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An die IHK-Prüfer: Fragen eines Interessenten


freiberger

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Hallo,

ich spiele aktuell mit dem Gedanken ehrenamtlich als IHK-Prüfer tätig zu werden. Ich habe meine Ausbildung zum Fachinformatiker für Systemintegration vor 2 Jahren erfolgreich abgeschlossen und bin seither als Fachkraft tätig. Vor einer Bewerbung bei der IHK hätte ich jedoch noch folgende drei Fragen:

1. Ist es möglich, zeitlich IHK-Prüfer bei zwei verschiedenen IHKs zu sein? Ich lebe in einem Ballungsgebiet (NRW) und würde mich gerne bei zwei Kammern in der Gegend (jeweils zwei Städte mit >100K && <500K Einwohner) bewerben und ggf. auch zeitgleich beide Rollen ausüben

2. Kann man auch "ausbildungsfremd" prüfen? Sprich, kann ich mich neben Systemintegration auch für Digitale Vernetzung prüfen, oder ist dies eher schwierig? Oder steht hier am Ende eher die berufliche / fachliche Praxis im Vordergrund und es ist möglich?

3. Mit welchem Zeitaufwand muss man für das Ehrenamt rechnen? Ich nehme an, der Großteil fällt in Zeiten von Prüfungsanträgen- und Durchführungen.

LG

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zu 1) Geht. Du wirst von der IHK berufen. Wenn eine im selben Bundesland auch Bedarf hat kannst Du auch für mehrere IHKs tätig sein. Zumindest früher, ich hatte das für zwei Perioden auch gemacht bzw wurde verliehen

zu 2) Als Prüfer brauchst Du eh berufliche Praxis. Soweit ich weiss musst Du 5 Jahre lang gearbeitet haben und nen AdA Schein haben. Wenn die Kammer Not hat evt auch früher. Besonders gefragt sind soweit ich höre AG Vertreter

zu 3) Sitzungen / Fortbildungen / Zulassungen und Prüfungen. Dein AG muss mitspielen, wir reden pro Ausbildungsberuf über ein paar Tage pro Jahr. Ich würde sagen so 2 Tage pro Jahr pro Beruf

 

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Ich bin gelernter FiSi mit 2,5 Jahren BE und nun schon seit über 1,5 Jahren Prüfer bei einer IHK in NRW. Ich habe weder AdA noch X Jahren an BE gebraucht, aber vielleicht kommt es darauf an, wie groß der Bedarf bei der jeweiligen IHK ist ( wie @charmantabereits erwähnte)

 

Jedenfalls macht es mir jedes Mal aufs neue Spaß und ich kann es dir wirklich nur empfehlen :) aber denke daran, dass dein Arbeitgeber da mitspielen muss ( es sei denn, du möchtest deine Urlaubstage dafür opfern). Pro Prüfungszeitraum solltest du schon mindestens 2 Tage Zeit haben damit man möglichst flexibel planen kann. 

 

 

Bearbeitet von Whitehammer03
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vor 40 Minuten schrieb Whitehammer03:

mit 2,5 Jahren BE und nun schon seit über 1,5 Jahren Prüfer bei einer IHK in NRW. Ich habe weder AdA noch X Jahren an BE

Du kannst ein ganz toller Prüfer sein. Aber mit diesen Daten macht der Prüfungsprozess wirklich einen zweifelhaften Eindruck.
Die schriftlichen Prüfungen der ZPA sind schon bei vielen AG in Verruf, als viel zu lasch. Jetzt erfährt man so nebenbei, dass es den IHK noch nicht mal gelingt, erfahrene Prüfer zu finden.

Nochmals das ist alles nicht auf Einzelpersonen zu beziehen.
Aber wenn man schon mit 1 Jahr BE Prüfer sein kann, warum soll ich mich auf die Wertung im Zeugnis überhaupt verlassen können.

Bearbeitet von prefix
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Gerade eben schrieb prefix:

Du kannst ein ganz toller Prüfer sein. Aber mit diesen Daten macht der Prufunsprozess wirklich einen zweifelhaften Eindruck.
Die schriftlichen Prüfungen der ZPA sind schon bei vielen AG in Verruf, als viel zu lasch. Jetzt erfährt man so nebenbei, dass es den IHK noch nicht mal gelingt, erfahrene Prüfer zu finden.

Nochmals das ist alles nicht auf Einzelpersonen zu beziehen.
Aber wenn man schon mit 1 Jahr BE Prüfer sein kann, warum soll ich mich auf die Wertung im Zeugnis überhaupt verlassen können.

Gebe dir prinzipiell Recht, aber was ist die Alternative? Dass man jahrelang auf einen Prüfungstermin warten muss, weil sich keine erfahrenen Prüfer finden lassen? Die IHK hat enorme Schwierigkeiten, Prüfer zu finden.

 

Die Notenfindung ist immerhin keine Einzelaktion sondern es wird kollektiv eine Note gefunden. Die erfahrenen Prüfer meines PA stellen gerne auch Fragen wenn Sie den Eindruck haben, man müsse nochmal nachbohren in einem bestimmten Thema.

 

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Moin zusammen,

m.M.n. sind zwei Tage pro Jahr knapp bemessen. Wir prügeln pro Durchgang 15-20 Prüflinge durch. Das sind allein 2-3 Tage nur für die mündlichen Prüfungen.

Dazu kommen noch die Genehmigungen (0,5 Tage für's Lesen, Bewerten und ggfs. Diskutieren), Doku-Bewertungen (1-1,5h pro Doku zzgl. einmalig 2h Notenabstimmung im Ausschuss) und die Korrektur der schriftlichen AP1 und AP2 (in Summe 1 Tag).

Die angegebenen Zeiten sind circa-Werte und können variieren. Auch haben wir immer mal einen oder zwei Ausschüsse, die im Winter Pause machen dürfen.

Für mich als Vorsitzenden kommen dann noch Orga und Koordination dazu. 

Tatsächlich findet das nicht alles während der Arbeitszeit statt, so dass Du keine 4-5 Tage Urlaub pro Prüfungsdurchgang nehmen musst, aber wenn wir über Zeit sprechen, dann auch über das Drumherum, das untergeht 😉

Eine Zeit lang habe ich auch zwei Kammern bedient. Das ist machbar, musst halt die Termine koordinieren. Die Sitzungen finden relativ geballt statt, danach hast du ein oder drei Vierteljahre Ruhe...

Viel Spaß!

 

 

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vor 15 Stunden schrieb prefix:


Die schriftlichen Prüfungen der ZPA sind schon bei vielen AG in Verruf, als viel zu lasch.

Sicher, mit jahrelanger Berufserfahrung mag es sein, dass die Prüfung "einfach" ist, doch ich kennen nicht einen einzigen Azubi, der diese Aussage direkt nach der Prüfung bestätigen würde. Ihr Prüfer solltet euch, sorry, auch mal einen anderen Blickwinkel zulegen. Ich war 12 Jahre in der Medizin tätig, ehe ich vor 2 Jahrem zum FIAN umgesattelt und dieses Jahr die Ausbildung beenden werde, habe sowohl ein Staatsexamen zum Krankenpfleger als auch zum Rettungsassistenten (heute Notfallsanitäter) und würde mit meinem heutigen Wissen die damaligen Examen auch nicht mehr als "schwer" betiteln, mir jedoch niemals anmaßen, das jemandem zu sagen, der kurz vor oder ganz frisch aus der Prüfung gekommen ist.
2-3 Jahre Ausbildung sind ein Witz, verglichen mit dem, was du in einem Jahr Berufspraxis lernst.

Ich glaube, dass viele, vor allem "ältere", Prüfer massiv unterschätzen, wie anstrengend eine Ausbildung für jemanden ist, der  frisch 10. Klasse aus der Schule kommt.
Auch in Klasse 10 ist der Tag nach meistens 6-7 Stunden vorbei, wohingegen ein Arbeitstag mit 8 Stunden Arbeit + 1 Stunde Pause (bei minderjährigen), teilweise noch langen Arbeitswegen und verdammt viel neuem Wissen plötzlich eine vollkommen neue Belastung darstellt.
Wenn dir dann noch nicht einmal die Berufsschulen/Betriebe sagen können, was die IHK abfragen könnte, sondern es auf ein "lernt alles, was wir vermitteln...Und macht noch mehr, auch das, was wir nicht vermittelt haben" hinausläuft (was dann nach neuer AO noch immer nicht reicht, weil sich die IHK jedes Jahr was neues ausdenkt - Siehe Excel-Programmierung der Sommer FIAN 2023 Prüfung), dann bist du da als junger Mensch erstmal durch.

Weiterhin zeigt die Prüfung der IHK rein garnichts, sorry, wenn ich das mal so hart sage.
Dieses Jahr war in der "praktischen" Prüfung für die Anwender ein Großteil Web und REST, super für jeden, der in einem Web-Team ausgebildet wurde, schlecht für jeden, der als Front-End-Entwickler in C#/Java/... programmiert hat. Wo zeigt das, was derjenige kann?
Die IT so riesig, du kannst gar nicht alles wissen. Die IHK erwartet aber genau das. Vor der neuen AO durften wenigstens noch die IT-Handbücher genutzt werden, wurde aber aus "Gründen" auch gestrichen.

Als letzter Absatz:
Die neue AO sollte sich, laut Beschreibung, an den geänderten Anforderungen der IT-Welt orientieren. Soweit, so gut.
In welcher Welt schreibt ein Programmierer Quellcode ohne IDE auf Papier?
In welcher Welt "programmiert" ein Anwendungsentwickler in Excel mit Excel-Funktionen? VBA hätte ich ja vielleicht noch verstanden, aber das?
In welcher Welt muss ein ITler alles wissen und hat keine Nachschlagewerke? Ich meine, wir sitzen alle am PC, aber Google kennen wir nicht? Auch ein Arzt weiß nicht alles, aber er weiß, wo es steht, und wie er die Fachinformationen auf seinen speziellen Fall anwendet.

vor 15 Stunden schrieb prefix:

Jetzt erfährt man so nebenbei, dass es den IHK noch nicht mal gelingt, erfahrene Prüfer zu finden.

Die IHK als Institution und ihre Prüfungen sind bei vielen Azubis nicht sonderlich beliebt, da sollte es nicht verwundern, wenn man nach der Ausbildung irgendwann froh ist, nichts mehr mit dem Verein zu tun zu haben.

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vor einer Stunde schrieb Barandorias:

doch ich kennen nicht einen einzigen Azubi, der diese Aussage direkt nach der Prüfung bestätigen würde.

einfach mal hier im Forum alle Beurteilungen lesen. Regelmäßg kommen da Kommentare von Prüflingen, die die Prüfung einfach fanden.

vor einer Stunde schrieb Barandorias:

Die neue AO sollte sich, laut Beschreibung, an den geänderten Anforderungen der IT-Welt orientieren.

Tut sie nicht. Die Anforderungen in Betrieben, die wettbewerbsfähig bleiben wollen, sind viel höher als das Ausbildungsniveau nach AO.
Gute Ausbildungsbetriebe gehen in der drei Jahren wesentlich weiter als es die AO vorschreibt. Müssen sie auch, denn mit einem MA, für den schon ein Bubble-Sort ein richtiges Projekt ist, kann ich nichts anfangen.

Eine weitere Vertiefung des Themas geht aber von der Frage des TE weg.

Ich kann nur jeden (zukünftigen) Prüfer und natürlich auch die existierenden bitten, das Niveau nicht noch weiter abzusenken.
 

Bearbeitet von prefix
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  • 4 Wochen später...
Am 7.6.2024 um 12:55 schrieb freiberger:

1. Ist es möglich, zeitlich IHK-Prüfer bei zwei verschiedenen IHKs zu sein? Ich lebe in einem Ballungsgebiet (NRW) und würde mich gerne bei zwei Kammern in der Gegend (jeweils zwei Städte mit >100K && <500K Einwohner) bewerben und ggf. auch zeitgleich beide Rollen ausüben

2. Kann man auch "ausbildungsfremd" prüfen? Sprich, kann ich mich neben Systemintegration auch für Digitale Vernetzung prüfen, oder ist dies eher schwierig? Oder steht hier am Ende eher die berufliche / fachliche Praxis im Vordergrund und es ist möglich?

3. Mit welchem Zeitaufwand muss man für das Ehrenamt rechnen? Ich nehme an, der Großteil fällt in Zeiten von Prüfungsanträgen- und Durchführungen.

zu 1: Geht, bin ich auch (sogar BL übergreifend)

zu 2: Möglich, wie sinnvoll das ist steht auf einem anderen Blatt. Aber hier ist es "Schwerpunktfremd", nicht ausbildungsfremd. Letzteres ist mir nur aus allergrößter Not heraus bekannt. Also einen Elektriker wirst du nicht prüfen können :). 

zu 3: Kommt auf die Anzahl der Prüfungstage an. Für einen komplett vollen Prüfungstag (mündliche Prüfungen) benötige ich bspw. einen weiteren vollen Tag zur Vorbereitung (also das Lesen der Dokus usw.). Allerdings lese ich die auch sehr genau. Es gibt Prüfer die überfliegen die Dokus lediglich, dann geht es schneller.

Am 8.6.2024 um 10:38 schrieb prefix:

Ich kann nur jeden (zukünftigen) Prüfer und natürlich auch die existierenden bitten, das Niveau nicht noch weiter abzusenken.

Die Neuordnung und die immer einfacher werdende schriftliche Prüfung sorgt dafür, dass der Abschluss komplett abgewertet wurde. Dieses Jahr hat die Prüfung den Bock endgültig abgeschossen. Als AG würde ich der Zeugnisnote nicht mehr vertrauen!

Das Niveau der Ausschüsse in denen ich Einblick habe ist zumindest nicht weiter gesunken allerdings sinkt die Durchfallquote immer weiter, da durch die Neuordnung es sehr viele Möglichkeiten gibt, zu bestehen selbst bei grenzenloser Ahnungslosigkeit.

Allerdings befürchte ich durch die gewaltige Anzahl an Beschwerden bezüglich der aktuellen schriftlichen AP2, dass die nächste dafür ordentlich reinhauen wird, was mir wiederum für die Azubis leid tut, da kein konsistenter Schwierigkeitsgrad erkennbar ist.

Je nachdem in welchem Jahrgang man den Abschluss erworben hat und ob es Altordnung oder Neuordnung ist, macht das einen bedeutenden Unterschied im Ergebnis. 
Wir hatten diesen Durchgang wieder einige Fälle die bei der Alt-Ordnung durchgefallen wären aber durch die Neu-Ordnung bestanden haben und teilw. nicht wissen was ein DHCP-Server ist (FI!) oder wie das MVC Pattern funktioniert (AE)....

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