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Wie oft bekommt man die Chance auf eine Führungsposition?


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Geschrieben

Hallo zusammen,

ich (38, FiAe, staat.geprft.BWirt, verh.,3 Kinder) arbeite in einem Unternehmen, dass letztes Jahr als Betriebsübergang nach der Insolvenz des Ausbildungsbetriebs entstanden ist.

Insgesamt bin ich seit über 15 Jahren hier tätig. Die Entwicklertätigkeit hab ich im Laufe der Jahre gegen Projektleitung/Schnittstelle zum Kunden/Business Analyst getauscht. Seit anderthalb Jahren bin ich fachlich für ein kleines Team zuständig, ohne Budget/Personalverantwortung. Die versprochenene Vertragsanpassung ist in der Insolvenz mit untergegangen.

Nachdem sich Mitte des Jahres erneut Liquiditätslücken zeigten (Gehalt wurde mehrfach verspätet gezahlt, Lieferanten stellten die Zusammenarbeit ein,...), habe ich dann auch mal Bewerbungen geschrieben. Und habe für eine rein fachliche Stelle, die soweit Faust aufs Auge passt, eine mündliche Zusage.

Im August fand dann die nächste Restrukturierung statt, von einst 1200 sind noch 350 MA übrig. Der IT Leiter stand mit auf der Liste. Man plant mich als neuen IT Leiter. Zudem hat man einen Investor gefunden, der neue Kunden/neues Geschäft mitbringt.

 

Jetzt stehe ich da mit zwei Jobangeboten, bei denen ich parallel die Konditionen im Detail verhandel.

Beide Stellen bieten ein deutliches Lohnplus >20%. Die Leitungsstelle ist natürlich besser dotiert, kommt dafür aber mit Vertrauensarbeitszeit daher (=> >50h). Die fachliche Stelle mit 38,5h und Überstundenkonto, wegen der WorkLiveBalance ein klares Plus.

Generell traue ich mir die Leitung zu, jedoch wäre das in der aktuellen Firma  mit den neuen Kunden und nötigen Änderungen an der Infrastruktur ein Himmelfahrtskommando, zu Lasten der Familie und das Gespenst einer erneuten Insolvenz ist auch noch nicht 100% gebannt. Deshalb ist die Entscheidung eigentlich gefallen.

Was mich aber noch beschäftigt: 

Wie oft bekomme ich noch die Chance auf solch eine Leitungsstelle? 

Viele Betriebe habe ich nicht kennen gelernt. In 15 Jahren gab es nur einen Wechsel in der IT Leitung. Vertue ich eine einmalige Chance oder könnte sich so eine Chance noch einmal bieten? Ist wahrscheinlich Glaskugelen, aber wie seht ihr das?

 

Gruß Bockreiter

Geschrieben

Möchtest du denn ins Management? Das ist definitiv nicht jedermanns Sache. Du wirst für Sachen verantwortlich gemacht, wofür du nichts kannst. Zu dem kann "People-Management" (wie man es heute auf Neudeutsch so gerne sagt; oder auch einfach "disziplinarische Verantwortung für Mitarbeiter") wirklich sehr anstrengend sein. Vor allem wenn man das Team nicht hinter sich hat und auch noch Nebenkriegsschauplätze wie zB verspätetes Gehalt dazu kommen.

Wie groß wird denn dein Team sein?

 

Wie ich es machen würde:

An deiner Stelle würde ich das interne Jobangebot annehmen wenn du ein halbwegs gutes Gefühl dabei hast und einfach schauen, wie es sich entwickelt. Eine neue fachliche Stelle wird man ja sicherlich wesentlich einfacher finden. Kannst du dann auch recht gut verargumentieren, warum du dich von einer leitenden Position wieder weg bewegst.

Geschrieben (bearbeitet)
vor 8 Stunden schrieb Bockreiter:

Deshalb ist die Entscheidung eigentlich gefallen.

Warum stellst du dir dann noch solche Fragen? Eine solche Position würde vermutlich auch in anderen Unternehmen auf deine Work-Life Balance Auswirkungen haben. Wenn du jetzt sagst, dass das ein No-Go ist....

Du solltest dich selber mal fragen, was du dir überhaupt von dieser Position versprichst. Mehr Geld? Du hast ja selbst geschrieben, dass beide Stellen ein höheres Gehalt  mitbringen. Würdest du dich eher als Workaholic bezeichnen? Versprichst du dir mehr "Ansehen", wäre es gut für dein Ego? Du solltest dich wirklich fragen, was du dir selbst versprichst und was realistisch gesehen dabei wirklich rauskommen wird. Schließlich kommen nicht nur mehr Arbeitszeit dazu, sondern auch eine ganz andere Verantwortung und eine ganz andere Form von Stress dadurch.

Ich persönlich würde gar nicht darüber nachdenken, wenn ich mich zwischen 50h und 38,5h entscheiden müsste.  Ist sowohl besser für die Gesundheit als auch (hoffentlich) für die Familie.

Wenn man aber auf diese Art von Stress mag und sich da Zuhause fühlt, ist es natürlich eine ganz andere Sache. 

Bearbeitet von KeeperOfCoffee
Geschrieben

Ich denke, es steht und fällt mit der Annahme, wie es dort weitergeht. Wenn Du Dir sicher bist, dass das Unternehmen zukünftig gut fährt, ist dies eine Chance, welche einem nicht alle Tage über den Weg läuft. Derartige Posten sind selten, umkämpft und meist besetzt. Das ist viel Wert. Und sei es nur, weil Du entsprechende Erfahrung sammeln kannst.

Gleichzeitig solltest Du nicht vergessen, dass das Angebot rosiger aussehen könnte als es ist:

  • Das beginnt mit den Stunden je Woche. Es ist nicht nur ein enormer Knick in der Work-Life-Balance, sondern auch im Gehalt. Wenn Du z. B. 30% mehr arbeiten musst und nur 20% mehr verdienst, machst Du schlussendlich ein schlechtes Geschäft. Im Gegenteil müsste es so sein, dass Du bei 30% mehr Arbeit 60% mehr bekommst, damit sich der Mehraufwand und Verzicht auch lohnt.
     
  • Du hast nicht viele Unternehmen gesehen. Als gut dotierte Fach- oder Führungskraft in der IT ist das ein Malus, welcher Deinen Marktwert bei anderen Unternehmen spürbar schmälert. Es gibt mehr als ein Unternehmen, welche die althergebrachte Karriere innerhalb eines Unternehmens (vom Azubi zum Leiter) kritisch betrachten. Diese Skepsis ist nicht unbegründet.
     
  • Wenn Du dort bleibst, legst Du Dich fürs Erste auf diesen AG fest. Als Fachkraft mit 50k oder 60k zu wechseln ist einfacher als als Führungskraft mit 100k. Hier sind wir wieder bei der Frage: Wie realistisch ist die Zukunft dort?
Geschrieben (bearbeitet)

Und nicht selten erhalten langjährige MA ein solches Angebot -> Leitender Mitarbeiter = gelockerter Kündigungsschutz.

Als langjähriger Mitarbeiter ohne Personalverantwortung und Kindern bist du einer der letzten der gekündigt werden kann. 

Neuer Investor heißt auch wieder Umstrukturierung und i.d.R. neues Personal.

Letztlich kennst du die Finanzen deiner aktuellen Firma deutlich besser als wir.

Als Leiter der IT solltest du auch Zugriff zu den betriebswirtschaftlichen Kennzahlen erhalten, da Leitung im Regelfall Budgetverantwortung bedeutet. 

Sollte die GF dir den Einblick verwehren wäre ich sehr vorsichtig. 

Ich persönlich würde unter diesen Voraussetzungen eindeutig zum Angebot mit 38,5h greifen. 

Bearbeitet von tTt
Geschrieben (bearbeitet)

Um auf deine ursprüngliche Frage zu antworten: Leitungspositionen (inkl. Mitarbeiterführung) werden einem nicht häufig angeboten. 

Das ist meiner Meinung nach aber nicht die Frage die du dir stellen solltest. Die eigentliche Frage lautet: Wo willst du hin? Und so blöd und ausgelutscht das klingt: Wo siehst du dich in 10 Jahren? Willst du überhaupt in eine Führungsposition oder geht es nur ums Gehalt / Prestige? Wenn du diese Fragen beantwortet hast musst du dir überlegen welcher der beiden Jobs besser in deine Planung passt. 

 

Bearbeitet von TooMuchCoffeeMan
Geschrieben

Wäre ich in deiner Situation würde ich ohne zu zögern den Facharbeiterjob wählen. Wenn du am Ende ohne Arbeit da stehst, bringt dir deine kurzfristige Karriere als IT-Leiter recht wenig. Du hast eine Familie zu ernähren - bitte vergiss das nicht!

Geschrieben
Am 19.9.2018 um 00:01 schrieb Bockreiter:

Beide Stellen bieten ein deutliches Lohnplus >20%. Die Leitungsstelle ist natürlich besser dotiert, kommt dafür aber mit Vertrauensarbeitszeit daher (=> >50h). Die fachliche Stelle mit 38,5h und Überstundenkonto, wegen der WorkLiveBalance ein klares Plus.

Was genau bedeutet besser dotiert? 

Ich bin bei sowas recht pragmatisch. Am Ende ist es immer ein Tausch von Lebenszeit gegen Geld. Und wenn ich auf der Visitenkarte "CEO" stehen habe, aber auf den Stundenlohn umgerechnet mit weniger nach Hause gehe, als die von mir geführten Mitarbeiter, dann steht das für mich in keinem Verhältnis.

Bekommst Du 100k für die 38,5 + Üst. müsste für eine ~50h-Woche min. 132k nur für den Break-even drin sein.  Mal abgesehen von der unsicheren Zukunft eines ehemals insolventen Unternehmens.

Geschrieben
vor 36 Minuten schrieb Kwaiken:

Bekommst Du 100k für die 38,5 + Üst. müsste für eine ~50h-Woche min. 132k nur für den Break-even drin sein.  Mal abgesehen von der unsicheren Zukunft eines ehemals insolventen Unternehmens.

Wobei ich hier auch noch die eigene Gewichtung von "verfügbarer freier Zeit" mit einbringen würde...
 

Geschrieben

Danke schon mal für das Feedback. 

Sind einige Punkte dabei über die ich selber schon nachgedacht habe und ein paar neue Aspekte die ich so noch nicht betrachtet hatte.

Gestern Abend habe ich den ersten schriftlichen Vertragsentwurf für die Fachstelle bekommen. Hier zeigt sich wieder: mündlich vs. schriftlich muss nicht gleich sein. Aus den 38,5 sind dann doch eine 40h Woche geworden, Überstundenkonto ist aber weiter vorhanden. Dafür ist das FixGehalt entsprechend nachoben angepasst und ein 5% variabler Anteil dazu gekommen. Der Fix-Anteil macht nachder Probezeit schon ein Plus von 27% zur aktuellen Stelle aus.

Für die Leiterstelle warte ich schon seit zwei Wochen auf etwas schriftliches. Die zuerwartenden Überstunden sind meiner Seits eingepreist, bin mir aber nicht sicher ob das so akzeptiert würde.

Die Entscheidung für die Fachstelle war eigentlich schon gefallen.  Dann zog sich das externe Bewerbungsverfahren wegen Urlaubszeit und Krankheit etwas länger hin und die Leitungsstelle kam auf den Tisch.

Und dann kommt man doch wieder ins grübeln, ob man eine "einmalige" Chance ausschlägt und doch besser bleibt.

Wenn ich aber die hier aufgeführten Argumente betrachte, ist das keine wirklich "einmalige" Chance. Es gibt zuviele negative Aspekte/Argumente.

 

Gruß Bockreiter

 

 

  • 8 Monate später...
Geschrieben

Nabend zusammen,

kleines Update nach einem 3/4 Jahr. 

Hab die fachliche Stelle im November angetreten. Im März wurde die Probezeit einseitig durch den AG vorzeitiger beendet, da man mit meiner Leistung mehr als zufrieden war.

Im Mai wurde mir die Teamleiterstelle angeboten, die vorherige Teamleitung intern in ein neu gegründeten Bereich wechselt. Seit Juni bin ich nun Teamleiter eines kleinen sechs köpfige Teams.

 

Damit beantwortet sich meine ursprüngliche Frage:

Am 19.9.2018 um 00:01 schrieb Bockreiter:

Wie oft bekomme ich noch die Chance auf solch eine Leitungsstelle? 

Öfters als man denkt.

Der Teamleiter ist natürlich "kleiner" als der IT-Leiter. Aber aktuell für mich ausreichend. Im Nachgang betrachtet hab ich mich letztes Jahr richtig entschieden.

 

Gruß Bockreiter

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