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Geschrieben

Hallo zusammen,

seit einigen Monaten spiele ich mit dem Gedanken, von einem Angestelltenverhältnis in die Selbstständigkeit zu wechseln.

Mein Plan war folgender: Parallel zum Angestelltenverhältnis ein Gewerbe anmelden und nebenher erstmal Erfahrung als Freelancer sammeln. Nun habe ich mich Anfang des Jahres auf Diveresen Freelance Portalen angemeldet,um nach passenden Projekten Ausschau zu halten. Vergangene Woche habe ich mich auf ein Projekt beworben, was in meinen Augen sehr attrativ und lukrativ erschien. Promt nahm der zuständige Vermittler kontakt mit mir auf und ich habe Ihm meine Wünsche geäußert.

Da in dem genannten Projekt eine spezielle Software genutzt wird und ich zufälligerweise die letzten Jahre primär damit gearbeitet und sehr gute Kenntnisse erworben habe, hat das meiner Meinung nach sehr gut gematched.

Nun hatte ich heute nochmals ein Gespräch mit dem Vermittler, der mir mitgeteilt hat, dass sein Auftraggeber mich gerne 100% in dem Projekt sehen möchte. Das bedeutet,neben meiner Festanstellung sieht er da keine Chancen zum Einstieg.

Nun meine Frage an euch, würdet ihr direkt eine Festansgtellung aufgeben und in die Selbstständigkeit gehen?

Evtl. noch ein paar Infos zum Projekt: Die Dauer des Projekts wäre 2,5 Jahre. Anschließend mit Folgeaufträge. Mit dem angegebenen Stundensatz würde ich gegenüber meiner Festanstellung merklich verbessern (Eigenständiges zahlen der Sozialvers, Steuern, Versicherungen und div. Rücklagen mit einkalkuliert)

Ich danke euch für euer Feedback.

Geschrieben

Ja, würde ich machen. Wenn du es nicht versuchst, dann ärgert es dich nur. Selbst wenn es nicht alles klappt wie du dir das vorstellst, dann sammelst du wichtige Erfahrungen und lernst daraus. 

Die einzige Frage, die ich mir stelle ist, wenn du nur einen Kunden über viele Jahre hast, wo ist dann die grosse Veränderung  (ausser vielleicht die Kohle) gegenüber einer Anstellung? Bzw was ist dein Antrieb für eine Selbstständigkeit?

P.S: Ich gehe davon aus du machst dich schlau über das Thema Scheinselbstständigkeit sowie andere Formalitäten und bist clever bei der Vertragsgestaltung. Denn Worte sind Schall und Rauch.

Geschrieben
vor 8 Stunden schrieb bigvic:

Die einzige Frage, die ich mir stelle ist, wenn du nur einen Kunden über viele Jahre hast, wo ist dann die grosse Veränderung

Da macht das Finanzamt eh nicht mit, das wäre eine Scheinselbstständigkeit. 
 Das geht nur mit einem Set an Kunden

Geschrieben

Die grosse Frage ist halt der Zeitraum in welchem man mehrere Kunden (bzw. <5/6 Umsatz eines Kunden) haben muss und das habe ich noch nicht klar gelesen. Je Finanzjahr? 2 Jahre? 4 Jahre? Denn jeder startet mal mit einem Kunden und erarbeitet sich dann einen Kundenstamm, von daher muss es da ja einen zeitlichen Spielraum für Neugründungen geben bis die Rentenversicherung anklopft (da habe ich was von 4 Jahren gelesen als Schnitt). Aber da das ein well-known Problem ist, bin ich mir sicher dass das bei jeder Gründungsberatung als Erstes erörtert wird.

  • 2 Wochen später...
Geschrieben (bearbeitet)

Also ich kann nur sagen ein definitives "vielleicht".
Hängt natürlich davon ab, wie viel du verdienen würdest. Als Anmerkung dazu sei erwähnt, dass du das was du als Freelancer verdienst (mach dich auch mal schlau, ob du überhaupt als Freelancer arbeiten könntest, oder ob du die Anforderungen dafür gar nicht erfüllst und somit nur als normaler Gewerbetreibender arbeiten könntest - der Unterschied ist, ob man GEwerbesteuer zahlen muss, oder ob nicht) nicht mit dem Verdienst im Angestelltenverhältnis vergleichen kannst. Du brauchst oftmals eine Firmenhaftpflichtversicherung, hast keinen bezahlten Urlaub oder bezahlte Krankheitstage, solltest dir über Dinge wie z.B.  Krankenhaustagegeld Gedanken machen und musst deine Abrechnung selber machen oder an einen Steuerberater auslagern. Dazu musst du dich neben deinen Projekten darum kümmern, dass du Aufträge hast. Klar hat man auch Vorteile dadurch (was man so alles absetzen kann und wo man als Firma einkaufen kann)

Ich war 7 Jahre lang hauptberuflich selbständig tätig und ich denke mir hat es von der Entwicklung her schon einiges gebracht. Anderseits muss man aber auch sehen, dass es mehr Arbeit ist, man viel weniger abgesichert ist und man nicht immer ein Projekt hat. Man überlegt sich jeden Krankheitstag zweimal und wie lang man Urlaub macht genauso. Dazu kann man eigentlich immer sehr kurzfristig "gekündigt" werden - teilweise von heute auf morgen, wenn kein Bedarf mehr da ist. Dazu die regelmäßigen Steuervorauszahlungen, die man auch stemmen können muss, wenn man grad nicht durchgehend beschäftigt ist. Natürlich kommen dazu dann auch noch Kunden, die nicht immer pünktlich bezahlen wollen.

Ich bin ehrlich gesagt froh, wieder in einem festen Angestelltenverhältnis gelandet zu sein. Auch wenn ich ca. den doppelten Stundensatz als Freelancer hatte, wie danach im Angestelltenverhältnis, habe ich im Endeffekt nicht viel mehr rausbekommen nach Abzug aller Kosten (Unterkunft da wo das Projekt ist, Fahrtkosten, quasi doppelte Haushaltsführung, Steuerberater, Firmenhaftpflichtversicherung, Firmenrechtschutzversicherung, Rücklagen für Arbeitslosigkeit (da steht einem ja nichts zu, außer man zahlt freiwillig ein, was sich aber definitiv als Freiberufler NICHT lohnt), Altersvorsorge, Kirchensteuer, Arbeitsunfähigkeitsversicherung,  ...) 

War eine schöne Zeit oftmals und würde ich auch nicht missen wollen, aber heutzutage wäre es eher nichts mehr für mich. Zudem hat man wenn man Freiberufler ist das Problem, dass man so gut wie nirgends Arbeitszeugnisse bekommt. Steht einem rechtlich zwar zu, aber erstens fühlt sich niemand dafür zuständig und zweitens diese vor Gericht erstreiten? Dann braucht man bei dem Kunden auch nicht mehr vorstellig werden für neue Projekte. Somit ist es also schon nicht ganz so einfach dann den Weg zurück wieder zu gehen. Man sollte es sich daher genau überlegen - auch ob man es auf Dauer machen möchte, oder ob es nur temporär für einen in Frage kommt und man dann wieder zurück will.

Scheinselbständigkeit ist natürlich auch ein potentielles Problem, ab er es steht ja nirgends, zu wieviel Prozent man für einen Kunden arbeiten darf, sondern nur, dass man mehr als einen Kunden haben muss auf Dauer und nicht exklusiv für eine Firma arbeiten darf. Es gibt da durchaus Möglichkeiten, das zu umgehen, aber es hängt immer vom jeweiligen Fall ab, wie. Man kann auch z.B. im Freundeskreis die "PC Reparatur" (oder whatever) offiziell angeben (auch wenn man quasi nichts damit verdient) und schon hat man einen Kunden mehr.

Hier mal der Link zu einem Rechner für Selbständige - zwar nicht ganz aktuell, aber immerhin ein Anhaltspunkt.

Bearbeitet von Crash2001
Geschrieben
Am 6.2.2023 um 11:58 schrieb Crash2001:

Ich war 7 Jahre lang hauptberuflich selbständig tätig und ich denke mir hat es von der Entwicklung her schon einiges gebracht. Anderseits muss man aber auch sehen, dass es mehr Arbeit ist, man viel weniger abgesichert ist und man nicht immer ein Projekt hat. Man überlegt sich jeden Krankheitstag zweimal und wie lang man Urlaub macht genauso. Dazu kann man eigentlich immer sehr kurzfristig "gekündigt" werden - teilweise von heute auf morgen, wenn kein Bedarf mehr da ist. Dazu die regelmäßigen Steuervorauszahlungen, die man auch stemmen können muss, wenn man grad nicht durchgehend beschäftigt ist. Natürlich kommen dazu dann auch noch Kunden, die nicht immer pünktlich bezahlen wollen.

Dies! Aktuell bin ich in meinem 6. Jahr als Selbstständiger, zwar nicht im Softwarebereich, aber die Erfahrungen decken sich hier. Meine Empfehlung ist daher auch immer mit einer Motivation des Schaffens in die Selbstständigkeit zu gehen: Was möchtest du Aufbauen, Lernen etc. was bisher so nicht ging? Das ist eine Motivation, die einen auch durch die Tiefs trägt. 

Ich habe viele Angestellte kennengelernt, die gestartet sind mit "Endlich nie wieder XYZ machen!" Das können dann Meetings sein, Dokus etc. pp.

Dann kommt die Ernüchterung, wenn sie sich mit Steuern, Versicherungen und Gesetzen auseinandersetzen müssen. 

Am 6.2.2023 um 11:58 schrieb Crash2001:

Ich bin ehrlich gesagt froh, wieder in einem festen Angestelltenverhältnis gelandet zu sein.

@Crash2001gab es hier bei den Bewerbungen in das Angestelltenverhältnis kritische Fragen, warum du zurück willst? Ich spiele auch immer mal wieder mit dem Gedanken und fragte mich, ob das eine große Rolle spielt oder nicht.

 

Geschrieben
Am 27.1.2023 um 17:43 schrieb der_bier_baron:

Die Dauer des Projekts wäre 2,5 Jahre. Anschließend mit Folgeaufträge.

Unter diesen Bedingungen stellt sich die Frage: warum kein Angestelltenverhältnis? 

Welchen zwingend nur als Selbstständiger möglichen Vorteil hättest DU

Welche Vorteile eines Angestelltenverhältnisses würden wegfallen? Lohnfortzahlung, Kündigungsschutz, ...

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