bereits erwähnt, ist aber nunmal ein anderer und auch die Wege die man mit einem Studium einschlagen kann sind unterschiedlich. Was aber nicht heißt, dass, je nach Anforderungen und Zielen eines Betriebes, ein FIAE nicht auch spezielleres Wissen (nicht nur auf Mathematik beschränkt) benötigt. Dafür ist aber, wie oben schon gesagt, nicht die Schule während der Ausbildung verantwortlich.

vor 11 Stunden schrieb jkcoding:

Gerade wenn man für ressourcenarme Geräte wie IoT / Mobile / Web programmiert will man doch performante Software schreiben, oder?

Die Performance und der mathematische Anspruch sind eher bei Hardware naher Programmierung ausschlaggebend, die vorgefertigten Methoden vieler Bibliotheken in diversen Programmiersprachen bieten grundsätzlich schon eine gute Performance für die von dir aufgeführten Bereiche.

Mal eine Analogie aus einem anderen Bereich zu dem Thema:

Ein Küchenmitarbeiter in einem Fastfood-Restaurant weiß vermutlich auch an welchen Tagen zu welcher Uhrzeit mehr oder weniger Exemplare von einem Produkt verkauft werden und bereitet diese entsprechend dem zu erwartenden Absatz zu. Ihn interessieren aber nicht die genauen Zahlen. Für den Filialleiter ist das allerdings wichtig. Er muss schauen wann er welche Artikel bestellen muss, erstellt Statistiken, muss entsprechend der Zahlen auch weiterführende Entscheidungen treffen (Einstellungen/Kündigungen), ...

Ähnlich sind die Ausbildungsansprüche zwischen FIAE und Informatiker (ich möchte mich jetzt extra nicht auf das spätere Berufsleben beziehen - da verschwimmen diese Unterschiede doch oftmals sehr schnell): Ein Fachinformatiker weiß vermutlich auch welcher Sortieralgorhythmus unter welchen Bedingungen schneller ist (oder lernt es bei mehrfacher Anwendung zumindest irgendwann). Die genaue Funktionalität und der mathematische Hintergrund sind dabei erst einmal egal. Als Informatiker, der unter Umständen in diesem Bereich innovativ und forschend unterwegs sein wird, sind diese Dinge jedoch wichtig und er muss wissen können wie er z.B. die Komplexität ermittelt.

Bearbeitet von Rienne
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