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Webagenturen = Sklaventreiber? Kununu


Gast dnyc

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Hallo Forum.

Ich habe jetzt schon ein paar mal vernommen, dass Werbe/Webagenturen eher Sklaventreiber sind und man sich von dort fernhalten sollte. Ist dem im Durchschnitt so? Wie sind eure Erfahrungen? Ich habe jetzt wahrscheinlich bald ein Skype-Interview für eine Juniorstelle. Da habe ich mir das Unternehmen mal auf Kununu angesehen und es hat fast ausschließlich nur 1-2 Sterne bekommen bei 50+ Bewertungen. Die ausführlichen Berichte sind haarsträubend. Ehrlich gesagt, möchte ich dann lieber doch nicht dort vorsprechen. Zusammenfassend steht in den Berichten, dass das Unternehmen die Mitarbeiter nur als Kapital ansieht, was man schnell verheizen kann, um die Arbeit erledigt zu bekommen und dann neue Mitarbeiter einzustellen. Es herrscht hohe Fluktuation. Man muss Überstunden machen und kann diese nicht abgelten, es grassiert Mobbing und teilweise wird anscheinend in Räumen geraucht.

Hier ist auch die Frage, inwieweit man sich auf Kununu verlassen sollte, aber es ist ja eigentlich schon etabliert.

Was denkt ihr dazu?

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Schwer zu bewerten.

Ich habe in meinem ersten Pflichtpraktikum 2018 für drei Monate in einer Agentur gearbeitet, die samt Geschäftsführung aus etwa 20 Personen bestand. Demnach eher eine kleine Agentur, regional aber - gemessen am Kundenkreis - verhältnismäßig stark aufgestellt. Da gibt es - das weiß ich, da ich weiterhin lose Kontakt habe - kaum Fluktuation. Eine MA aus der Projektleitung ist gegangen, aber sonst..

In größeren Agenturen, in anderen Städten und gerade in Werbeagenturen kann es jedoch schnell zur Schinderei werden. Ein Bekannter, der in einer Hamburger Agentur gearbeitet hat, hat mir ähnliche Eskapaden berichtet und war Mitte dieses Jahr froh, dass er etwas anderes gefunden hat. Da reibst du dich für die Firma auf, bekommst vielleicht auch viel Geld dafür, kannst am Ende des Tages aber eigentlich nichts damit anfangen und deine sozialen Kontakte kommen dir auch etwas abhanden. Kann also schon richtiger Mist sein.

Wenn der Großteil der Bewertungen bei kununu so ausfällt, würde ich mir schon Gedanken machen. Ungeachtet dessen würde ich den Termin jedoch wahrnehmen, um mir selbst einen Eindruck von den Leuten zu machen, mit denen ich in Kontakt kommen kann. Wenn du nach dem Gespräch auch noch das ungute Gefühl hast, lieber die Finger von diesem AG lassen.

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vor 30 Minuten schrieb Visar:

Ungeachtet dessen würde ich den Termin jedoch wahrnehmen, um mir selbst einen Eindruck von den Leuten zu machen, mit denen ich in Kontakt kommen kann. Wenn du nach dem Gespräch auch noch das ungute Gefühl hast, lieber die Finger von diesem AG lassen.

Jop, so würde ich es auch halten.

Ich war bisher erst bei einer Agentur zu Besuch, hab auch ein Angebot bekommen aber im Endeffekt abgelehnt. Das waren alles super sympathische Menschen, die Themen schienen interessant und das Büro war mega ausgestattet. Aber im Endeffekt passte das Angebot dann nicht zu den Überstunden die ich auf der Position erwarten würde.

Auch wenn natürlich gesagt wird, dass Überstunden nur selten vorkommen - Agenturen haben eben wechselnde Projekte und Kunden, da dürfen die Projekte nicht schleifen und je näher die Deadline kommt desto stressiger kann es sicher werden. Das ganze wurde mir auch nochmal von einer Projektmanagerin aus einer anderen Agentur bestätigt; die Arbeitsatmosphäre kann schonmal drückend sein.

Ich würde Agenturen aber trotzdem nicht pauschal ausschließen. Und gerade zum Einstieg in die Karriere können einem die wechselnden Projekte natürlich viele Gelegenheiten zum Lernen bringen. Zudem muss man lernen seine Arbeiten und Prozesse zu organisieren - das ist bei anderen Softwarebuden mit eigenem Produkt eventuell nicht so.

 

[edit]

Fast vergessen. Ein ehemaliger Kollege arbeitet seit ein paar Jahren in nochmal einer anderen Agentur und ist extrem zufrieden.

Unter anderem wird er regelmäßig zu Konferenzen geschickt, die Büroausstattung ist bei ihm wohl auch sehr gut und die Atmosphäre sehr entspannt. Er hat Frau, Haus  und 3 Kinder - Work-/Life-Balance scheint auch zu stimmen.

Bearbeitet von PVoss
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Vielen Dank für eure Antworten. Ich habe jetzt entschieden, dass ich das Vorstellungsgespräch mal durchziehe. Einfach nur um zu sehen, welche Fragen so auf mich zu kommen. Dort anfangen werde ich aber nicht aufgrund der Bewertungen. Deshalb werde ich dann bei einer positiven Rückmeldung absagen. Denn aufreiben kann und will ich mich nicht lassen. Und mobben schon gar nicht.

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Meine Schwester arbeitet seit Jahren bei einer Marketing / PR Agentur. Der Fachbereich ist natürlich ein anderer, aber ich glaube die "Agentur Mentalität" ist die gleiche. Sie war jetzt bei insgesamt drei verschiedenen Agenturen über die letzten 10 Jahre und das Bild war im Grunde immer das gleiche, mit unterschiedlichen Abstufungen von furchtbar, zumindest aus meiner Sicht.

Die Mitarbeiter sind in der Regel jung, das Unternehmen wird vom Inhaber geführt. Es gibt flache Hierarchien, die Leute Dutzen sich und man hat einen direkten Draht zum Chef. Die Arbeitszeit wurde im Vorstellungsgespräch immer mit 40 Stunden plus ein paar selten anfallende Überstunden angegeben. In der Realität arbeitet Sie selten unter 50 Stunden in der Woche und natürlich auch am Wochenende. Vergütet werden die Überstunden nicht, wenn man Glück hat und die Projektlage es zulässt gibt es schon mal einen Tag (oder auch nur einen halben Tag) frei. Das Gehalt ist für die verlangten Überstunden deutlich zu gering. Die aufgehalste Arbeit ist für eine Person eigentlich nie zu bewältigen. Wer Arbeit nicht liegen lassen kann arbeitet dann eben meistens bis in die Abendstunden. Erreichbar ist man sowieso immer, da erwartet wird dass man sich mit den Social Media Kanälen beschäftigt und auch im Feierabend E-Mails abruft.

Für mich sind die drei Agenturen bei denen Sie bisher gearbeitet hat schlichtweg Ausbeuter. Der Bereich Marketing und PR ist halt überlaufen und mit den Leuten kann man es machen, weil die Stellen eben nicht auf Bäumen wachsen. Selbst unbezahlte Praktika sind keine Seltenheit. Mit IT Ausbildung oder Studium hat man mehr Freiheit bei der Arbeitgeberwahl und daher würde ich mir diesen Mist nicht antun.

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Ich habe leider auch keine guten Erfahrungen mit Agenturen als Arbeitsgeber gemacht.

Einmal habe ich bei einer Agentur stundenweise als PHP-Programmierer gearbeitet. Das war noch ziemlich früh nach der Ausbildung.

In dem Entwicklerbüro war alles heruntergekommen. Die Toiletten und die Küche ungepflegt usw. Es wurde erwartet, dass man, falls notwendig, bis in die Abendstunden bleibt. Hauptsache, dass Zeug wird irgendwie fertig. 

Dann war ich mal bei einem anderen Arbeitgeber. Der Laden war in den 2000er Jahren so eine typische Kombination aus Werbeagentur und Webseiten-Bauer. Die wollten den Wechsel zur "richtigen" Softwareentwicklung hinbekommen und waren dabei eine Web-App zu realisieren.

An manchen Tagen bin ich da um neun Uhr abends raus. Und es war ätzend. Der Geschäftsführer war so richtig "Hauptkompetenz: Selbstbewußtes Auftreten bei völliger Ahnungslosigkeit". Der Projektleiter hatte keine Ahnung von Anwendungsentwicklung. Aber das Projekte sollte durchgezogen werden und dem Kapitalgeber sollten Features präsentiert werden.

In den ersten ein bis drei Jahre nach der Ausbildung / Studium kann man nicht wählerisch sein. Irgendwie muss man ja an Berufserfahrung kommen. 

Aber davon abgesehen, denke ich, dass man Agenturen vermeiden sollte. Lieber mittelständige Firmen oder bei einem Konzern.

Worüber man sich auch klar sein muss: Man bekommt bei solchen Firmen während der Einarbeitung häufig keine Unterstützung. Entweder weißt Du wie das Zeug geht oder nicht. Falls nicht, dann mußt Du es Dir irgendwie schleunigst aneignen. Wenn Du das auch nicht hinbekommst, dann hast Du eben Pech gehabt. 

Grössere Firmen sind da im allgemeinen weiter. Es gibt definierte Onboarding-Prozesse, man hat Ansprechpartner (Mentoring), erhält Trainings, etc. Meistens wird einem mehr Einarbeitungszeit zugebilligt. Bei einer Agentur musst Du fast sofort produktive Leistungen bringen.

Wie gesagt: Ich würde versuchen, ob ich nicht doch noch etwas anderes bekommen kann. Aber anschauen und Dir selbst ein Bild machen, kannst Du ja ruhig machen.

Bearbeitet von thschm
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Ich glaube oft ist es einfach die Kombination aus eher kleinem Laden, in Kombination mit kundenspezifischen Umsetzungen. Im jeweiligen Projekt sind dann eben wenige Leute wirklich drin, man hat nicht viele Leute zum hin- und herschieben und um mögliche Probleme auszubügeln bleiben nur (Über)stunden.

Ist dann eben eher ein Wechsel von ruhigen Zeiten und stressigen bzw. crunch Zeiten. Man kann das auch schlecht dem Auftraggeber als Risiko oben drauf rechnen, das wäre gar nicht bezahlbar. Ergo ist es mal ruhige Kugel schieben und mal extreme Überstunden.

Bezahlung, Überstunden usw. kenne ich auch alles, obwohl wir keine Webagentur sind. Ausstattung ist ebenfalls bescheiden aber geraucht wird hier nicht und Hygiene ist i.d.R. auch kein Problem.

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