Marco_87 Geschrieben 12. Juli 2020 Geschrieben 12. Juli 2020 Heute möchte ich euch mal meine aktuelle Situation erzählen, und hoffe auf eure Reaktionen, Tipps, Ratschläge: Ich arbeite seit 2014 bei einem mittelgroßen Unternehmen (ca 7000 MA weltweit) im IT Support.Begonnen habe ich als "normaler" Support Agent mit allem was natürlich dazu gehört. Hotline, Mails, Tickets, etc. ... Nach ca. 1,5 Jahren wurde ich Senior Agent, was damals eigentlich erstmal keine wirkliche Änderung der Aufgaben mit sich brachte. Fragt mich nicht, warum ich dennoch "befördert" wurde, die Intention kam vom damaligen Teamleader. Es gab mehr Geld für mich. Alles war gut, das Team war super eingespielt, das Leben war schön. Dann fing der Spaß an. Riesengroße Sparprogramme. Umstrukturierung der IT #1 durch einen externen Dienstleister (!). Höhere Erwartungshaltung an alle (völlig OK), viele haben aus Unzufriedenheit das Unternehmen verlassen. Viele neue sind gekommen. Das übliche Spiel. Mittendrin natürlich der Umstieg auf SAP. Für mich aber eine Chance: Der IT Support soll inhaltlich ganz neu aufgebaut werden. Nicht mehr stur ans Telefon rennen. Wandel vom Helpdesk zum Service Desk. Aufbau einer Sammlung von Supportkonzepten für die unzähligen Services, Aufbau einer ganzheitlichen Knowledge Database für das ganze Unternehmen. Nicht mehr nur das Supportinterne in Form von Word Dokumenten. Vermeidung von Tickets. Neues Ticketsystem Usw Usf. Ich fand die Themen sehr spannend und mich hat das auch sehr motiviert. Wann bekomme ich wohl nochmal die Chance, eine Abteilung so mit aufzubauen. Außerdem bedeutete das für mich als Senior, raus aus der Hotline und der Schichtplanung. Nicht zu vergessen: Meine eigene Persönlichkeitsentwicklung ging in den letzten 2 Jahren rasant voran. Ja klar, wir waren in einer Art Dornröschenschlaf und wurden daraus "befreit", ich fand das gut. Stillstand ist Rückschritt. Und jetzt? Mitten in der ganzen Umsetzung (Ja es hat wirklich ewig gedauert bis wir zum Umsetzen kamen, Umdenken, ständige Führungswechsel usw.): Umstrukturierung #2 steht an. Ich hatte in den letzten 3 Jahren 2 Heads, 2 Manager und 5 Teamleader. Es gab trotz positivem Firmenergebnis keine Gehaltsrunde. Es wurden weit über 350 Mitarbeiter entlassen (inkl direkter Freistellung), Standorte ganz geschlossen. Auch meine Abteilung hat es hart getroffen. Wir sind statt 9 nur noch 4 Teammitglieder. Wir sind mit dem normalen Tagesgeschäft aktuell zu 95% ausgelastet. Und das, obwohl die Firma gerade in einer Art Schockstarre ist und verhältnismäßig wenig los ist. 4 Supporter für immer noch weit über 6000 MA. Klar. Der Teamleader musste leider auch gehen, was mich persönlich sehr trifft. Wir wurden als Abteilung komplett umgehängt zu einer Führungskraft, die garkeine Ahnung hat, was wir bisher gemacht haben und welche Ziele wir hatten. Auch hatte diese Führungskraft noch keinen Support unter sich. -> Wieder kein Teamleader, wieder neuer Manager, wieder neuer Head. Es fehlt einfach die Kontinuität. Die Art und Weise, wie alles ablief, die Personalsituation, die ganze Ungewissheit, all das wirft mich gerade in so ein mittelgroßes bis großes Loch. Ich bin maximal unmotiviert und frustriert. Jetzt heißt es aus Mangel an FTE´s wieder: Hotline, Frühschicht, Spätschicht -> meine Arbeit bleibt liegen. Dazu kommen zusätzliche Aufgaben aus anderen Abteilungen die es garnicht mehr gibt, die natürlich ohne mögliche Übergabe massiv Zeit rauben. Ach und es sollen natürlich auch neue Prozesse entwickelt und eingeführt werden, die die Abteilung "weiter voran bringen" - Alles mehr oder weniger auf Eigeninitiative (Chef sagt er will da hin, wir sollen iwie umsetzen). Zeitlich gesehen eine unlösbare Aufgabe. Und dass ich unter diesen Umständen auch nur bedingt Lust habe, mehr als meine 40h zu arbeiten, muss ich eigentlich nicht erwähnen. Das Ganze war jetzt aber nur eine Vorbereitung der bevorstehenden, endgültigen Umstruktierung. Das heißt: Keiner weiß, ob wir denn am Ende überhaupt noch als Abteilung existieren. Geschweige denn einen Job haben. Wer sagt mir denn, dass wir jetzt nicht einfach nur noch da sind, um die Scherben aufzukehren und am Ende die Tür zuschließen? Ich war extrem gerne in diesem Team, das von heute auf morgen demontiert wurde. Alle bisherigen Erfolge, alle Ziele, alle Milestones, wurden mit der Hand von der Tafel gewischt. Schon wieder. Auch persönlich muss ich mir jetzt schon wieder mein Standing meiner neuen Vorgesetzten neu erarbeiten. Das restliche Team ist ähnlich demotiviert und zieht aktuell garnicht mit. Ich hab das Gefühl, ich bin der einzige, der aktuell irgendwie versucht, trotz fehlender Motivation noch irgendwie irgendetwas auf die Strasse zu bringen. Das zieht mich zusätzlich runter. Es ist auch schon durchgeklungen, dass weitere Kündigungen zwar nicht geplant, aber dennoch nicht auszuschliessen sind. (Der Klassiker) Dass es weitere Sparmaßnahmen geben wird, steht indes schon fest. Auch im personellen Bereich steht hier weiterhin alles auf dem Prüfstand. Dazu kommt mein persönlicher Gedanke, nach insgesamt fast 7 Jahren Support (mit vorherigem AG) auch mal andere Dinge zu machen. Wie seht ihr das? Bzw. was würdet ihr tun? Jeder "normal" denkende würde wahrscheinlich sagen "Weg da!". Aber jetzt, vor allem in Bezug auf die aktuelle Situation mit Corona? Macht es zum jetzigen Zeitpunkt überhaupt Sinn? Habt ihr Tipps für mich, wie ich den Sprung aus dem Support schaffe? Server-Administration im MS Bereich würde mich schon reizen, da ich das schon mal in meinem ersten Job nebenbei mitgemacht habe. Gibt es z.B. Alternativen zu den üblichen "Junior-Stellen"? Welche Weiterbildung und/oder Zertifizierung ist da evtl. empfehlenswert? 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tkreutz2 Geschrieben 12. Juli 2020 Geschrieben 12. Juli 2020 (bearbeitet) Ich kann die Frustration gut nachvollziehen. Diese Situation findet man oft bei kapitalgeführten Unternehmen, zu denen jeglicher "persönliche" Bezug zu Mitarbeitern scheinbar dem Interesse des Kapitals untergeordnet ist. Viele Mitarbeiter "vergessen" im Eifer ihrer Arbeit, auch einen Blick auf solche Entwicklungen zu werfen und natürlich wissen viele Mitarbeiter überhaupt nicht, wie es im Zahlenwerk dahinter aussieht und was die obersten Entscheider planen. Eine berufliche Umorientierung ist aber auch ein Schritt, der gut geplant und organisiert werden will. Und sicher sind solche Entscheidungen auch keine ad hoc Entscheidungen, die man mal eben zwischen Tür und Angel treffen kann - betreffen sie doch möglicherweise auch die Pläne anderer Familienmitglieder (z.B. durch einen Umzug). Ein fachlicher Wechsel will auch gut überlegt sein, denn schließlich steht man dann in Konkurrenz mit Leuten, die auf dem anderem Fachgebiet schon wesentlich mehr Expertise besitzen, als man selbst. Während bei großen Firmen Umbesetzungen zu anderen Aufgaben oder Abteilungen eher möglich sind (intern), weil das Unternehmen die Mitarbeiter kennt, steht man bei fremden Firmen als "neuer" Mitarbeiter auf der Matte und muss in Sachen Fähigkeiten- und Fertigkeiten sich erst einmal beweisen. Es gibt Checklisten im Netz, die bei beruflicher Umorientierung helfen können. Es gibt auch Coaches oder Berater auf dem Gebiet, die möglicherweise zielgerichteter die persönliche Situation aufarbeiten können. Ich fürchte, dass ein Forum als Außenstehender Ratgeber nicht in der Tiefe und Breite beraten kann, wie es für die konkrete persönliche Situation dann hilfreich wäre. Vielleicht wäre ein interner Stellenwechsel eine Option. Wenn die Entscheidung jedoch in die Richtung einer völlig neuen Orientierung geht, würde ich mir auch durchaus entsprechende Hilfe- und Beratung holen, um auch die persönliche Situation stärker zu berücksichtigt. Den Erhalt des Status quo in Form eines Neustarts in der bestehenden Konstellation sehe ich aus der geschilderten Situation eher als problematisch an (was nicht unmöglich heißen soll ). Die Frage ist dann, ob die Fortsetzung in dieser Konstellation noch die gefühlte Freude am Job vermitteln kann oder ob sich die Stimmung eher in Richtung Steigerung der Frustration entwickelt. Letzteres wäre (leider) auch keine Hilfe für die anderen verbliebenen Mitarbeiter der Abteilung. Ich fürchte, dass eine "Flucht" auf eine fachfremde Stelle, nur um der derzeitigen Situation zu entfliehen, letztendlich nicht die gewünschte Zufriedenheit bringen wird. Und die eigene Zufriedenheit im Job ist doch ein wichtiger Punkt, weswegen man sich einmal für die ein oder andere Richtung entschieden hat. Die Corona Situation ist für alle Menschen schwer, ich würde den Punkt aber auch nicht überbewerten, denn auch zu Corna-Zeiten müssen Produkte- und Dienstleistungen hergestellt und Menschen damit versorgt werden. Bewerbungsprozesse laufen langsamer als normal, aber der Bedarf an Mitarbeitern besteht dennoch. Hier muss man einfach die Geduld haben, auch länger laufende Prozesse aussetzen zu können. Viel Glück ! Bearbeitet 12. Juli 2020 von tkreutz2 Zitieren
fvghfhgfhgf Geschrieben 12. Juli 2020 Geschrieben 12. Juli 2020 (bearbeitet) Gründe, die es allgemein gibt, um im Betrieb bleiben zu wollen: - Vergütung - Beziehung (no Homo) zu Mitarbeitern & Führungskräften - Freude an der Arbeit bzw. den Tätigkeiten - Man findet keine andere Stelle. Für mich liest es sich so, dass du dort sehr unzufrieden bist. Auch wenn Corona ist, versuch dich trotzdem auf neue Stellen zu bewerben und wenn sich die Chance ergibt, wechselst du einfach. Solang du noch nichts neues hast, würde ich auch nicht kündigen wollen an deiner Stelle. Bearbeitet 12. Juli 2020 von tayz SchizoMaSchizo reagierte darauf 1 Zitieren
cortez Geschrieben 12. Juli 2020 Geschrieben 12. Juli 2020 vor 16 Stunden schrieb Marco_87: Aber jetzt, vor allem in Bezug auf die aktuelle Situation mit Corona? Macht es zum jetzigen Zeitpunkt überhaupt Sinn? Habt ihr Tipps für mich, wie ich den Sprung aus dem Support schaffe? Server-Administration im MS Bereich würde mich schon reizen, da ich das schon mal in meinem ersten Job nebenbei mitgemacht habe. Gibt es z.B. Alternativen zu den üblichen "Junior-Stellen"? Die Frage wäre in welcher Region wohnst du? Das macht viel aus, wenn du in einer Region mit vielen Firmen/ Jobangeboten wohnst. Ruhrgebiet im Vergleich zu Brandenburg macht schon einen großen Unterschied. Gerade bei kleineren Firmen solltest du gute Chancen haben. Dort kannst du in einer Allrounderstelle oder ggf gleich als Systemadmin anfangen. Ich würde mir wegen Corona nicht wirklich direkt sorgen machen und wenn du auch in der Probezeit nochmal wechseln musst. Es wird besser sein als eine Stelle für die du dich kaputt machst. Zitieren
Gast frfr Geschrieben 12. Juli 2020 Geschrieben 12. Juli 2020 also, ich fand den Umgang in Bewerbungsgesprächen 2020 ziemlich robust und rustikal, deutlich schlimmer als gewohnt. Ich würd erst mal schauen, dass die Unterlagen auf Stand sind. evtl. Herstellerzertifizierungen machen? Zitieren
Rabber Geschrieben 13. Juli 2020 Geschrieben 13. Juli 2020 Auf Deiner Arbeit läuft es nicht wie Du es Dir vorstellst. Es wird am laufenden Band umstrukturiert und Ihr müsst darunter leiden. Gerade bei großen Aktiengesellschaften/Konzernen geschieht dies häufiger und da kannst Du auch wenig gegen machen. Von daher: Bewerbungen schreiben und eine neue Arbeitsstelle suchen. 👍 Zitieren
Maniska Geschrieben 13. Juli 2020 Geschrieben 13. Juli 2020 Am 12.7.2020 um 02:20 schrieb Marco_87: Nach ca. 1,5 Jahren wurde ich Senior Agent, was damals eigentlich erstmal keine wirkliche Änderung der Aufgaben mit sich brachte. Fragt mich nicht, warum ich dennoch "befördert" wurde, die Intention kam vom damaligen Teamleader. Es gab mehr Geld für mich. Bitte bitte sag mir, dass du dir beim Wechsel der Vorgesetzten (zumindest von denen die dich gut und toll fanden) ein Zwischenzeugnis hast ausstellen lassen. Am 12.7.2020 um 02:20 schrieb Marco_87: Auch persönlich muss ich mir jetzt schon wieder mein Standing meiner neuen Vorgesetzten neu erarbeiten. Von einem Vorgesetzten der dich nur als 0815 Supportler kennt wirst du keine "Hey, der ist total klasse und macht mehr wie er soll/muss!!!" Bewertung bekommen. Woher auch, der kennt dich ja gar nicht. fvghfhgfhgf reagierte darauf 1 Zitieren
Marco_87 Geschrieben 14. Juli 2020 Autor Geschrieben 14. Juli 2020 Am 13.7.2020 um 09:41 schrieb Maniska: Bitte bitte sag mir, dass du dir beim Wechsel der Vorgesetzten (zumindest von denen die dich gut und toll fanden) ein Zwischenzeugnis hast ausstellen lassen. Jap, klaro. Ich bekomme demnächst mein zweites Zwischenzeugnis. Bei den anderen Teamleaderwechseln hat sich das nicht gelohnt, der eine war ein paar Wochen da, der andere ein paar Tage Am 13.7.2020 um 09:41 schrieb Maniska: Von einem Vorgesetzten der dich nur als 0815 Supportler kennt wirst du keine "Hey, der ist total klasse und macht mehr wie er soll/muss!!!" Bewertung bekommen. Woher auch, der kennt dich ja gar nicht. Vom 0815 Supporter war ich ja schon weg. Und meine 2019er Bewertung ist im Schnitt "Übererfüllt" gewesen. Aber wie du schon sagst, davon weiß ja der neue Vorgesetzte eher nichts, außer er schaut sich die Beurteilung nochmal an, woran ich aber eher zweifle. Zitieren
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