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Geschrieben
vor 13 Stunden schrieb Graustein:

Aber hey wir haben doch in DE zu wenig Akademiker im Vergleich zum Ausland!!!

Naja in  Deutschland haben wir ja noch ein Ausbildungssystem. In Amerika kann man einige Jobs auch ohne Studium machen, aber es wird empfohlen, dass man sich mindestens ein Bachelor holt :S

Geschrieben

@bigvic

"Warum ist die Jugendarbeitslosigkeit so gering in D ...?"

Ganz einfach, weil dir jeder eintrichtert, dass es besser ist, sich ausbeuten zulassen, als arbeitslos zusein.
Das ist unteranderem auch der Grund, wieso der Mindestlohn bei uns so gering ist:

https://de.wikipedia.org/wiki/Mindestlohn

Zusätzlich werden ja demnächst Zehntausende neue "Fachkräfte" in Deutschland bald anfangen zu arbeiten, diese werden dann für 5€ losgehen und dann war es das komplett mit unserem Gehalt.

- Hach, ich liebe diesen Verwaltungsstaat.

 

Geschrieben

Arbeit ist immer besser als keine Arbeit. Aber der deutsche Arbeitsmarkt funktioniert im weltweiten Vergleich nahezu am allerbesten (auch mit vermeintlich geringem Mindestlohn). Wir machen sehr sehr vieles richtig und sollten aufhören denen die es nachweislich falsch machen hinterherzulaufen.

Geschrieben

Das liegt, meiner Meinung nach, an unterschiedlichen Gründen.

Zum Ersten der exorbitante Niedriglohnsektor in Deutschland.
Diesen haben andere EU Länder so nicht. Gerade in Kombination mit der Währungsunion ist dies ein eklatanter "Standortvorteil" für Deutschland und ein Hauptgrund, warum wir so viel exportieren. Wir sind zu billig für die Franzosen, Italiener und Spanier und zu hochwertig für die Polen und Griechen. Wir exportieren die EU (und mittelfristig uns) damit kaputt. Das sagen nicht nur Verschwörungstheoretiker, sondern mittlerweile auch namhafte Wirtschaftswissenschaftler und -Institute. Nicht umsonst sind die Exporte und Unternehmensgewinne seit der Agenda 2010 massiv angestiegen, während die Reallöhne de facto stagnieren.

Es geht weiter mit den übrigen Liberalisierungen im Arbeitsmarkt von Schröder, Merkel und Co..
Die Förderung von Leiharbeit, Mini-Jobs und Schleifung von Sozialleistungen kommen irgendwann beim Arbeitgeber an. Ein Leiharbeiter kostet (langfristig) weniger als ein Festangestellter. Ein Mini-Jobber kostet ebenfalls weniger. Beide haben weniger Rechte und sind leichter zu ersetzen. Und von beidem gab es noch nie so viele wie Heute.

Die systematische Korruption und Schwächung von Gewerkschaften.
Genossen der Bosse, wie bei uns, gibt es in Frankreich z. B. nicht. Dort gibt es noch so etwas wie Klassenkampf. Da wird noch so gestreikt, dass es den Namen auch verdient und nicht sofort die mediale Schlammschlacht los getreten, was sich die miesen Arbeitnehmer wieder erlauben. Es gibt immer weniger Tarifverträge. Und individuell ausgehandelte Verträge sind in der Mehrheit billiger für die Arbeitgeber als Tarifverträge. Nicht umsonst wollen viele Arbeitgeber aus Tarifen raus. Wenn der Arbeitnehmer von Individualtarifen profitieren würde, wäre dem nicht so.

Hinzu kommt das Ausbildungssystem, welches in weiten Teilen ein groß angelegtes Dumping-Instrument für Arbeitgeber ist.
Wer bildet seine Azubis noch wirklich aus? Im Sinne einer Ausbildung, welche den Namen auch verdient, wohlgemerkt. Das macht kaum noch ein Betrieb. Im Gegenteil. Gerade in den weniger qualifizierten Berufen ist der Azubi die einfachste und beste Möglichkeit, die Löhne zu drücken. Wofür soll ich einem gelernten Handwerker zu 13 Euro / Stunden anstellen, wenn ein Azubi im 2. Lehrjahr weite Teile der Arbeit übernehmen kann. Nicht umsonst ist das Verhältnis zwischen Gelernten und Azubis in vielen Handwerksbetrieben... "fragwürdig".

...

Und so geht es weiter und weiter.
Da gibt es bestimmte noch hundert weitere, große wie kleine, Gründe, warum wir so erfolgreich sind. Jedenfalls ist eines klar: Es liegt nicht daran, dass wir Deutschen so besonders innovativ, qualitativ oder konkurrenzlos sind. Die Qualität mag gut und ein Merkmal sein, keine Frage. Aber wir sind vor allem billig. Egal, ob bei den Lebensmitteln (Aldi, Lidl und Co.) oder auch in der Industrie. Dank Euro, Agenda 2010, Massenmigration und wie die ganzen neoliberalen Ideen der letzten Jahrzehnte alle heißen. Und erst im Zusammenspiel von Preis und Qualität ergibt sich ein Marktwert.

Nicht umsonst werden die Reichen immer reicher (und mehr) und die Armen immer ärmer (und mehr), während die Mittelschicht nach und nach stirbt. Die Konzerne immer mächtiger und der Arbeitnehmer immer schwächer. Das alles hat seinen Grund und ist von langer Hand geplant. Von Lobbyisten, Unternehmern, Politikern und Medien. Im Sinne einer "marktkonformen Demokratie", wie es unsere ewige Kanzlerin selbst zum besten gibt.

Jedenfalls, um wieder zur Ursprungsfrage zurück zu kommen, ist die geringe Arbeitslosigkeit in D nur vordergründig ein Grund, sich auf die Schulter zu klopfen. Ich hätte lieber wieder eine Prä-Agenda 2010-BRD, wo die Arbeitslosigkeit nominal höher war, aber die Menschen gleichzeitig besser gestellt waren. Die Fachkräfte haben bessere Reallöhne und Kaufkraft gehabt (bei gleicher Qualifikation und Arbeit), die Arbeitsverträge waren fest und heimatnah und die Arbeitslosen wurden wie Menschen behandelt und nicht wie lästige Krebsgeschwüre, welche es mit Hartz IV am liebsten zu Tode zu sanktionieren gilt.

Geschrieben

Ich würde gerne mal Fakten bringen, neben den "gefühlten Fakten" :)

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/74795/umfrage/jugendarbeitslosigkeit-in-europa/
Z. B. Frankreich ist ein tolles Vorbild ... 21% Jugendlicharbeitslosigkeit oder Italien mit 32 % .. da wollen wir hin  ;)

Faktencheck Reallöhne Entwicklung: https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesamtwirtschaftUmwelt/VerdiensteArbeitskosten/RealloehneNettoverdienste/Tabellen/Tabellen_Reallohnentwicklung.html

 

Geschrieben (bearbeitet)

Wenn Du nur hören willst, wie super es bei uns ist und wie blöde es die anderen EU-Länder machen, dann weiß ich ehrlich gesagt nicht, warum Du einen Faden aufmachst. Deine Meinung steht anscheinend fest und alles, was Dir nicht passt, wird als "Gefühlte Fakten" diskreditiert.

...

Auch hier sind Fakten, welche ich auf die schnelle Recherchiert habe. Jeweils die ersten Treffer bei Google und Co.
Wenn man wollte, würde man dazu tiefer gehende Analysen und Zahlen finden.

Entwicklung Reallohn vs. Unternehmensgewinne.
Sogar mit Rankings verglichen mit der EU. In Punkto Ungleichheit sind wir jedenfalls weit vorne.
https://www.linkedin.com/pulse/unternehmensgewinne-vs-reallöhne-deutschland-zwischen-kurt-brand

...

Die Obdachlosigkeit ist auf einem Hoch:
http://www.deutschlandfunk.de/sozialstatistik-immer-mehr-obdachlose-in-deutschland.1818.de.html?dram:article_id=373118

Die Armutsquote ist so hoch, wie seit der Wiedervereinigung nicht:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/armut-in-deutschland-das-risiko-steigt-wieder-obwohl-die-wirtschaft-laeuft-a-1112646.html

Gleichzeitig fahren die Unternehmen Rekordgewinne:
https://www.finanzen.net/nachricht/aktien/Industrie-brummt-Unternehmensgewinne-Fruehere-Rekordmarken-in-Sicht-4403562

Der Staat fährt ebenfalls Rekordeinnahmen:
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/166381/umfrage/steuereinnahmen-laut-steuerschaetzung/

Wie das zusammenpasst.
Man könnte meinen, die Armut des Einen führt zum Reichtum des Anderen.

...

Über die gewollte und legalisierte Steuervermeidungen der Konzerne brauche ich nichts sagen.
Die Papers der letzten Jahre sind bekannt.

...

Zu den Arbeitslosenstatistiken, und wie diese geschönt werden, hat selbst die Tagesschau eine anschauliche Grafik.
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/hg-arbeitslosenzahlen-101.html

Die Anzahl der geleisteten Arbeitsstunden stagniert seit Jahren.
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/163577/umfrage/geleistete-arbeitsstunden-der-erwerbstaetigen-in-deutschland/

Gleichzeitig hat man die Tage erst verkündet, es gäbe so viele Beschäftigte wie ewig nicht mehr.
https://www.welt.de/wirtschaft/article171835665/Beschaeftigung-Deutschland-steht-vor-einem-historischen-Rekord.html

Was bedeutet das?
Mehr, nach Tarif bezahlte, Vollzeitkräfte wohl kaum.

...

usw. usf.
Alles auf Anhieb gegooglet. Alles durch die Medien gegangen. Man muss nur 1+1 zusammen zählen.

Dass Du mit keinem Wort auf die Reformen der Agenda 2010 eingehst, welche ich mehrfach erwähnt habe, spricht zudem Bände. Denn, was diese bewirkt hat und weiterhin bewirkt, ist bekannt. Stabile und gut bezahlte Jobs, oder ein sicheres, soziales Netz, zählen jedenfalls nicht dazu.

Aber, da es Dir anscheinend zu wissen reicht, dass es anderen noch schlechter geht, ist es vergebene Liebesmüh, was ich hier betreibe.

Bearbeitet von Errraddicator
Geschrieben (bearbeitet)
vor einer Stunde schrieb bigvic:

Z. B. Frankreich ist ein tolles Vorbild ... 21% Jugendlicharbeitslosigkeit oder Italien mit 32 % .. da wollen wir hin 

War so nicht gemeint.
Ich meinte damit eher den bezug, auf den Niedriglohn :)

Denn wenn jeder für 0,50€ / STD weniger arbeiten geht als man selbst, führt das unvermeidbar zum LohnDumping.

Und bei der deutschen Jugendarbeitslosigkeit, hast du was entscheidendes vergessen:

- Leute die als 1 Euro Jobber zählen, zählen in die AL Statistik mit ein.
- Alle Menschen, die von staatlichen Stellen in die Warteschleifen von Trainings- und Qualifizierungsmaßnahmen geschickt werden, gelten offiziell nicht als arbeitslos.
- Leute, die vorzeitig verrentet wurden, zählen ebenfalls nicht in die Statistik ein, obwohl Sie vom Amt/JC Geld erhalten.
- Leute, die vom Amt/JC an private Arbeitsvermittler übergeben werden, wo sie in der pipeline hängen, zählen ebenfalls nicht als AL.

 

Ich hatte im Frühjahr darüber ein nettes Gespräch mit dem Hansel vom JC (kurzzeitig AL gewesen) und auch der meinte, dass diese Statistik, BESONDERS bei der Jugendauswertung, nur nach außen schön aussehen. Wie weit das natürlich der Wahrheit entspricht, und wieviel das im Endeffekt ausmacht, wissen nur die Verantwortlichen selbst ^^.

 

Bearbeitet von Bulletproof.Hanno
Geschrieben

@Errraddicator

Der Thread ging um das Teilen eines interessanten Podcasts über das Thema Ausbildung und warum das Konzept in Deutschland gut ist (oder auch warum Akademisierung vielleicht ein Problem ist) bzw. wie sich das auf die Jugendarbeitslosigkeit auswirkt.

Du hast dann den politischen Granatwerfen ausgepackt und mal schön von Niedriglohnsektor, Hartz4, Zuwanderung, Euro, Kapitalismus, Obdachlosigkeit, usw. usf. ... einfach jedes Thema irgendwie versucht mitzuverwursten. Ich glaube nicht, dass es zielführend ist da drauf einzugehen (Stichwort: Godwin law), egal was ich inhaltlich davon halte. Daher poste ich einfach mal die nackten Fakten und versuche zum Thema zurück zu führen.

 

@Bulletproof.Hanno

Können wir davon ausgehen, dass wir mindestens so akkurat sind mit den Zahlen wie unsere EU-Nachbarländer? (Meiner Erfahrung nach mit allen Schwächen des deutschen Systems ist D immernoch eines der genauesten/ehrlichsten).

Geschrieben

Natürlich gehört das zum Thema.

Die Arbeitsmarktsituation für junge oder alte Menschen entsteht nicht im luftleeren Raum oder ist ein isoliertes, klar abzugrenzendes Feld. Es ist Bestandteil eines großen Ganzen, bei welchem Maßnahmen für das Einen das Andere beeinflussen. Die Jugendarbeitslosigkeit isoliert zu betrachten, wird der Sache nicht gerecht.

Vor allem nicht, wenn man sie mit Nachbarländern vergleichen möchte, wo andere Rahmenbedingungen vorherrschen. In der Statistik normalisiert man Werte aus unterschiedlichen Quellen. Das ist auch hier notwendig und habe ich mit Einwürfen zu Niedriglohnsektor, Euro-Zone und Co. versucht. All dies sind wesentliche Faktoren, warum in Spanien und Italien z. B. die Wirtschaft nicht mehr so läuft, wie in Deutschland, was sich wiederum in einer höheren Arbeitslosigkeit spiegelt.

Ja, derartige Themen sind komplex. Und es gibt keine einfache oder schöne Lösung. Aber, nur wenn man das System als Ganzes erfasst, hat man die Chance es zu verbessern. Wenn man sich im Klein-Klein verliert oder Grenzen zieht, wo keine sind, kann man bestenfalls Symbolpolitik betreiben.

Das kann nicht die Lösung der Sache sein und ist dem ernst der Problematik nicht angemessen, wie ich finde.

Geschrieben
Am 1/16/2018 um 17:00 schrieb bigvic:

Können wir davon ausgehen, dass wir mindestens so akkurat sind mit den Zahlen wie unsere EU-Nachbarländer? (Meiner Erfahrung nach mit allen Schwächen des deutschen Systems ist D immernoch eines der genauesten/ehrlichsten).

Wie gesagt, dass können dir nur die Ersteller selbst sagen. Und ich glaube selbst die haben keinen Plan von dem was dort ausgewertet ist.

Man muss ja nur mal selbst mit den Leuten vom Amt / JC zutun gehabt haben, um zu merken, dass die einfach auf ganzer Linie versagen von A-Z.

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