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Geschrieben

Hallo Forum,

ich arbeite seit Jahren als Dozent für Fachinformatiker und Elektroniker. In letzter Zeit fällt mir auf, dass immer weniger Fachbücher (in Papierform oder digital) weder vom Ausbildungsbetrieb noch von den Berufsschulen den Auszubildenden zur Verfügung gestellt werden.

Ich würde mich freuen, wenn ihr mir eure Erfahrung diesbezüglich berichten würdet.

Meine Frage diesbezüglich ist: "Sind das Ausnahmen, oder ist das mittlerweile überall die Regel??"

Danke im Voraus für eure Antworten.

Klaus-Dieter Porsch

Geschrieben

Fachinformatiker hier: Meine Erfahrung ist die Folgende:

Fachbücher wurden von der Berufsschule weder empfohlen noch zur Verfügung gestellt. Es gab die (PDF-)Arbeitsblätter von den Lehrern, mehr nicht.

Ich hatte das große Glück, dass mein Ausbildungsbetrieb mit Fachbücher gekauft hat. Wenn ich ein Fachbuch gefunden habe, das ich haben wollte, habe ich das meinem Ausbilder gezeigt und der hat das dann freigegeben, wenn er das Buch für brauchbar befunden hat.

Geschrieben

Die Beobachtung stimmt!
Kostensparen an der falschen Stelle und Scheinargumente werden angeführt, um den Wegfall von Material zu begründen.

Leider wird dieses Vorgehen dadurch unterstützt, dass viele Teilnehmer mit Sprüchen aufwarten, wie
- kann man doch googlen,
- Bücher sind old-school
usw.

Und auch die Unterrichtenden sind Schuld, wenn man nicht mehr im Lehrbuch arbeitet, sondern 200 Folien irgendwohin lädt.
"Ihr könnt euch das ja da abholen und nachlesen".
 

Geschrieben

Ja, da wird was dran sein. Wir hätten auch gern im Jahr 2017 das Buch für Fachinformatiker vom Rheinwerk Verlag gehabt. Es wurde aber erst für die nachfolgenden Klassen bewilligt. Das gilt auch für andere Bücher, die wir uns dann letztendlich selber kaufen mussten.

Geschrieben

Nichts ist älter als das Buch von Heute. ;)

Ich als Fachinformatiker-Anwendungsentwicklung-Ausbilder stelle schon ein paar Bücher zur Verfügung aber das sind dann Bücher mit reinen Basics zur Programmiersprache, die wir verwenden. Die Basics ändern sich ja nicht so häufig aber es gibt auch Kapitel in diesen Büchern, die schon nach ein oder zwei Jahren obsolete sind. Besonders wenn es um Frameworks geht, da diese sich sehr schnell ändern können. Da macht es halt wenig Sinn, solche Bücher zu besorgen. Schonmal diese Bücher auch nicht so oft aktualisiert werden und irgendwann der Kosten-Nutzen-Faktor nicht mehr stimmt. Ich sehe es dann nicht mehr ein, für ein oder zwei aktualisierte Kapitel noch mal 50 EUR auszugeben.

vor 3 Minuten schrieb FIDP:

Ich hatte das große Glück, dass mein Ausbildungsbetrieb mit Fachbücher gekauft hat. Wenn ich ein Fachbuch gefunden habe, das ich haben wollte, habe ich das meinem Ausbilder gezeigt und der hat das dann freigegeben, wenn er das Buch für brauchbar befunden hat.

Das muss der Betrieb auch.

Zitat

§ 14 Berufsausbildung

(1) Ausbildende haben

[...]

3. Auszubildenden kostenlos die Ausbildungsmittel, insbesondere Werkzeuge, Werkstoffe und Fachliteratur zur Verfügung zu stellen, die zur Berufsausbildung und zum Ablegen von Zwischen- und Abschlussprüfungen, auch soweit solche nach Beendigung des Berufsausbildungsverhältnisses stattfinden, erforderlich sind.

 

Geschrieben
vor 56 Minuten schrieb it4you:

Hallo Forum,

ich arbeite seit Jahren als Dozent für Fachinformatiker und Elektroniker. In letzter Zeit fällt mir auf, dass immer weniger Fachbücher (in Papierform oder digital) weder vom Ausbildungsbetrieb noch von den Berufsschulen den Auszubildenden zur Verfügung gestellt werden.

Ich würde mich freuen, wenn ihr mir eure Erfahrung diesbezüglich berichten würdet.

Meine Frage diesbezüglich ist: "Sind das Ausnahmen, oder ist das mittlerweile überall die Regel??"

Danke im Voraus für eure Antworten.

Klaus-Dieter Porsch

Zu meinem Verständnis. Wo dozierst Du?

Geschrieben
vor 47 Minuten schrieb Whiz-zarD:

Das muss der Betrieb auch.

Das ist richtig, ich wollte nur hervorheben, dass mein Ausbildungsbetrieb da sehr großzügig war. Ich habe leider von anderen Azubis in der Berufsschule gehört, dass gerade das nötigste gekauft wurde um quasi das Gesetz zu erfüllen.

Geschrieben

In Bayern herrscht theoretisch Lernmittelfreiheit.

Daher die Gegenfrage: welche Bücher empfiehlst oder forderst du als Dozent?

Wenn weder Lehrkraft/Dozent noch Azubi etwas einfordern, woher soll man dann den Bedarf kennen?

Geschrieben
vor 2 Stunden schrieb it4you:

Meine Frage diesbezüglich ist: "Sind das Ausnahmen, oder ist das mittlerweile überall die Regel??"


kann nur von mir sprechen (in BW): Wir haben die Schulbücher in Englisch, Deutsch, GK und Wirtschaftskompetenz von der Berufsschule zur Ausleihe erhalten. 
Ein Übungsheft und ein Lehrbuch von Europalehrmittel wurde von den BS Lehrern empfohlen und mein Unternehmen hat das dann gekauft und mir überlassen. 

Bin normalerweise auch oldschool bibliophil (älteres Semester), aber hab noch nicht einmal in die Bücher reingeschaut. 

Geschrieben

Das Problem mit der Neuordnung ist, dass es noch nicht genügend Auswahl auf dem Markt gibt. Bspw. fehlt beim Westermannverlag noch immer das 3LJ für die FI:SI.

Ansonsten wird in den Berufsschulen entweder Europaverlag oder Westermannverlag häufiger verwendet. Nicht unbedingt weil die sonderlich gut sind, aber die mangelnde Auswahl zwingt einem dann doch zu einer Entscheidung.

Generell würde ich behaupten, dass man im FI Umfeld die Sachen besser googelt, da aktueller. 

Ich selbst habe für Dinge die sich eh nicht mehr ändern (Grundlagen E-Technik, Mathematik usw.) alle Materialien über die Jahre selbst erstellt. 

Bei Themen die aber Änderungen unterworfen sind (so einiges in der Informatik), mache ich mir die Mühe und suche die Sachen 'tagesaktuell' aus dem Netz. Richtiges Googeln will auch gelernt sein und es nicht verkehrt, wenn die Azubis das auch praktizieren. Im späteren Leben werden die wenigsten sich ein Fachbuch kaufen, sondern die Antwort versuchen schnell im Netz zu finden.

Geschrieben (bearbeitet)
vor 22 Stunden schrieb Whiz-zarD:

Nichts ist älter als das Buch von Heute. ;)

Natürlich, aber es gibt dennoch Themen, zu denen immer wieder Grundlagenbücher in aktualisierter Auflage erscheinen. Klar, man könnte eine Menge an Papier sparen, würde so etwas als Loseblattsammlung angeboten und immer wieder durch entsprechende Ergänzungslieferungen ersetzt.

Das es mit einer Transformation zur rein digitalen Lehrbüchern schwierig wird, sehen wir doch im Schulbuchbereich bei den Schulkindern schon. Und von der Transformation zur Tablet Klasse will ich gar nicht sprechen. Die Realität sieht doch so aus, dass wir da noch meilenweit von entfernt sind, was auch mit fehlenden zentralen Standards- und Managementlösungen zusammenhängt. Die gibt es zwar für solche Medien, aber von Länder- oder flächendeckendem einheitlichen Einsatz kann dank Förderalismus keine Rede sein.

Noch nicht einmal die großen Papers bekommen es hin, ein einheitliches einfaches Angebot zu erstellen. Wir haben gerade in der Apfeltalk Gruppe ein längers Thema zu den digitalen Verlagsangeboten von Tageszeitungen neben den Printprodukten. Allein die FAZ hat 7 unterschiedliche Apps im Angebot. Und Optimierung auf aktuelle E-Books Standards oder gar multimediale Aufbereitung solcher Bücher ist ein Thema, was ebenfalls noch meilenweit von den Möglichkeiten entfernt ist. Ein vernünftiges Pendant zu Papier im Bereich E-Book ist doch nicht nur ein digitalisiertes PDF.

Ich glaube, wenn wir in dieses Thema wirklich einsteigen, starten wir eine endless Meta Diskussion.

Aber vielleicht sollten wir die Frage auch an den Threadsteller weiterreichen, was er sich von einem mehr an Papier erhofft.

Bearbeitet von tkreutz2

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