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Geschrieben (bearbeitet)

Hallo,

ich weiblich, mache im Moment eine Umschulung (im Rahmen einer beruflichen Reha) zur Fachinformatikerin für Anwendungsentwicklung. Ich hatte vorher Geoinformatik studiert und habs im letzten Semester krankheitsbedingt verbockt.

Ich liebe Computergrafik im Jahr 2006 hab ich angefangen zu modden, im Jahr 2012 fing ich an zu studieren, 2013 fand ich mich in den Tiefen der Computergrafik wieder, Mathe, Optik, Mechanik, Wahrnehmungspsychologie, Stereoskopie, Bildverarbeitung, Interpolation, Antialiasing, State-Machines, Modellierung... 2015 schrieb ich meinen ersten OpenGL-Code und meinen ersten Shader. Ich liebe Computergrafik immernoch! Es gibt nix tolleres. Es passiert mir immer wieder, dass ich im Praktikum dastehe und Algorythmen erkläre (aktuelles Beispiel Discarding Fragments, Noise Generation oder länger her Dijkstra oder Nearest-Neighbor  (nicht k-Nearest-Neighbor), Quad-Tree und R-Tree). Ich hab innerhalb von einer Woche ein Modell (programmatisch erzeugt), das arbeitende Grundgerüst eines Renderers, einen Satz Shader mit Flat-Shading mit C++ und OpenGL 4.0 erstellt, und eine rudimentäre Steuerung implementiert. Ich bin noch lange nicht fertig "alles" in der Computergrafik zu verstehen. Ich weis, dass ich nie so gut sein werde, wie die Leute mit Dr.-Titel in Physik oder Mathematik oder Informatik, ich werde nie in Spielestudios arbeiten oder in der wissenschaftlichen Visualisierung (was auch nicht Ziel ist). Die Finite-Elemente-Methode ist mir zu hoch. Die meisten die (ich kenne und) sich mit dem Feld beschäftigen haben einen Hochschulabschluss. Mir muss niemand sagen wie wichtig Mathe in der Computergrafik ist. Ich weis, dass ich mein Studium verbockt hab.

 

Die Ausbilder in der Umschulungseinrichtung haben die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen: "Soviel Mathe",  "Das kannst du nicht", "Die Studenten beherrschen das nach einem Semester" (Computergrafik kann man nach einem Semester nicht beherrschen, die Medieninformatiker, die in Deutschland der Computergrafik am nächsten stehen, haben effektiv etwa 5 Semester Grafikrelevante Sachen, von Mathe über Informatik, Psychologie, Modellierung, Physik). Wie ich darauf komme, wie ich da reingeraten bin, hat niemanden interessiert. Im Praktikumsunternehmen haben die sehr genau nachgefragt, am Anfang des Studiums als auffiel, dass ich es mit Computergrafik hab, wurden mir Löcher in den Bauch gefragt, wie ich da gelandet bin. Ich durfte mehrmals Vorträge halten und Sachen erklären.

Meine Noten in der Umschulung liegen alle zwischen 87 und 100 %, wobei die Tests teilweise echt ein Scherz waren, außer Elektrotechnik, da hatte ich 57 %.

Ich bin total verunsichert, soll ich dem Feld was ich liebe treu bleiben, oder mich abwenden. Auch wenn mich das Praktikum bestätigt, dass ich in Sachen Computergrafik und Grafikprogrammierung einiges draufhab, machen mich die Aussagen der Ausbilder in der Umschulung so wahnsinnig unsicher.

By the Way: in Sachen Programmierung im Generellen , könnt ich echt schneller und besser sein. Da fehlt noch ein Stück, aber ich denke mit Übung wird das (deswegen auch die Umschulung und nicht einfach anerkennen lassen, und das was fehlt in einem Kurs berufsbegleitend nachholen).

Was ist eure Meinung.

Der Beitrag ist etwas lang geworden, mich ergreift die Situation ziemlich.

Bearbeitet von graphicsnerd
Geschrieben
vor 9 Minuten schrieb graphicsnerd:

Was ist eure Meinung.

Mach was dir Spaß macht. Aber: früher oder später solltest du halt auch Geld verdienen und ob du da jetzt einen Job im grafischen Bereich (Respekt dafür) findest oder eben in nem eher generischen Feld kann ich natürlich nicht sagen.

vor 13 Minuten schrieb graphicsnerd:

machen mich die Aussagen der Ausbilder in der Umschulung so wahnsinnig unsicher.

Geb da gar nicht so viel drauf, das sind auch nur Menschen. Ich würde an deiner Stelle gar nicht zulassen, dass solche (die sich selbst absolut nicht in deinem Bereich auskennen) Einfluss auf dich haben. 

 

Geschrieben

Man ist besonders darin gut, was einem Spaß macht. 

Schau dass du mit dem FIAE deinen Berufsabschluss schaffst (was nicht so schwer wie ein Studium ist). Anschließend kannst du schauen, dass du einen entsprechenden Job zum Berufseinstieg findest. Wenn du vom Praktikumsbetrieb übernommen wirst, hast du einen Joker. Wenn sie so sehr von deinen Kenntnissen profitieren wollen, sollten sie keine Probleme haben dich entsprechend einzusetzen und dich dafür zu bezahlen. Der FIAE ist am Ende nur ein Abschluss. 

Geschrieben (bearbeitet)

Es kann schon hart sein, vom Skill-Level eines Studiums in die Realität einer normalen Berufsausbildung zurück geholt zu werden. Von daher würde ich auf Aussagen von Ausbildern, die nicht wenigstens auch ein Studium absolviert haben, nicht all zu viel geben. Es gibt aber auch im Bereich einer normalen Ausbildung gute Lehrer, die in der Lage sind, Studenten dort zu abzuholen und zu fördern, wo sie stehen, weil sie vielleicht auch höhere Bildungsgänge betreuen. Das Problem ist nur - eine Klasse, die sich zusammensetzt aus Leuten, die vielleicht gerade den Dreisatz beherrschen, während andere schon ein Physik- oder Mathe Studium abgebrochen haben, wird sich nicht vom Niveau vereinen lassen, da die Ausbilder ja alle durchbringen wollen und das Ziel eben ein anderes ist - nämlich eine Berufsausbildung zum Einstieg in einen Job.

Unabhängig davon gibt es auch Startups, die sich im Bereich der Computergrafik bewegen und auch normale Ausbildungsplätze anbieten. Hier könnte sich also eine entsprechend interessante Herausforderung- bzw. Nische finden lassen. Das würde dann zum Zeitpunkt des betrieblichen Praktikums zum Tragen kommen.

Wichtig an der Stelle dürfte es sein, eine Sache abzuschließen. Wenn es mit dem Studium aus irgendwelchen Gründen nicht geklappt hat, sollte man die zweite Chance (Umschulung) ergreifen, die Kröte schlucken (Level), sich weiterhin in der gewonnenen Freizeit mit Themen beschäftigen, die einen interessieren und ggf. das Wissen zu einem späteren Zeitpunkt anbringen.

Ich habe mir 2018 einen 3D Drucker gekauft, dann Leute kennengelernt in Retro-Gruppen, Gehäuse- und Teile gebastelt und an Ideen für Prototypen mit gebastelt. (z.B. Atari VCS). Spätestens, wenn man dann bei so einer Sache mit arbeiten möchte, muss man dann wieder "Wissen" aus der Schublade holen, was zu Ausbildungszeiten gar nicht auf der Liste stand. Es ist aber gut, wenn es präsent ist, denn wie Du selbst sagst, sind Projekte, die Spaß machen der beste Antrieb. Durch die Retro-Computing Gruppen konnte ich viele Kontakte knüpfen auch zu elektronischen Bastelprojekten mit interessantem Potential. Also nicht entmutigen lassen und

viel Erfolg !

(Themen, die einen begeistern, sollte man nie aufgeben)

Bearbeitet von tkreutz2
Geschrieben
vor 11 Stunden schrieb graphicsnerd:

die Medieninformatiker, die in Deutschland der Computergrafik am nächsten stehen

Meine Frau promoviert genau in diesem Bereich. In einem Institut für Computer Graphic an einer Universität. Sie befindet sich regelmäßig auf großen Konferenzen und lernt viele Personen aus dem CG-Bereich kennen. Sie betreut auch Bachelor und Masterstudenten aus diesem Bereich. Vorher hat sie dort als studentische Hilfskraft gearbeitet. Ich habe gerade mal nachgefragt, sie kennt keinen Medieninformatiker oder Medienwissenschaftler in diesem Bereich.

vor 11 Stunden schrieb graphicsnerd:

"Soviel Mathe"

Stimmt. Das ist schon echt heftiger Tobak, was die da machen.

vor 11 Stunden schrieb graphicsnerd:

Die Studenten beherrschen das nach einem Semester

Hahahahahahahahahaha... 🤣 ...Hahahahahahahahaahhahaha. Meine Frau beschäftigt sich seit ihrem ersten Semster durchgehend damit. Inzwischen veröffentlicht sie wissenschaftliche Artikel in dem Bereich. Und selbst sie sitzt manchmal Tage oder Wochenlang um sich in irgendwas einzuarbeiten, nur damit sie überhaupt weiterarbeiten kann. Daher halte ich diese Aussage für ein Gerücht.

vor 11 Stunden schrieb graphicsnerd:

"Das kannst du nicht" [...] Ich bin total verunsichert, soll ich dem Feld was ich liebe treu bleiben, oder mich abwenden. Auch wenn mich das Praktikum bestätigt, dass ich in Sachen Computergrafik und Grafikprogrammierung einiges draufhab, machen mich die Aussagen der Ausbilder in der Umschulung so wahnsinnig unsicher.

Der soll sich ins Knie f*****. Lass dir bloß nie erzählen was du kannst und was du nicht kannst. Eventuell dauert es manchmal länger um sein Ziel zu erreichen. Aber "Kannst nicht" hab ich z.B. aus meinem Sprachschatz gestrichen. Wer will, der kann auch wenn er wirklich will.

vor 11 Stunden schrieb graphicsnerd:

By the Way: in Sachen Programmierung im Generellen , könnt ich echt schneller und besser sein. Da fehlt noch ein Stück, aber ich denke mit Übung wird das (deswegen auch die Umschulung und nicht einfach anerkennen lassen, und das was fehlt in einem Kurs berufsbegleitend nachholen).

Das sollte dein nächstes Ziel sein. Erfolgreicher Abschluss deiner Umschulung. Dann ein Job der dich glücklich macht (oder weiter auf dem Weg dorthin bringt). Und dann kannst du ja z.B. nebenberuflich studieren um deinen Weg zu ebnen.

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