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Geschrieben

Hallo,

ich durchlebe momentan eine Midlife Crisis bereits mit 22 Jahren (in wenigen Tagen 23). Ich suche seit Anfang 2019 vergebens nach einem Ausbildungsplat. Schuld daran ist mein Hauptschulabschluss den ich 2015 absolvierte. Davor lebte ich in Brasilien, und habe entsprechend auch meinen Schulabschluss dort abgelegt. Dieser wurde mir jedoch nicht anerkannt. Um überhaupt arbeiten zu können bewarb ich mich bei der VHS um den Haupt nachzuholen. Seitdem habe ich mehrere Jahre wirklich miese Jobs im Kundenservicebereich gehabt. 

Ich weiß das ich die Mittle Reife brauche, wenn ich als Fachinformatikerin arbeiten will. Jedoch hatte ich letztes Jahr keinen Erfolg bei meiner lokalen VHS / wurde vertröstet auf nächstes Jahr, aber durch die Corona Krise wird das nichts... Das Fernstudium ist äußert teuer, und somit bin ich mir nicht sicher ob es überhaupt was bringt, die Fachinformatik anzustreben. Dazukommt noch das, obwohl es ziemlich albern klingt, ich Angst habe zu alt zu sein um noch eine Ausbildung zu beginnen. Viele in meinem Umfeld sind bereits fest im Berufsalltag drin, oder studieren. Das Selbstbewusstsein nimmt immer stärker ab. 

Ich spreche fließend Englisch, und habe Erfahrung mit Webseiten Erstellung (sowie Skins für Foren bauen wie Jcink), MS-Office Kenntnisse sind auch da. Eine 4 in Mathe ist vorhanden, aber ich habe meinen Abschluss in 3 Monaten absolviert und wollte einfach nur das Ganze hinter mich bringen. Dreisatz, Prozentrechnung und duale Zahlensystem kann ich ohne Probleme. 

Meine Fragen sind:

1.) Soll ich einfach weiterhin Bewerbung verschicken trotz Abschluss?

2.) Gibt es auch andere Wege in dem Beruf tätig zu sein? 

 

Ich weiß das es mehrere "soll ich oder soll ich nicht" Themen gibt, aber ich weiß nicht wo ich mir Rat suchen soll. Die JC Berufsberatung war katastrophal, da mir empfohlen wurde eine Ausbildung in der Hotellerie anzustreben. 

 

Ich bedanke mich im Vorfeld.

Geschrieben (bearbeitet)

Hallo mmmmmhaie,

wenn deine drohende seelische Erkrankung massiv ist dann versuche den Weg mal über ein Berufsbildungswerk.

Berufsbildungswerke haben unterschiedliche Schwerpunkte bezüglich den Teilnehmern*innen die sich an das BBW wenden.

Es gibt BBWs die sind z.B. auf Blinde und Sehbehinderte "spezialisiert". So gibt es auch Angebote für Menschen mit seelischen Beinträchtigungen und Behinderungen.

Letztendlich entscheidet dann die Agentur für Arbeit oder andere Träger, ob eine Maßnahme bezahlt wird.

Hier mal ein Beispiel für ein BBW mit Ausbildung Fachinformatiker:
https://www.bbw-neckargemuend.de/bildung/ausbildung/elektrotechnik-elektronik-und-it/fachinformatiker-anwendungsentwicklung/

oder hier PDF Download vom BBW Waiblingen:
https://berufsbildungswerk.diakonie-stetten.de/fileadmin/diakonie-stetten/Einrichtungen/GB_Berufl._Bildung/BBW_WN/Download_PDF/Berufskundeblaetter/Berufskundeblatt_Fachinformatik.pdf

Hier findest du auf der Seite z.B. des BBW Waiblingen auch eine Ansprechperson:
https://berufsbildungswerk.diakonie-stetten.de/berufsvorbereitung-ausbildung-berufe-wohnen-schule/ausbildung-und-berufe/berufe.html

Du findest bei den BBWs auch immer Ansprechpartner*innen mit Telefonnummern, wo du dich wegen der Finanzierung erkundigen kannst. Die nennen dir dann die Ansprechpartner z.B. bei der Agentur für Arbeit.

Es gibt für Fachinformatiker keine Zugangsvoraussetzung sondern nur Empfehlungen. Ein gutes BBW testet dich natürlich und sagt dann dass deine Vorstellung realistisch ist oder nicht und geht dann den Weg mit dir oder empfiehlt einen anderen beruflichen Weg.

Die meisten BBWs haben auch Internate die dann von der Agentur mit finanziert werden, sofern die Finanzierung stattfindet.
Es gibt zunehmend intelligente Menschen mit höherem Bildungsabschluss, in jüngeren Jahren, die auf solche Hilfen angewiesen, weil sie schon, in jungen Jahren, mit massiven seelischen Hemmnissen und Behinderungen kämpfen.
Deshalb gibt es diese Bildungsangebote, die es früher eher für Menschen mit eingeschränkten kognitiven Fähigkeiten gab nun vermehrt für Menschen mit guten kognitiven Leistungen.

Grüße
Epi

 

Bearbeitet von Epigenom
Geschrieben

Bezüglich den Ängsten mit zu alt...

Nein bist du nicht. Das Durchschnittsalter in meiner Berufsschulklasse (FISI) war bei 23/24. Das war recht gemischt, hatten welche mit 18 aber auch Leute die schon 27 oder 30 waren und noch die Ausbildung gemacht haben.

 

  • 2 Wochen später...
Geschrieben

Mein Lebenslauf ist krumm und schief und voller Lücken. Die Regelschule habe ich krankheitsbedingt ohne Abschluss beendet, dafür habe ich aber einige Jahre später sowohl den Haupt- als auch den Realschulabschluss via Externenprüfung in Selbstvorbereitung nachgeholt. Wäre das für dich vielleicht auch eine Option?

Du schreibst ja, dass du deinen Abschluss an der VHS gemacht hast/machen willst. Bei uns ist es so, dass die VHS nur einen Vorbereitungskurs für die Externenprüfung bietet, deshalb gehe ich einfach mal davon aus, dass das bei euch ähnlich sein wird und du mit dem Prinzip von Externenprüfungen schon vertraut bist.
Was dir aber vielleicht nicht so bewusst ist, ist die Tatsache, dass man sich auch selbstständig für diese Prüfungen anmelden kann, ganz ohne Vorbereitungskurs. In diesem Fall muss man sich den ganzen Stoff natürlich selbst aneignen, aber die Prüfungsverordnungen der jeweiligen Länder lassen sich ja alle online finden, so dass man am Ende genau weiß, worauf man sich vorbereiten muss. Außerdem war es bei uns so, dass diejenigen, die das alles in Selbstvorbereitung gemacht haben, noch zu einem zusätzlichen Termin eingeladen wurden, bei dem über die Themen der einzelnen Fächer gesprochen wurde.

Sich den ganzen Schulstoff selbst anzeigen kann hart sein, aber wenn du den Hautschulabschluss geschafft hast, dann wirst du ziemlich sicher auch den Realschulabschluss schaffen. Zumindest bei uns in SH war der kaum schwerer als der Hauptschulabschluss und es gab thematisch einige Überschneidungen. :)

Und zum Thema Alter: ich hab meine Ausbildung ein paar Tage, bevor ich 25 geworden bin, begonnen, und habe mir deshalb auch ziemliche Sorgen gemacht. Absolut grundlos, wie sich herausgestellt hat. In meiner Berufsschulklasse haben wir genau einen Minderjährigen und eine Handvoll 18/19-jähriger, der Großteil ist Anfang bis Mitte 20, und ein paar Leute sind sogar Anfang bis Mitte 30. Gerade in der IT ist das überhaupt kein Problem!

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