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Informatik- lebenslanges Lernen, wie damit umgehen?


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Geschrieben

Hey! 

Kurz zu mir, ich bin vor 2 Jahren mit meiner Ausbildung zum FISI fertig geworden und habe letztes Jahr ein Studium der WiInf begonnen. 

Was mir gerade bei uns Informatikern auffällt ist das wirklich extrem breit und tiefe Wissen was mittlerweile dem Bereich zugeordnet wird. 

Ein Beispiel KI, gerade erst wirklich das Programmieren richtig verstanden, schon habe ich das Gefühl ich müsste mich so schnell es geht damit befassen.

Dann kommen Themen wie Server/Client, theoretische Informatik, Netzwerke, Elektrotechnische Grundlagen und viele mehr. 

Jedes der einzelnen Themen frisst einfach extrem viel Zeit um es überhaupt annähernd tiefer zu verstehen. 

Ich würde einfach mal gerne Wissen ob ihr auch mit dem Anspruch rangeht, breit Dinge in der Informatik zu verstehen und wie man innerlich nicht immer mit der Informatik einen Burnout assoziiert, weil es einfach so extrem viel ist. Ich habe einfach das Gefühl nicht "zu reichen". 

Wie geht ihr damit um? Beschränkt ihr euch bewusst auf ein Themengebiet und habt ihr Tips wie ich am besten damit umgehe? 

Dies soll sich jetzt gar nicht auf mein Studium beziehen, ich komme mit den Klausuren gut zurecht, es geht mir um den "instrinsischen Informatiker" in mir. 

Geschrieben (bearbeitet)
vor 29 Minuten schrieb nmuenker:

... Ich würde einfach mal gerne Wissen ob ihr auch mit dem Anspruch rangeht, breit Dinge in der Informatik zu verstehen und wie man innerlich nicht immer mit der Informatik einen Burnout assoziiert, weil es einfach so extrem viel ist. Ich habe einfach das Gefühl nicht "zu reichen". 

Wie geht ihr damit um? Beschränkt ihr euch bewusst auf ein Themengebiet und habt ihr Tips wie ich am besten damit umgehe? ...

Meine Ausbildung zum FISI habe ich im Januar 2012 abgeschlossen (Umschulung). Hatte damals den Vorteil, dass man breit aufgestellt war vom Wissen her. Man spezialisiert sich ja auch erst über die Jahre aus persönlicher Neigung bzw. dem Arbeitsalltag heraus auf ein Gebiet.

Ich würde Dir raten: Stell dich möglichst breit vom Grundlagenwissen her auf und spezialisiere dich auf maximal zwei Gebieten deiner Wahl. Lass den Rest quasi weg, i.S.v. dann nur noch Grundlagenwissen zu haben. Das reicht meist im Arbeitsalltag völlig aus und man kann ja dann die Spezialisierung gehen, die man möchte. Man sollte jedoch aus meiner Sicht nie den Fokus für zukünftige Trends verlieren. Soll heißen, wenn Du in sagen wir mal sieben, acht Jahren merkst, dass dein Spezialwissen entweder "Mainstream" oder veraltet ist, Bilde dich weiter und geh auf eine neue Spezialisierung.

Bei mir ist es z. B. Datenschutz und Datensicherheit auf der einen Seite (werde mich nächstes Jahr beim TüV zum Datenschutzauditor zertifizieren lassen) und andererseits Netzwerkarchitektur und Data Center Betrieb (ITIL, CISCO Zertifikate usw.). Ich weiß halt jetzt schon, daß ich weder Teamleiter werden will noch in zehn Jahren in einem klassischen Angestelltenverhältnis bleiben möchte , sondern eher auf die Schiene IT-Consultant mit Schwerpunkt externer DS Auditor umschwenken möchte.

Ich kenne aber Deine Situation zu gut. Man macht sich Gedanken, meint möglichst alles wissen zu müssen und setzt sich dadurch selbst unnötig unter Druck. Wenn Du immer am Ball bleibst, mal unter der Woche oder am Wochenende ein paar Stunden für private Fortbildung investierst wirst Du, wenn sonst alles passt (Charakter etc.),  nie Probleme haben als Informatiker gute Arbeitsstellen und -Bedingungen zu bekommen.

Bearbeitet von G910
Geschrieben

Finde dich damit ab, dass es immer Lücken geben wird. Das geht auch nicht anders, denn "IT" ist zu groß, um alles zu können. Wie G910 schon sagt solltest du ein breites Basiswissen haben und dich spezialisieren. Such dir ein Thema aus, was dir a) gefällt und b) gebraucht wird.

Geschrieben

Wenn man an Informatik interessiert ist, ist das erst einmal eine gute Sache, für mich gibt es viele Themen die mich brennend interessieren, und über die ich mich in meiner Freizeit informiere. (Viele Dinge wurden damals in der Ausbildung nur Angeschnitten).

Einen speziellen "Anspruch" (im Sinne von: Nur dann bin ich ein guter Informatiker) habe ich allerdings nicht mehr.
Das ist, wie du bereits erkannt hast, auch überhaupt nicht zu schaffen: Selbst wenn du das gesamte Spektrum der IT abdeckst kommt früher oder später ein neues Tools, dessen Konzept du nicht kennst.

Bei mir hat sich das ganze irgendwann von selbst gelöst. Nach der Ausbildung habe ich mich mehr auf meinen jetzigen Job (bzw. mein nächstes Wunschjob) konzentriert, und mich ansonsten mit den anderen Freuden des Lebens (Freunde außerhalb des Jobs, Sport,...) beschäftigt.

IT interessiert mich nach wie vor, ich bilde mich weiter und beobachte die Trends in der Branche, oder verbringe mal ein paar Abende mit einer Recherche zu interessanten Themen. Aber aus beruflicher Sicht habe ich aber einfach gemerkt, dass oberflächliches "Wissen" (mal schnell ein Paper in Englisch über irgendeinen komplexen Zusammenhang überfliegen) das man nicht anwendet/vertieft nicht so wirklich viel bringt, bzw. man die  Zeit einfach besser nutzen kann, z.B. mit Freunden ein Bier trinken geht.

Nicht alles aus dem Stehgreif zu wissen ist in der IT (und eigentlich auch bei den meisten Jobs) ganz normal, wenn man etwas erst nachgucken muss oder einen Kollegen fragen muss kommuniziert man das . Machen Ärzte, Anwälte, Handwerker, Angestellte in der Verwaltung etc. ja genauso.

Geschrieben

Mal meine Sicht als Entwickler, wirklich viel Neues kommt in den beruflichen Alltag selten rein. Natürlich müsste man unendlich viel lernen, wenn man immer auf dem Laufenden bleiben möchte. Die Frage ist ob man das muss und will bzw. auch nur einen größeren Teil des vorhandenen verstehen möchte.

Denke von den Anforderungen regelt sich sowas meist von selbst. Viele junge Leute, die stark an der IT interessiert sind, realisieren irgendwelche Hobbyprojekte oder setzen sich nach Feierabend, am Wochenende oder Urlaub noch mit neuen Themen auseinander. Die älteren Kollegen haben meist Kiddies, ggf. schon Enkel und sind da oft nicht mehr so aktiv, dafür bringen sie eine Menge Erfahrung und Wissen über die Geschäftslogik mit. Das muss nicht immer so sein, denke oft ergänzend sich das aber schon automatisch sehr gut.

Frage ist wann das ewige Lernen wirklich von Vorteil ist. Wenn ich mir privat was aneigne, hab ich dazu nix auf dem Papier, bei der Jobsuche ist es also für viele Leute ziemlich uninteressant, sofern ich keine Projekte vorzuweisen habe, was meist eher im Dev Bereich üblich ist, hierzulande abgesehen von Startups aber eh wenig Beachtung findet.

Ich persönlich habe z.B. immer irgendein Hobbyprojekt an dem ich bastel mit Technologien, die mich interessieren und gebe mir auch mal ein paar Kurse zu Programmiersprachen die ich im beruflichen Umfeld nicht nutze oder klinke mich auch gerne bei uns im Unternehmen ein wenig in andere Gebiete und Abteilungen ein.

Für meinen eigentlichen Bereich gibt es auch wenig Neues zu lernen. Wenn neue Versionen von IDEs oder Sprachen/Datenbanken kommen, dann schaut man sich mal die Patch Notes und neuen Features an, probiert ein wenig rum und lässt die ggf. in neue Projekte einfließen, das ist aber eher ein Selbstläufer.

Auch wenn die IT sich verdammt schnell bewegt als Ganzes, innerhalb einzelner Unternehmen ist das selten der Fall. Der Großteil der Sachen, die ich heute täglich nutze, gab es schon vor vielen, vielen Jahrzehnten. Und das was neu und hip ist, ist meist nur eine andere Kombination von Konzepten, die es so auch schon alle gab.

Hängt am Ende denke ich vom persönlichen Interesse ab. Für wen das nebenbei auch noch ein Hobby ist, der steckt da eben mehr Zeit rein, für jemand anderen ist es einfach ein 9-5 Job und das ist auch ok. Das was ich mir privat aneigne mag hier und da hilfreich sein, zum Großteil wende ich es aber im Berufsalltag nicht an, es sorgt nicht für ein höheres Gehalt und auch bei einen AG Wechsel wäre es wohl schlicht private Spielerei und relativ irrelevant.

Merke sowas auch regelmäßig bei uns im Betrieb. Haben sehr kundenspezifische Lösungen und die Kollegen verhalten sich hier auch sehr unterschiedlich. Gibt Kollegen die haben mal nen Kunden am Telefon, wo sie sich nicht auskennen. Die wollen den so schnell wie möglich weg kriegen und nix damit zutun haben. Andere rufen dich dann rüber, wollen sehen was gemacht werden muss und lösen das Problem beim nächsten mal selbst.

Kurz mach das, wozu du Lust hast. Wenn du dich mehr rein hängen willst tue das. Müssen tust du es aber nicht und "lohnen" wird es sich im Zweifel auch nicht und du musst dich auch nicht mit Leuten messen die das tun.

Geschrieben

Du scheinst noch recht jung zu sein und deshalb hungrig. Da ist es normal, dass man von der Masse erschlagen wird. Ich würde mir da weniger Gedanken machen, denn Du bist auf einem guten Weg, wenn Du kurz nach Deiner Ausbildung direkt das Studium hinten dran hängst. Keiner kann erwartet oder erwartet von Dir, dass Du nach wenigen Jahren alle Themen kennst, die gerade hipp sind.

Suche Dir eine Sparte, welche Dir gefällt, bilde Dich fort und suche Dir einen Arbeitgeber, welcher Dir interessante Aufgaben gibt. Dann brauchst Du Dir keine Sorgen machen, solange Du nicht gerade zu den Top 100 Developern International gehören möchtest. Der Großteil der IT-Arbeit, der in deutschen Betrieben erledigt wird, ist meist weniger cutting edge als es einem Magazine und Hypes glauben machen wollen. :)

Geschrieben

Es ist das selbe Problem das Ärzte haben, es gibt in einer Person auch keinen Dermatologen, Chirurg, Inneren Mediziner und HNO. Sich das Wissen in all diesen Bereichen anzueignen würde jeweils Jahre in Anspruch nehmen und das menschliche Gehirn kann leider auch nicht alles wissen immer abrufen.

Mach es wie Ärzte: spezialisier dich auf ein Gebiet (oder 2) aber das so gut es geht. Werde ein Profi in deinem Bereich und deine Meinung wird geschätzt und gefragt werden. Nur viel Spaß bei der Entscheidung welches Gebiet es werden soll... :D 

Geschrieben

Hi,

Am 28.7.2019 um 00:46 schrieb spix:

KI ist eher was für Akademische ITler und DEV.  Für FISI gehts eher um Cloud und Co.  

sehe ich nicht so. Die Frage ist dabei natürlich, wie tief man KI verstanden haben muss. Aber grundlegend sollte man schon wissen, wie das funktioniert, wie das MEINEN Alltag beeinflusst bzw. was KI nicht kann.

Letzten Endes ist es meiner Meinung nach auch empfehlenswert, einen Schwerpunkt zu setzen, und sich zumindest rudimentär für andere Themen zu interessieren. Blockchain, KI, Security z.B. sind meiner Meinung nach Themen, die heutzutage mindestens im Ansatz von IT-Fachkräften erklärt werden können sollten.

Wie auch immer, du kannst unmöglich in allem ein Experte sein, aber Wissen in anderen Themen als deinem Spezialgebiet wird dich eigentlich so gut wie immer nach vorne bringen. Nur solltest du dich auch nicht verrückt machen, wenn du deine Neugier behälst, bist auf dem richtigen Weg.

Geschrieben

Ich finde Albert Einstein hat es ganz treffend ausgedrückt "Je mehr ich weiß, um so mehr weiß ich, das ich nicht(s) weiß.". Das trifft es meiner Meinung und Erfahrung nach sehr gut. Oberflächlich sind viele Dinge erstmal einfach und man glaubt es verstanden zu haben. Je tiefer man in ein Thema einsteigt, umso mehr "größer" wird es und man entdeckt immer wieder Neues und Querbeziehungen zu anderen Themen. Wie von jemandem schon geschrieben hat, bin ich auch der Meinung, dass man eine solide und breite Wissensgrundlage schaffen und dann in 1-2 Themen "abtauchen" sollte. 

Noch viel wichtiger finde ich aber die Fähigkeit (und auch das Vertrauen in sich) sich bei Bedarf schnell und selbstständig neue Dinge aneignen zu können.

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