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Geschrieben (bearbeitet)

Einen schönen guten Tag alle zusammen :)

Ein paar von euch erinnern sich vielleicht an meinen letzten Thread: 

 

Dort wurde mir von einigen geraten, ein Studium auch in Betracht zu ziehen.  Nach vielen Überlegungen und Recherche habe ich mich dazu entschieden und mich neben einigen Ausbildungsplätzen auch für das Studium zum Informatiker beworben. 

Jetzt ist "leider" der glückliche Fall eingetreten, dass ich sowohl einen Ausbildungsplatz (verkürzt und sofort startend, Abschluss wäre Februar 2023) als auch einen Platz an der Hochschule angeboten bekommen habe. Tendenziell würde ich das Studium bevorzugen, auch wenn die Ausbildung in Deutschland scheinbar sehr gut anerkannt und vergütet wird. 

Da ich aber seit dem Wirtschaftsfachwirt (mein Werdegang steht im verlinkten Post) in 2018 keinerlei Mathematik mehr gebraucht habe und das Niveau dort vermutlich auch massiv unter dem eines Informatik-Studiums liegt, mache ich mir Sorgen ob ich der Herausforderung wirklich gewachsen bin. 

Hat hier vielleicht jemand bereits die Erfahrung gemacht und Informatik studiert ohne "sehr gute" Mathematik Kenntnisse? Vielleicht sogar ohne (Fach-)Abitur? 

Ich danke euch vielmals im voraus und wünsche noch einen schönen Tag! :)

Bearbeitet von Dodo3000
Geschrieben (bearbeitet)

Hi,

ich habe auch Informatik an der Uni studiert, sowohl im 1-Fächer BA als auch im 2-Fächer BA als Zweit-Fach.

Uni-Mathematik hat so gut wie nichts mit Schulmathematik zu tun. Den Satz hört man vermutlich häufig, aber es ist eben auch so. Das bedeutet, dass dein Erfolg in der Hochschulmathematik nicht davon abhängig ist, ob du besonders gut in Mathe in der Schule warst oder nicht. 

Es ist ratsam, dass du, wenn du gerne abstrakte Fragestellungen behandelst, mittels kreativer und logischer Ansätze Antworten darauf findest. Kreativität ist extrem wichtig bei der Mathematik. Aber ebenso die Fähigkeit, Dinge allgemein zu betrachten, so allgemein wie möglich und universelle Regeln aufzustellen, warum Dinge funktionieren, wie so funktionieren.

Es ist im Übrigen auch einer der Hauptgründe, warum Mathematik im Informatikstudium gelehrt wird: Es schult die Abstraktionsfähigkeit, die Informatiker täglich brauchen.

Ich würde dir raten, definitiv so einen Kurs zu besuchen, den die Hochschulen meist vor Beginn des Semesters anbieten. Das bereitet ein wenig auf die Herangehensweise in der Mathematik auf der Hochschule vor.

 

EDIT:

Ein kurzes Beispiel, um das, was ich meine, mal nahe zu bringen:

Mathematik in der Schule: Berechnen Sie den Flächeninhalt des Dreiecks mit den Seitenlängen a=5cm, b=6cm, c=3cm

Mathematik auf der Uni: Zeigen sie, dass für alle Dreiecke folgende Beziehung für den Flächeninhalt gilt:
A = 1/2 * g * h, wobei g definiert ist als die Grundseite des Dreiecks und h als die Höhe des Dreiecks, die im rechten Winkel zur Grundseite steht.

Bearbeitet von Defneqon
EDIT
Geschrieben (bearbeitet)

Ich habe kein Abitur und später meinen Bachelor in Wirtschaftsinformatik nachgeholt.

Es ist machbar, aber ich möchte nichts beschönigen: Das ist schwer. Mathematik an der Uni/FH ist sowieso schon schwierig genug und auch wenn der Abiturstoff bestenfalls hilfreich ist, ist es eine weitere Hilfe/Vorbildung, welche Du nachholen musst. Das macht es nicht einfacher. 

Viel mehr kann ich da leider nicht zu sagen, da dies sehr individuellen Faktoren unterliegt, die mit Dir, dem konkreten Studiengang, der Uni usw. zu tun haben.

Bearbeitet von Rabber
Geschrieben

Lass dir von jemandem den du kennst ein Skript geben aus seinen Vorlesungen.

 

Die Schwierigkeit schwankt allerdings stark. Ich habe den Bachelor an einer FH gemacht und da war die Mathematik mMn kein Problem, egal ob mit Abitur oder ohne. Bei dem was ich von Mathe Vorlesungen an Unis gesehen habe, habe ich allerdings schon Respekt.

Geschrieben

Eine Randnotiz, es gibt Unterschiede was den Umfang und Anspruch der Mathematik angeht sowohl zwischen "TH/FH" und "Uni" als auch dem B. Arts /B. Eng / B. Sc. bzw. M. Arts /M. Eng / M. Sc. Das also auch im Hinterkopf halten bei der Suche nach TH/Uni und entsprechenden Studiengängen. Ansonsten gibt das Modulhandbuch o.ä. meist schon einen guten Überblick was so die Inhalte sind.

Und falls dann immer noch Zweifel bestehen aber trotzdem ein Schuss gewagt wird, nicht die Mathe-Module bis ans Ende schieben. Habe es bei zwei Personen miterlebt wie das Studium an "geschobenen" Modulen scheiterte und das waren die letzten offenen.. neben der Bachelorarbeit.

Geschrieben

An meiner Uni gibt es für Informatikanfänger spezielle Mathekurse, die dir den Einstieg ins Studium erleichtern sollen. Vielleicht gibt es das an deiner Uni euch? Ansonsten könntest du ja jemanden aus den höheren Semestern fragen, ob sie dir Nachhilfe geben können. Oder du besorgts dir schon vor dem Studium unterlagen dazu und schaust wie weit du kommst.

Geschrieben
vor 14 Minuten schrieb eneR:

Eine Randnotiz, es gibt Unterschiede was den Umfang und Anspruch der Mathematik angeht sowohl zwischen "TH/FH" und "Uni" als auch dem B. Arts /B. Eng / B. Sc. bzw. M. Arts /M. Eng / M. Sc. 

Sorry fürs ganz kurze Off-Topic. War diese Aussage nur darauf bezogen, dass sich Mathe zwischen Bachelor und Master unterscheidet oder auch zwischen den verschiedenen Bachelors? Falls zweiteres der Fall sein sollte: Würdest du die Mathematik bei Bachelor Science oder Bachelor Engineering als schwerer einstufen?

Geschrieben (bearbeitet)
vor 30 Minuten schrieb alex123321:

Lass dir von jemandem den du kennst ein Skript geben aus seinen Vorlesungen.

Hmm, wenn man noch keine Ahnung von der Höheren Mathematik hat und man demjenigen direkt gleich mal eine komplexe Differentialgleichung (DGL) als Beispiel zeigt, dann finde ich das nicht wirklich hilfreich. Im schlimmsten Fall schreckt man denjenigen davon ab. Die wichtigste Voraussetzung füs Studium ist das sichere Anwenden der Basismathematik (Grundregeln der Mathematik z.B. die Potenzgesetze, Logarithmus usw.). Daran scheitern die meisten.

Ob man den Mathematik Anteil schafft hängt grundsätzlich immer von der Motivation von der Person ab. Wer nicht so gut in Mathematik ist, der sollte eher zur Fachhochschule gehen. Dort lernt man nur angewandte Mathematik. Allerdings kommt man auch dort nicht ganz um die Theorie, die hinter der Mathematik steht,  rum. So wie es bereits @Defneqon geschrieben hat.

Bearbeitet von Interrupt
Geschrieben
vor einer Stunde schrieb Dodo3000:

Jetzt ist "leider" der glückliche Fall eingetreten, dass ich sowohl einen Ausbildungsplatz (verkürzt und sofort startend, Abschluss wäre Februar 2023) als auch einen Platz an der Hochschule angeboten bekommen habe. Tendenziell würde ich das Studium bevorzugen, auch wenn die Ausbildung in Deutschland scheinbar sehr gut anerkannt und vergütet wird.

Zwei Fragen:

- Hast du bereits die Möglichkeit "Werkstudent" in Betracht gezogen bzw. weißt du, ob der Betrieb das mitmachen würde?

- Wie sieht es mit einem dualen Studium aus? Du studierst, sammelst zusätzlich Praxiserfahrung im Betrieb...

Ausbildung kann doof sein, weil die Theorie im Vergleich zum Studium recht lax ist, dafür hast du beim regulären Studium relativ wenig Praxis, weswegen eine TH einer Uni vermutlich schon vorzuziehen wäre, da letzteres halt echt der Theorieoverkill sein kann. Nur um mal weitere Möglichkeiten aufzuzeigen, um dem klassischen Schwarz/Weiß zu entfliehen...

Zitat

Hat hier vielleicht jemand bereits die Erfahrung gemacht und Informatik studiert ohne "sehr gute" Mathematik Kenntnisse?

Wenn du seit 2018 nichts mit Mathe am Hut hattest, solltest du in jedem Fall etwaige Einführungskurse wahrnehmen. An TH/FH/Uni ist Mathe für viele der gefühlte Genickbruch, seit Jahren, dank sagenhafter Durchfallquoten. Ich hab mich da auch nicht gerade mit Ruhm bekleckert.

Geschrieben (bearbeitet)
vor 18 Minuten schrieb 0x00:

Sorry fürs ganz kurze Off-Topic. War diese Aussage nur darauf bezogen, dass sich Mathe zwischen Bachelor und Master unterscheidet oder auch zwischen den verschiedenen Bachelors? Falls zweiteres der Fall sein sollte: Würdest du die Mathematik bei Bachelor Science oder Bachelor Engineering als schwerer einstufen?

Kann ich dir beantworten: Er meint, dass die Inhalte / Module von Bachelor zu Bachelor variieren. Ich z.B. hatte im 1-Fächer-BA (B. Sc.) andere Module / Inhalte als im 2-Fächer-BA (B. Ed.).

Aus meiner Erfahrung ist die Mathematik am "einfachsten", wenn man direkt Mathematik als 1-Fächer BA studiert. 
Klingt paradox, ist aber meiner Erfahrung nach so. Das Problem mit Mathematik im Nebenfach oder als Module maßgeschneidert für andere Bachelorstudiengänge (wie z.B. Informatik) ist einfach, dass bestimmte Inhalte genommen werden und nicht alle. Man benötigt aber alle Inhalte, um die anderen Inhalte zu verstehen.

Konkretes Beispiel aus meiner Studienzeit: Während man in 1-F-BA Mathe traditionell im Module "LinA 1" bzw. "Ana 1" mit Dingen wie Aussagenlogik und Mengenlehre anfängt, kommt im vermeintlich "leichteren" Modul "Mathe für Informatiker 1" (o.a.) direkt was von fertigen Mengen und irgendwelchen Matrizen. Da verliert man sehr, sehr schnell den Überblick, wenn man mal eine VL oder eine Übung verpasst, weil viele Inhalte teilweise nicht hergeleitet in ein Modul gekloppt werden müssen.

Man hat natürlich auf der anderen Seite aber auch deutlich weniger Mathe, nicht aber unbedingt weniger anspruchsvoll. Eher sogar fordernder, meiner Meinung nach.

 

EDIT: Um deine Frage zu beantworten zu versuchen: Nach meiner Auffassung kommt es drauf an, ob du Mathe alleine studierst als Vollstudium (B. Sc.) oder ob du was studierst, wo Mathe mit drin ist (z.B. Informatik, Elektrotechnik o.ä., also B. Sc. / B. Eng.) - Mathe für Informatik oder Mathe für Elektrotechnik gibt sich z.B. nicht viel, ich hatte Kommillitonen, die Elektrotechnik studierten, und die sah ich alle Jahre wieder im selben Modul, weil die teilweise die gleichen Module brauchen wie die Informatiker (joa, Mathe ist halt schwer, deshalb sieht man sich im 5. Semester zu nem Modul im zweiten Semester wieder.... manchmal auch ein zweites Mal xD - hängt aber stark von der eigenen Zielstrebigkeit ab. Man kanns definitv schaffen).

Bearbeitet von Defneqon
EDIT
Geschrieben
vor 2 Stunden schrieb Dodo3000:

Hat hier vielleicht jemand bereits die Erfahrung gemacht und Informatik studiert ohne "sehr gute" Mathematik Kenntnisse? Vielleicht sogar ohne (Fach-)Abitur? 

Ich sage es immer so: Durch fehlende Intelligenz fliegt keiner durch. Jedoch fliegen diejenigen durch, die nicht den entsprechenden Fleiß haben. Beispiel: Ich bin durch das erste Mathemodul gefallen, aber viele andere auch. Was habe ich für die nächste Prüfung gemacht? Mich hingesetzt und gelernt. Und nochmal jede Vorlesung besucht. Und dann trotzdem nur mit 3,... bestanden. Aber immerhin bestanden. Andere haben es natürlich auch beim zweiten Anlauf geschafft. Aber diejenigen die meinten, sie müssen sich die Vorlesung nicht geben und nicht lernen, fallen natürlich auch ein zweites und drittes mal durch. 

Wenn mich jemand fragt, ob er studieren soll oder nicht sage ich immer: du musst dich selbst organisieren können und bereit sein, dich hinzusetzen. Die Frage kann nur jeder für sich selbst beantworten. Aber das ist meiner Meinung nach die wichtigste Voraussetzung. 

Geschrieben

Erstmal vielen herzlichen Dank euch allen, eure Informationen helfen mir wirklich deutlich weiter! Besonders die Anmerkungen dazu, dass Uni-Mathe nicht wirklich vergleichbar ist mit Schul-Mathe. Ich versuche mir gerade von einem Bekannten ein paar Unterlagen geben zu lassen, damit ich das ganze etwas besser einschätzen kann.

Zudem wollte ich noch anmerken, dass es sich bei mir um eine TH handeln würde. Mir war nicht bewusst, wie drastisch die Unterschiede scheinbar sein können zwischen TH/FH und Universität. 

Motiviert bin ich definitiv, daran würde es nicht scheitern, dennoch versuche ich solche "großen" Entscheidungen sehr bedacht zu treffen, bin ja auch nicht mehr der jüngste :D. 

 

vor 3 Stunden schrieb Visar:

Zwei Fragen:

- Hast du bereits die Möglichkeit "Werkstudent" in Betracht gezogen bzw. weißt du, ob der Betrieb das mitmachen würde?

- Wie sieht es mit einem dualen Studium aus? Du studierst, sammelst zusätzlich Praxiserfahrung im Betrieb...

Ausbildung kann doof sein, weil die Theorie im Vergleich zum Studium recht lax ist, dafür hast du beim regulären Studium relativ wenig Praxis, weswegen eine TH einer Uni vermutlich schon vorzuziehen wäre, da letzteres halt echt der Theorieoverkill sein kann. Nur um mal weitere Möglichkeiten aufzuzeigen, um dem klassischen Schwarz/Weiß zu entfliehen...

Wenn du seit 2018 nichts mit Mathe am Hut hattest, solltest du in jedem Fall etwaige Einführungskurse wahrnehmen. An TH/FH/Uni ist Mathe für viele der gefühlte Genickbruch, seit Jahren, dank sagenhafter Durchfallquoten. Ich hab mich da auch nicht gerade mit Ruhm bekleckert.

Hi Visar! Ich habe für mich persönlich beide Möglichkeiten in Betracht gezogen, jedoch noch nicht mit dem Ausbildungsbetrieb besprochen. Das werde ich machen, wenn ich mich endgültig fürs Studium entschieden habe. Danke dir! :)

Einführungskurse gibt es bei uns vermutlich auch, das ist momentan alles noch etwas durchsichtig. Da es aber schon in 3 Wochen losgehen würde, denke ich mal dass diese Kurse neben den "normalen" Kursen stattfinden würden. Wäre aber auch kein größeres Problem :)

  • 1 Jahr später...
Geschrieben

Guten Morgen!

Ich wollte mal nach den ersten beiden Semestern ein kurzes Feedback geben, an alle die auf dieses Thema stoßen und eventuell vor ähnlichen Problemen stehen.

Erst nochmal Danke an alle aus diesem Forum für die hilfreichen Tipps!

Uni-Mathe hat in der Tat wenig mit Schul-Mathe zu tun, das kann Segen oder Fluch sein. Für mich war es nicht einfach, habs aber auch bestanden :) Es ist also alles machbar, man sollte nur dringend den Fokus darauf legen, die Logik zu verstehen und nicht einfach Schema-F abschreiben. Ist das erstmal geschafft, sind auch die Prüfungen machbar.

Viele Grüße!

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