Überschätze ich mich? Gehalt NRW

[Jumpman]

 

Hallo, ich habe 2020 meine Ausbildung zum Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung abgeschlossen. Seit etwas mehr als 2,5 Jahren bin ich jetzt bei meinem Ausbildungsbetrieb festangestellt. Mein Aufgabengebiet liegt hauptsächlich in der internen Softwareentwicklung (.Net Fullstack). Ich betreue unsere Praktikanten und arbeite unsere Studenten ein, habe aber keine richtige Personalverantwortung. Mit Kunden habe ich sehr wenig zu tun. 

Mit allen Sonderzahlungen lande ich im Jahr bei 37500€. Eingestiegen bin ich damals bei 33200€. 

Es ist so, dass ich der erste in meiner Abteilung bin der nach seiner Ausbildung festangestellt wurde. Geschätzt haben 95% der anderen Kollegen in der Abteilung alle einen Hochschulabschluss. Zum Vergleich werden Bachelor Studenten bei gleicher Arbeit nach dem Abschluss und ohne Berufserfahrung mit mindestens 43000€ vergütet. 

Jetzt ist es so, dass in 1-2 Monaten ein Gehaltsgespräch stattfinden wird. Mein Aufgabenbereich hat sich im letzten Jahr viel erweitert und mein Chef ist sehr zufrieden mit mir. Mein Ziel ist ein Gehaltssprung von 37500€ auf 43000€ im Jahr. Jedoch weiß ich echt nicht ob das realistisch ist oder ich mich komplett überschätze. Ich weiß, dass ich bei einem Unternehmenswechsel in der Umgebung auf jeden Fall 43000€ erreichen würde. Mein Ziel ist es aber bei diesem Unternehmen zu bleiben. 

Wie würdet ihr das angehen?

Arbeitsort: Dorf in NRW
Größe der Firma: ca. 700

Sonder- / Sozialleistungen: Weihnachtsgeld/Urlaubsgeld (jeweils 0,5 Monatsgehälter), 50 € Tankgutschein

 

 

Bearbeitet 4. Februar 2023 von Jumpman

[bigvic]

Ich würde zum einen deine Leistung im letzten Jahr hervorheben und zusätzlich die neuen Aufgaben. Viel wichtiger ist denke ich, dass du aufzeigst, dass die Vergütung nicht dem Marktwert entspricht. Das kannst du ja ziemlich einfach indem du 2-3 öffentlich verfügbare Gehaltstabellen vorlegst. Und dann würde ich eine Anpassung bitten die dem Marktwert mit 3J Berufserfahrung entspricht, sagen wir mal 50k. 

Die Argumentation ist ja relativ einfach damit, denn wenn er jemand neuen suchen müsste, einarbeiten, etc. und dann sowieso den gleichen Lohn zahlen müsste, dann würde ihn das deutlich mehr Kosten als wie wenn er dir einfach einen gerechten Lohn zahlt. Damit kannst alle AG-Argumente de facto vom Tisch fegen (wir z.B zu hoher Lohnsprung, Gehaltsgefüge, ... ) .. ausser das er den Marktdaten nicht glaubt bzw. er andere Erfahrungen macht (ist ja nur irgendeine Statistik).

So, soweit die Theorie. In der Praxis kenne ich a) deine Stellung im Unternehmen nicht (was passiert wenn du morgen gehst? Muss er sich ersetzen oder ist es egal ? ), b) du immer der Azubi bleibst im selben Unternehmen und c) offensichtlich keine Motivation hast zu wechseln, falls das neue Angebot nicht stimmt und somit auch keine Handlungsoption, daher ist das eher eine Bitte als eine Verhandlung und entsprechend wird das Ergebnis sein.

Viel Erfolg.

 

 

 

[Enno]

vor einer Stunde schrieb bigvic:

Die Argumentation ist ja relativ einfach damit, denn wenn er jemand neuen suchen müsste, einarbeiten, etc. und dann sowieso den gleichen Lohn zahlen müsste, dann würde ihn das deutlich mehr Kosten als wie wenn er dir einfach einen gerechten Lohn zahlt.

Leider interessiert das Chefs nicht, jedenfalls so meine Erfahrung.

Aktuelle Situation bei uns: Kollege, seit 5,5 Jahren da. wäre mit +10% zufrieden gewesen.

Wir ihm nicht gewährt. Ergo, er geht.

Das sie nun einen neuen suchen müssen, diesen Einarbeiten und er sehr sicher mehr bekommen wird ist alles egal. Auch ist egal das der neue 30% Jahresgehalt an Kosten durch den HeadHunter verursacht und man allein mit diesen Kosten 3 Jahre lang die höheren Gehaltskosten bezahlen hätte können ist kein Argument.

Der Standpunkt scheint zu sein: Man verhandelt nicht mit Erpressern.

 

Dann sollte man seine Schlüsse ziehen und danach handeln. Und ja ich weis wie der Rest der Abteilung denkt und was sie vorgibt zu tun.

[bigvic]

vor 52 Minuten schrieb Enno:

Leider interessiert das Chefs nicht, jedenfalls so meine Erfahrung.

Ja, habe ich auch häufiger gesehen.

Die Handlungen in vielen Unternehmen haben leider oft nichts mit wirtschaftlichen Erwägungen zu tun. Da geht es idR primär um Sympathien, Darstellung, Macht, Ränke, Werte und sonstige Emotionen. Das sieht man als Aussenstehender überhaupt nicht und selbst als langjähriger Mitarbeiter nur einen gewissen Anteil.
Wir könne hier daher halt "nur" Feedback auf der Sachebene geben 📊

[Enno]

vor 28 Minuten schrieb bigvic:

Wir könne hier daher halt "nur" Feedback auf der Sachebene geben 📊

Das "nur" finde ich etwas schade. Habe aber auch keine Patentlösung um persönliche Schilderungen nicht in unendliche Diskussionen ausarten zu lassen.

Wobei wir das grade hier machen.

Drum von mir jetzt hier Ende.

[alex123321]

Das Unternehmen scheint generell nicht gut zu zahlen. 43k mit Bachelor ist nicht viel.

Ich würde zwar das Gehalt verlangen, aber bereit sein mich extern umzuschauen.

[Rabber]

Bei uns kriegen die Bacheloretten nach dem Start zwischen 45-50k. Azubis 40+.

Gut so. wir haben 2023. das müssen auch AG verstehen.

[allesweg]

Am 4.2.2023 um 03:27 schrieb Jumpman:

Mein Ziel ist ein Gehaltssprung von 37500€ auf 43000€ im Jahr. [...] Mein Ziel ist es aber bei diesem Unternehmen zu bleiben. 

Entscheide für dich, welches Ziel wichtiger ist. 

 

Am 4.2.2023 um 03:27 schrieb Jumpman:

Zum Vergleich werden Bachelor Studenten bei gleicher Arbeit nach dem Abschluss und ohne Berufserfahrung mit mindestens 43000€ vergütet. 

Bei euch wird also nach Abschluss und nicht nach Tätigkeit bezahlt? Wer arbeitet diese Neueinstellungen denn ein?

Und wie können diese Neueinstellungen deine Tätigkeiten Praktikantenbetreuung und Studenteneinarbeitung übernehmen? 

 

 

 

Welche Abstriche müsstest du bei einem Wechsel hin zu den 43k€ in Kauf nehmen? (Probezeit, Pendeln, HomeOffice, ...) 

Welche Perspektiven hast du beim aktuellen AG? Welche bieten die anderen potentiellen AG?