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Geschrieben

Hallo zusammen,

ich bin grad in ner "Quarter-life-crisis". Ich bin 26 und habe dieses Semester angefangen Wirtschafsinformatik in München zu studieren. Habe davor 'ne Ausbildung zum Fachinformatiker gemacht (nicht in Deutschland, komme aus dem Ausland) und danach im Familienbetrieb (IT-Einzelhandel) und 3 Jahre im Tech-Support gearbeitet. Die Entscheidung nach München zu ziehen war auf jeden Fall richtig, aber das Studium kotzt mich bereits nach einem Monat nur noch an. BWL, VWL. Rechnungswesen und selbst Wirtschaftsinformatik (Graphentheorie und Assembler...). Ich merke einfach dass ich absolut kein Interesse an der Thematik habe. Rechtsformen von Unternehmen oder etliche Paragraphen im Handelsgesetzbuch interessieren mich einfach null. Ich bin extrem unzufrieden und sehe keinen Sinn darin das Studium weiterzuführen, da am Ende auch wieder Jobs stehen die mich eigentlich nicht interessieren. Das einzig interessante Modul zur Zeit ist Softwareentwicklung.

Ich muss mir wohl eingestehen, dass ich das Studium hauptsächlich aus Prestigegründen und aus einem gewissen Minderwertigkeitskomplex heraus (Du bist kein Akademiker, du hast nichts erreicht) angefangen habe. Das hat sich bis jetzt als Fehler herausgestellt. 

Wenn ich dagegen daran denke das MCSA, CCNA und VCA-Zertifikat zu machen spüre ich wieder ein Feuer in mir. Ich hab richtig Lust darauf wieder in praktische Themen einzutauchen und selbst Hand anzulegen. Ich denke deshalb gerade stark darüber nach das Studium abzubrechen und was zu machen was mich auch wirklich interessiert. Habe schon etwas Erfahrung mit Windows Server, Cisco Equipment und vSphere, aber bei weitem (noch) nicht genug um die Prüfung zu bestehen oder mich sinnvoll in ein Unternehmen einzubringen. 

Leider können meine Freunde und Bekannten mir hier kaum helfen, da diese in anderen Bereichen arbeiten oder studieren. Deshalb wollte ich hier mal nachfragen wie die Berufswelt eines Sysadmins in Deutschland so aussieht. (natürlich von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich, schon klar)

  • Wie stehen sie Chancen als Junior Admin einzusteigen, meine Berufserfahrung im Tech Support und eventuelle Zertifikate vorausgesetzt
  • Würdet ihr das Studium durchziehen, auch wenn es euch absolut nicht interessiert?
  • Welche Qualifikationen sind bei Arbeitgebern gern gesehen?
  • Ist das Gehalt angemessen oder werden Sysadmins nicht wertgeschätzt?

Freue mich auf euer Feedback :)

Geschrieben

Hallo Esticazzi,

wie wäre es denn umzusteigen auf angewandte Informatik zum Beispiel oder möchtest du gar nicht mehr studieren ?

Wenn dich das Studium absolut nicht interessiert, würde ich es an deiner Stelle nicht weiterverfolgen. Dann lieber umorientieren.

Zu Zertifikaten usw. können Dir andere User bestimmt mehr erzählen als ich, kenne mich da gar nicht aus^^

 

Grüße Sandschuh

 

 

Geschrieben

Die Zertifikate sind auch nicht unbedingt sehr praxisorientiert.

Ich persönlich habe ITIL gemacht, das war gut wenn man auch damit danach auch praktisch arbeitet.

Dann habe ich noch zwei Microsoft Zertifikate bzw. Schulungen gemacht von denen ich eher enttäuscht war. Der Themenumfang ist für die teuren aber kurzen Schulungen (2500-3000€ für 5 Tage) viel zu hoch und im Endeffekt muss man doch noch mit certbase ran um zuverlässig zu bestehen.

Würde ich eher als "durchbeißen um den Schein zu haben" werten, als eine sinnvolle Weiterbildung.

Geschrieben
vor 1 Stunde schrieb Esticazzi:

BWL, VWL. Rechnungswesen und selbst Wirtschaftsinformatik (Graphentheorie und Assembler...). Ich merke einfach dass ich absolut kein Interesse an der Thematik habe. Rechtsformen von Unternehmen oder etliche Paragraphen im Handelsgesetzbuch interessieren mich einfach null.

wozu willst Du denn die Zertifikate ? Wenn Du in der Branche arbeiten willst, z.b. als Consultant, dann brauchst Du den kfm Background ;)

Geschrieben

Wenn es dich wirklich gar nicht interessiert würde ich dir auch raten abzubrechen/umzuschulen. 

Die Optionen die ich sehe sind im Moment auf (angewandte) Informatik umzusatteln oder gleich ins Berufsleben einzusteigen. Dies entweder als Sysadmin oder Developer, da du meintest Softwareenwicklung wäre gerade das einzige was dir Spaß macht.
Allerdings würde ich nicht erst irgendwelche Zertifikate machen, sondern dich einfach mal bewerben und dann schauen, was dabei rauskommt.

Geschrieben (bearbeitet)
vor 2 Stunden schrieb Esticazzi:

[...]Wie stehen sie Chancen als Junior Admin einzusteigen, meine Berufserfahrung im Tech Support und eventuelle Zertifikate vorausgesetzt[...]

Was hast du denn genau für eine Ausbildung gemacht? FIAE oder FISI? Oder gibt es die Unterscheidung im Ausland nicht?
Als FISI kein Problem und als Junior Admin sollte man auch als FIAE keine Probleme haben da rein zu kommen. Zertifikate helfen natürlich eigentlich immer.

Zitat
  • Würdet ihr das Studium durchziehen, auch wenn es euch absolut nicht interessiert?

Das kommt ganz drauf an, was du später machen willst. Willst du die Chance auf höhere Positionen haben, dann ist ein Studium sicherlich nicht verkehrt. Strebt man das nicht an, dann reicht eigentlich auch die Ausbildung. Nach dem Studium kann man halt mit höherem Gehalt einsteigen - dafür studiert man aber ja auch mindestens 3 Jahre, in denen man sich so schon vom Gehalt her steigern und fachlich spezialisieren kann.

Zitat
  • Welche Qualifikationen sind bei Arbeitgebern gern gesehen?

Cisco- und Juniper-Zertifizierungen allgemein sind recht hoch angesehen. Microsoft-Zertifizierungen werden zwar oft erwartet, sind aber nicht so hoch angesehen. Linux-Zertifizierungen je nachdem welche (LPIC1/2, RHCE/RHCA, ...) Die mit Praxis drin sind ganz gut angesehen, LPIC nicht ganz so hoch. ITIL ist auch gern genommen. Wie das mit den VSphere Zertifikaten aussieht, weiß ich nicht. Ansonsten sind auch Zertifikate von Firewall Herstellern meist ganz gern gesehen..

Zitat
  • Ist das Gehalt angemessen oder werden Sysadmins nicht wertgeschätzt?

Das hängt wohl immer von der Firma ab und was genau du unter Sysadmin verstehst. Im Konzernumfeld auf jeden Fall mehr als in der kleinen Schrauberbude.

Ich kann mich meinem Vorposter nur anschließen. Wenn das Studium nichts für dich ist, dann lass es sein und schau, ob du wo eine Stelle findest. Die Zertifizierungen privat bezahlen würde ich an deiner Stelle auch nicht unbedingt, sondern wenn dann mir die Zertifikate (und Schulungen evtl) von der Firma bezahlen lassen dann.

 

Bearbeitet von Crash2001
Geschrieben

Wenn du mehr Interesse an Zertifikaten hast, nutze das restliche Semester dafür. Als Student erhält man viele Zertifizierungen zu reduzierten Preisen. Ich absolviere neben dem Studium auch jährlich min. 1 Zertifikat, weil das so günstig (manchmal sogar kostenlos) ist. Nur die Vorbereitung musst du dann selbst stemmen. 

Aber ich schließe mich auch den anderen an: Was ist dein Ziel bzw. was willst du damit erreichen? Was ist dein Wunsch - Beruf? 

Geschrieben

Man sollte bei Zertifikaten immer im Hinterkopf haben, wofür es diese gibt, nämlich die Bestätigung von Berufserfahrung. Sie stehen also eher nicht am Anfang des Wissenserwerbs.

Geschrieben
vor 32 Minuten schrieb WYSIFISI:

Man sollte bei Zertifikaten immer im Hinterkopf haben, wofür es diese gibt, nämlich die Bestätigung von Berufserfahrung. Sie stehen also eher nicht am Anfang des Wissenserwerbs.

Zertifikate bestätigen Wissen, nicht Berufserfahrung. Wissen =/= Berufserfahrung. 

Geschrieben
vor 12 Stunden schrieb WYSIFISI:

Man sollte bei Zertifikaten immer im Hinterkopf haben, wofür es diese gibt, nämlich die Bestätigung von Berufserfahrung. Sie stehen also eher nicht am Anfang des Wissenserwerbs.

Wie 0x00 schrieb - sie bestätigen Wissen.
Oftmals sind sie Einstiegshelfer für Jobs, die man ohne dieses Zertifikat nicht bekommen würde.

Natürlich sind Zertifikate mit zusätzlicher Berufserfahrung in dem Bereich aber angesehener, da dabei dann Theorie und Praxis vorhanden ist und nicht nur Theorie.

Geschrieben

Mehr noch: Ein Zertifikat bestätigt, dass man sich in einem Zeitraum X Wissen angereichert hat.

Selbst wenn das Zertifikat kein "Ablaufdatum" hat (was die meisten heute haben): Nach X Jahren dürfte es auch fast nichts mehr wert sein.

Geschrieben
vor 8 Minuten schrieb WYSIFISI:

Also ist Berufserfahrung kein Wissen? Ist mir jetzt aber neu.[...]

Jein. Es zeigt nicht unbedingt, was du alles weißt, sondern nur, dass du mit Thema xyz zu tun hattest in der Zeit. Wer die Probleme dabei gelöst hat, zeigt es z.B. nicht..

Du kannst beispielsweise auch 10 Jahre Berufserfahrung als System Engineer haben und dennoch noch nie etwas mit Linux oder Cisco zu tun gehabt haben, weil du dich nur mit Windows beschäftigt hast. Ob das immer so eindeutig herauslesbar ist aus dem Lebenslauf, ist eine andere Sache.

Geschrieben
vor 1 Minute schrieb Crash2001:

Jein. Es zeigt nicht unbedingt, was du alles weißt, sondern nur, dass du mit Thema xyz zu tun hattest in der Zeit. Wer die Probleme dabei gelöst hat, zeigt es z.B. nicht..

Ernsthaft? Definierst Du jetzt die anerkannte Bedeutung von Berufserfahrung um?

 

Geschrieben (bearbeitet)
vor 46 Minuten schrieb WYSIFISI:

Die schreiben tatsächlich was von Berufserfahrung mit der man dann die Zertifikate machen soll.

Soll ... und nicht muss. Damit bescheinigt dir das Zertifikat selbst nur, dass du zum Prüfungszeitpunkt das theoretische Wissen gehabt hast und abrufen konntest. Es bescheinigt dir jedoch nicht die praktische Erfahrung und das ist eben das was am wichtigsten ist. Die praktische Berufserfahrung zeigt, dass du in der Lage bist das theoretisch gelernte Wissen auch auf andere Kontexte und Bereiche zu transferieren und anzuwenden.

Zum Thema Erfahrungen, Kompetenzen und Wissen gibt es einen schönen Kreislauf:

1. Wissensvermittlung (Theoretisches Lernen durch Unterricht, Studienhefte, Videos, etc.)

2. Wissensaufbau (Anwenden von 1. auf theoretische Fallbeispiele, Übungen, Fallstudien)

3. Wissenstransfer (Anwendung von 1. und 2. im eigenen Arbeitsbereich und Umfeld)

4. Kompetenzentwicklung (Anwendung und Weiterentwicklung von 1-3 durch neue Herausforderungen im eigenen Arbeitsumfeld)

Ein Zertifikat bestätigt dir dabei ggf. Schritt 1 und 2, nicht aber Schritt 3 und 4. 

Bearbeitet von OkiDoki
Geschrieben
vor einer Stunde schrieb WYSIFISI:

Ernsthaft? Definierst Du jetzt die anerkannte Bedeutung von Berufserfahrung um?

Klar kann man Berufserfahrung nachweisen. Genauso kann man nachweisen, dass man beruflich mit xyz zu tun hatte. Aber selbst mit ausformuliertem Lebenslauf und Arbeitszeugnis weist man dadurch nicht nach, wie gut man sich mit etwas auskennt. Das wird  erst bei  fachlichen Fragen im Vor-/Einstellungsgespräch klar. Man kann auch 10 Jahren in einem interessanten Bereich gearbeitet und dennoch nichts dazu gelernt haben, statt sich weiterzuentwickeln.

Geschrieben (bearbeitet)
Zitat

Also ist Berufserfahrung kein Wissen? Ist mir jetzt aber neu.

Grundlagenwissen = Wissen, welches dir die notwendigen Grundlagen in einem bestimmten Gebiet vermittelt. Zum Beispiel durch die Ausbildung oder durch Schulung. Das Wissen wird dir durch ein Zertifikat bestätigt.

Berufserfahrung = Wissen, welches man praktisch im Beruf angewendet hat auf Basis des Grundlagenwissen.

=> Grundwissen != Berufserfahrung.

Ist ja auch logisch. Es reicht nicht aus nur zu wissen, wie z.B. ein IP-Netzwerk funktioniert, sondern man muss das Wissen anschließend auch anwenden. Zumal du in der Praxis meistens mit deutlich komplexeren Netzwerken oder IT-Systemen zu tun hast als noch in der Schule. Und da ist dann eben die Berufserfahrung relevant. Schließlich sollte beispielsweise eine Störung im Notfall schnell behoben sein.

 

Bearbeitet von Exception

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