sycramore Geschrieben Sonntag um 19:58 Geschrieben Sonntag um 19:58 Ich bin Physikerin mit Master in Physik. Ich möchte in die IT wechseln und einmal sauber Softwareentwicklung in der Praxis lernen - ohne die Erwartung, dass alles nach dem ersten Mal gleich laufen muss. Jetzt die Frage - bin ich für eine Ausbildung als Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung überqualifiziert oder geht das? Abizeugnis ist sehr gut, Bachelor gut, Master 1.6. Ich habe als Werkstudentin eine kleine Serverfarm administriert und ansonsten recht viel Datenanalyse gemacht, aber halt sehr mathematisch und eher praxisfern. Objektorientierte Programmierung ist mir beispielsweise ein Buch mit sieben Siegeln. Algorithmen schreibe ich primär mit Zettel und Stift. Ich habe in bisherigen Jobs entweder Logikgatter aneinandergehangen oder Differentialgleichungssysteme vereinfacht, um diese auf einen steinalten Typ von Computer zu packen. Physiker schreiben recht mathelastigen Code, aber es sieht halt aus wie Sau. Arbeitszeugnisse sind auch sehr gut bis gut. Frage - wieso die Ausbildung? 1. Ich möchte die Praxiserfahrung haben. 2. Sich alles alleine selbst beibringen, wird auf Dauer anstrengend und die spannenden Stellen in der IT sind eher für Fachinformatiker ausgelegt. Richtlinien schreiben und Präsentationen machen, ist ok, aber nicht alles, was ich machen will. Dafür mag ich Computer zu gerne. 🙂 3. Ich möchte wirklich die ganzen Programmierparadigma lernen und zwar auch in der Praxis. 4. Informatikstudium würde gehen, wäre aber wieder viel Theorie und wenig Praxis. Was ich aus dem Infostudium kann, ist primär Mathe und Komplexitätstheorie. Industrieerfahrung ist primär Startups in der Anfangsphase. Würde mich das jetzt überqualifizieren? Ich könnte mir vorstellen, dass, wenn MSA oder Abi gefordert werden, potentielle Chefs oder Personalabteilungsleute komisch gucken, wenn ich einen Lebenslauf mit Master und zwei Fachartikel auf den Tisch lege. Ich habe ein Github-Profil, wo kleinere Skripte drin liegen.
EdwardFangirlXxX Geschrieben Sonntag um 20:27 Geschrieben Sonntag um 20:27 Also ich möchte mich jetzt nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, weil das ja auch alles sehr individuell ist wegen welchen Betrieb eins hat, und welche Lehrer:innen, aber ich würde behaupten, dass in der Ausbildung nicht sauber Softwareentwicklung gelehrt wird geschweige denn mit verschiedensten Sprachen und Paradigmen. Meistens wird halt im Betrieb genau das gelehrt, was die auch brauchen, und dann auch nur das, weil das Geld bringt. Und die Schule hat eher die Aufgabe, alle auf ein gemeinsames Grundniveau zu hieven, anstatt wirklich überall in die Tiefe zu gehen. Tatsache ist, dass es manche Ansätze an Softwareentwicklung gibt, die einfach kaum in Industriecode eingesetzt werden. Wen interessiert, was alternative Ansätze zu Sprachen mit Garbagecollectoren oder mit freiem Speichermanagement sind, wenn die in der Industrie nur 0,5% der Unternehmen einsetzen. Oder warum funktionale Ansätze lehren, wenn kaum jemandem das Wort Curry außerhalb der Küche begegnet. Wenn du ein tiefes Verständnis für verschiedenste Programmiersprachen und verschiedenste ich nenns mal „Handwerksmethoden“ haben willst, musst du das denke ich selbst lernen. Und ich denke das geht auch einfacher und auch schneller, wenn du das in deinem Tempo machst. Bei uns arbeiten doch schon einige Leute, die Mathe oder Physik oder sowas studiert haben und sich dann Softwareentwicklung selbst beigebracht haben. Die arbeiten dann zumindest bei uns vor allem in den Projekten, die Software entwickeln die was mit ihren Teilgebieten zu tun hat. Es hat einen enormen Mehrwert wenn die entwickelnde Person zumindest ein grobes Verständnis vom Gebiet hat für die die Software gebaut wird. Das wirkt sich richtig positiv auf die Qualität aus. Also ich glaube, dass die Ausbildung zu machen ist ineffektiver als es selbst zu lernen, und gibt dir auch weniger Erfahrung als in der Zeit selbstständig zu lernen und dann als Queereinsteigerin zu arbeiten. Aber das kann eins sicherlich auch anders sehen, es kann natürlich auch sein, dass du einen fantastischen Betrieb erwischst. BellaFanboyXxX, ExplainItToTheDuck und Hendiadyoin reagierten darauf 3
sycramore Geschrieben Sonntag um 20:41 Autor Geschrieben Sonntag um 20:41 Cool, darf ich fragen, wo du arbeitest? Hardwarenahe Programmierung, gerne Assembly wäre nice. Bisher habe ich neben Datenanalyse jahrelang Quantencomputing gemacht, da ist Assembler noch so das, was am nächsten dran ist. Plus ist eh schon seit Ewigkeiten auf der "mal lernen Liste". Weißt du, ob man damit was anfangen kann? Ansonsten mag ich Kryptografie recht gerne und kenne da auch so die gängigen Algorithmen.
EdwardFangirlXxX Geschrieben Sonntag um 23:29 Geschrieben Sonntag um 23:29 vor 2 Stunden schrieb sycramore: Cool, darf ich fragen, wo du arbeitest? Ich arbeite in einem Beratungsunternehmen, zu uns kommen Kunden mit Ideen und Wünschen, und je nach Technologien/Branche und so übernimmt die dann halt ein Team an Entwickler:innen die davon Ahnung haben. Also im low level Bereich gibt es viel, und Assembly können wird da sicher auch was gutes sein. Ich würde behaupten, da wird aber das meiste in C/C++ gemacht, ich denke das wär die wichtigste Grundlage.
skylake Geschrieben Montag um 15:02 Geschrieben Montag um 15:02 vor 18 Stunden schrieb sycramore: Ich möchte wirklich die ganzen Programmierparadigma lernen das wirst du in den allermeisten Schulen und Betrieben vergessen können. In den Berufsschulen sitzen derart heterogene Klassengemeinschaften, dass die Lehrkraft oft schon froh ist, wenn am Ende (überspitzt formuliert) die Personen ne Schleife von einer IF-Bedingung unterscheiden können 🫠. Dann sitzt man in vielen Berufsschulen in den ersten Jahren in gemischten Klassen und entsprechend niedrig bis bodenlos ist das Niveau dann auch in der Programmierung. Spontan wäre die Berufsschule der letzte Ort in dem ich prof. Softwareentwicklung vermuten würde (wobei ich hier auch nicht alle über einen Kamm scheren möchte. Wir bspw. haben Wahlpflichtfächer für die ganz begeisterten und fördern die entsprechend aber berufsbedingt kenne ich halt so ziemlich jede BS mit Informatik in meinem Bundesland und es geht teilweise wirklich sehr unterirdisch zu). Außerdem hast du in einer regulären Ausbildung auch die Gefahr, dass das Unternehmen dich die erste Zeit durch Abteilungen schickt und man relativ viel "unnützes" Zeug mitmacht, was einem nicht viel weiterbringt. In der Berufsschule hast du dann auch noch Fächer wie Deutsch, evtl. Sport, evtl. Religion. Also wieder verschwendete Stunden, was dein Ziel betrifft. Als studierter Physiker oder Mathematiker kannst du auch als Quereinsteiger in die Softwareentwicklung, es nebenbei (mit)lernen und gut verdienen. Eine Ausbildung ist hier komplette Zeit- und Geldverschwendung. Alternativ würdest du weit schneller an dein Ziel kommen, in dem du irgendeinem erfahrenen Dev. etwas Geld hin die Hand drückst und dir Abläufe im Crashkursverfahren beibringen lässt oder bei einem Unternehmen anfragst, die entsprechende Juniorpositionen ausschreiben. Bootcamps empfehle ich generell nicht gerne, da viel zu teuer und den Kram dort kann man sich auch selbst zusammen googeln und spart sich dann tausende von Euro. Parser, Hendiadyoin und Acely reagierten darauf 1 2
bigvic Geschrieben Montag um 16:38 Geschrieben Montag um 16:38 vor 1 Stunde schrieb skylake: Als studierter Physiker oder Mathematiker kannst du auch als Quereinsteiger in die Softwareentwicklung, es nebenbei (mit)lernen und gut verdienen. Eine Ausbildung ist hier komplette Zeit- und Geldverschwendung Sehe ich auch so. Ich denke es ist sogar kontraproduktiv und wird zu vielen Fragezeichen führen und deine Chancen schmälern.
Blah Geschrieben Montag um 20:04 Geschrieben Montag um 20:04 Ich denke auch, dass du mit einer effektiven Einarbeitung und etwas Selbststudium in 2-3 Monaten deutlich weiter kommst als eine komplette Ausbildung mit all der Bloatware Dein erster Beitrag liest sich eigentlich schon, wie ein Muster zu einer wirklich netten Bewerbung. Nur "Ausbildung" gegen "Quereinstieg" tauschen.
Parser Geschrieben Dienstag um 07:47 Geschrieben Dienstag um 07:47 (bearbeitet) Am 20.4.2025 um 21:58 schrieb sycramore: Ich bin Physikerin mit Master in Physik. Dafür erstmal massiven Respekt ! Am 20.4.2025 um 21:58 schrieb sycramore: Jetzt die Frage - bin ich für eine Ausbildung als Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung überqualifiziert oder geht das? ich rate normalerweise immer zur FIAE Ausbildung, aber in deinem Fall würde ich sagen du bist überqualifiziert und kommst über einen Quereinstieg schneller und effizienter ans Ziel. Hier sind sämtliche von @skylake , @bigvic und @Blah genannten Punkte zu beachten. Am 20.4.2025 um 21:58 schrieb sycramore: Abizeugnis ist sehr gut, Bachelor gut, Master 1.6. Ich habe als Werkstudentin eine kleine Serverfarm administriert und ansonsten recht viel Datenanalyse gemacht, aber halt sehr mathematisch und eher praxisfern. das aber hier kannst du rausnehmen, du musst es nicht erwähnen , das ist auch nur aus deiner Sicht ein aber... Am 20.4.2025 um 21:58 schrieb sycramore: Objektorientierte Programmierung ist mir beispielsweise ein Buch mit sieben Siegeln. da kommst du als Physikerin sehr schnell rein. Schau dir am besten gleich mal die drei zentralen Säulen der objektorientierten Programmierung an: Vererbung, Kapselung und Polymorphie. Als Physikerin ist das alles keine Rocket Science ... Am 20.4.2025 um 21:58 schrieb sycramore: Algorithmen schreibe ich primär mit Zettel und Stift. Ich finde es super, das du strategisch vorgehst und über Dinge vorher nachdenkst. Am 20.4.2025 um 21:58 schrieb sycramore: Sich alles alleine selbst beibringen, wird auf Dauer anstrengend auch anstrengend ist es, in der Berufsschule neben Leuten zu sitzen , die nicht annähernd deinen geistigen Horizont haben. Been there, done that. Not fun ! Hinzu kommt, dass dich diese Leute in deiner fachlichen Entwicklung und deinem Fortkommen sogar hindern. Das ist sehr demotivierend, wie ich dir aus eigener leidvoller Erfahrung berichten kann. TLDR: such dir einen Quereinstieg (sollte bei deinem Profil mehr als möglich sein) und werde glücklich. Bearbeitet Dienstag um 08:12 von Parser fixed typo
Brapchu Geschrieben Dienstag um 14:37 Geschrieben Dienstag um 14:37 vor 6 Stunden schrieb Parser: in der Berufsschule neben Leuten zu sitzen , die nicht annähernd deinen geistigen Horizont haben. Been there, done that. Not fun ! Und jetzt stell dir mal vor wie sich die anderen bei dir gefühlt haben! Kiyori, Earl Hickey und BellaFanboyXxX reagierten darauf 1 2
Earl Hickey Geschrieben Dienstag um 18:28 Geschrieben Dienstag um 18:28 (bearbeitet) Da schließe ich mich meinen Vorschreibern an. Ich arbeite fast täglich mit Quereinsteiger, u. A. auch mit Physikern (auch promoviert) zusammen. Da merkt man nichts von der fehlenden Berufsausbildung, dass klappt auch mit entsprechenden Engagement auch so. Die Kommunikation ist dabei immer auf Augenhöhe und von einem anderen "geistigen Horizont" ist nichts zu merken, auch nicht bei privaten Unterhalten. Nur merkt man schon wer es gewohnt ist, sich dahinter zu klemmen aber einen Harry Vanderspeigle haben wir nicht. Bearbeitet Dienstag um 18:30 von Earl Hickey
Graustein Geschrieben Mittwoch um 19:58 Geschrieben Mittwoch um 19:58 Wenn man was handfestes haben will kann man ja auch noch einen entsprechenden Master oder Bachelor machen und sich da ECTS anrechnen lassen. Das sind dann 1,5-2 J, nebenbei als Werkstudent arbeiten
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