R8DER Geschrieben 22. März 2002 Geschrieben 22. März 2002 Ich bin kein Frauenversteher. Ich verstehe diese weiblichen Wesen mit ihren zarten Ausbuchtungen an gewissen Stellen ihrer liebreizenden Körper einfach nicht, auch wenn sie meine Hirnanhangdrüse zu Produktions-Sonderschichten anregen. Ich sehe, wie eine dieser Frauen zu mir kommt und fragt: „Duhu, mein Auto muß zum TÜV, wie geht‘n das?“ Diese liebreizende Hilflosigkeit treibt die Antwort wie von selbst aus meinem Munde: „Wie, Du warst noch nie beim TÜV? Wie alt ist denn Dein Auto?“ Mein Auto ist drei Jahre alt, und heißt Sven!“ „Aha, na dann brauchst Du Dir doch keine Sorgen machen, dass ist doch ein Selbstläufer, kein Problem.“ „Und wie geht das jetzt?“ „???“ „Wo muß ich denn da hin?“ „Zum TÜV.“ „Wo ist der denn?“ „In Franfurt Nähe Rebstock, Adresse und Telefonnummer steht im Telefonbuch.“ „Wo?“ „Okay, ich such‘ sie raus.“ Augenaufschlag. „Danke!“ „Hier ist sie.“ „Was muß ich denn da sagen?“ „Guten Tag!“ „Und dann?“ „Dann lässt Du Dir einen Termin geben, um Dein Auto vorzuführen!“ „Wie mach ich das denn?“ „Mündlich!“ (Ich weiß auch nicht, warum ich gerade jetzt an was ganz anders denken muß...) „Und wie teuer ist das?“ „Kannst Du doch gleich mit erfragen!“ „Geht das nicht billiger?“ „Du weißt doch noch gar nicht, wie teuer es wird.“ „Sollte ich nicht lieber den TÜV in der Werkstatt machen lassen?“ „Klar, wenn Du zuviel Geld hast!“ „Ne, aber wenn nun was gemacht werden muß, dann können die das doch gleich mit machen.“ „Wie alt war Dein Hobel noch gleich?“ „Mein Auto heißt Sven, und ist drei Jahre alt.“ „Und was bitteschön, soll an einem drei Jahre alten Auto defekt sein?“ „Weiß ich doch nicht!“ „Ist Dir denn irgend etwas aufgefallen, was nicht funktioniert?“ „Nein, aber kann doch trotzdem sein.“ „Na, die einfachen Sachen wie Beleuchtung kannst Du doch wohl selbst kontrollieren,oder?“ „Wie denn, ich sitze doch im Auto.“ „????“ „Und was machen die so beim TÜV?“ „Zuerst fährst Du zur Beleuchtungs- und Bremskontrolle.“ „Ich will aber nicht fahren, können die das nicht machen?“ „Wenn Du freundlich fragst, wird Dir sicher jemand helfen.“ „Und wenn nicht?“ „Dann musst Du nur das tun, was der Prüfer Dir sagt.“ „Was denn?“ „Na, Licht anschalten, und so weiter.“ Meine Gedanken schweifen ab. Ich sehe Sie beim TÜV. Sie mit ihrem Sven in der Halle beim TÜV... .... Prüfer: „Bitte das Abblendlicht einschalten!“ Scheibenwischer gehen an. „Licht bitte, nicht den Scheibenwischer!“ Scheibenwischer auf Stufe zwei. „Licht bitte!“ HUUUUUUP! Prüfer macht einen Haken an Prüfpunkt Signalhorn. „Können Sie jetzt bitte das Abblendlicht einschalten?“ Licht geht an. „Jetzt bitte Fernlicht!“ Scheibenwisch-Wasch-Automatik reinigt die Frontscheibe. „Fernlicht bitte!“ Scheibenwischer aus, Nebelleuchten an. „Das Fernlicht bitte!“ Nebelleuchten und Fernlicht an. „Danke, jetzt bitte Blinker rechts!“ Scheibenwischer wieder an. „‘tschuldigung!“ Blinker links an. Und jetzt bitte Blinker links!“Rechter Blinker an. „Warnblinklicht!“ Gebläse Stufe drei. „Warnblinker bitte!“ Alle Lichter aus, Warnblinker an. Prüfer geht zum Heck von Sven. „Bitte Fahrlicht einschalten!“ Scheibenwischer an. „Fahrlicht bitte!“ Licht an, kurzes Hupen. „Danke, jetzt rechts blinken!“ Heckscheibenwischer an. „Bitte rechts blinken!“ Rechter (!) Blinker an. „Danke, jetzt links!“ „Was denn links?“ „Blinken!“ Rechter Blinker an. „Links bitte!“ „Hab‘ ich doch!“ „Andere Seite!“ HUUUUP „Bitte links blinken!“ Linker Blinker an. „Warnblinker bitte!“ Warnblinker an, Prüfer überrascht. Prüfer geht zur Motorhaube von Sven. „Bitte Motorhaube auf!“ „Bitte?“ „Die Motorhaube bitte entriegeln.“ „Wie denn?“ „Da ist ein kleiner Hebel, den bitte ziehen!“ Tankdeckel schwenkt auf. „Den anderen!“ Kofferraum wird entriegelt. „Den anderen, vorne im Fußraum!“ „Aua, mein Fingernagel!“ Motorhaube auf. Prüfer beugt sich in den Motorraum. HUUUUP Prüfer stößt sich den Kopf. „‘tschuldigung!“ Prüfer schließt die Motorhaube und kommt an die Fahrertür. „Bitte aussteigen!“ „Aber ich hab‘ mich doch entschuldigt...!“ „Ich möchte den Wagen zum Bremstest fahren, also steigen Sie bitte aus!“ Prüfer schwingt sich in Sven, startet den Motor und fährt zum Bremstest. Sie bleibt irritiert stehen. Hinterradbremstest. Sie steht noch immer wie angewurzelt. Prüfer beugt sich aus dem Fenster. „Sie können schon mal durch den Gang in die andere Halle gehen, ich komme da gleich hin!“ „Bin ich schon fertig?“ „Nein, er muß noch auf die Bühne, und ASU fehlt auch noch!“ „Wohin soll ich gehen?“ „Da durch die Tür, den Gang geradeaus in die andere Halle am Ende des Ganges, ich komme gleich dahin!“ „Und mein Auto?“ „Damit fahre ich in die andere Halle.“ Sie geht durch den Gang in die andere Halle und stellt sich auf den freien Platz. Der Prüfer kann durch eine Vollbremsung gerade noch verhindern, daß er Sie auf dem Weg auf die Bühne umfährt. Sie springt erschrocken zu Seite, und hält sich an den Betätigungsknöpfen der benachbarten Hebebühne fest, die sich sogleich auf den anderen Prüfer und den Fahrer des gerade geprüften Autos herab senkt. Nur durch einen beherzten Sprung des leichenblassen Prüfers von Sven zum Notaus-Knopf wird Schlimmeres verhindert. Mit leichtem Kopfschütteln krabbeln die beiden Männer unter der benachbarten Bühne hervor, und setzen die Prüfung fort. Unser Prüfer ist noch immer blass, als er Sven auf die jetzt freie Bühne fährt. Er steigt aus und fährt Sven hoch. Mit einer Lampe und dem Prüfbogen verschwindet der Prüfer unter Sven. Die Prüfung der Vorderradaufhängung mittels der pneumatischen Rütteleinrichtung wird abrupt durch einen markerschütternden Schrei gestoppt. Irritierte Blicke der beiden Prüfer und des Herren vom Auto nebenan. „Was tun Sie da? Sie machen mein Auto ja kaputt! Lassen Sie das gefälligst!“ „Aber ich muß doch die Achse prüfen, und das ist die dazu vorgesehene Einrichtung!“ Ich bewundere schon die Geduld dieses Mannes, aber wahrscheinlich ist er verheiratet oder wenigstens fest liiert. Oder schwul. „Aber das sieht gefährlich aus.“ „Frollein, wenn Sie das nicht sehen können, gehen Sie doch in die Wartehalle und trinken einen Kaffee!“ „Und Sie reißen hier an meinem Sven herum, wie?“ „Ich mache nur meinen Job.“ „Ich bleibe!“ „Gut, aber ich muß jetzt die Vorderachse prüfen.“ „Seien Sie vorsichtig!“ „....“ Nachdem auch diese Prüfung bestanden ist, wird Sven wieder auf die eigenen Räder gestellt. „Jetzt fahren Sie bitte hier heraus, dann rechts um die Halle zur ASU.“ „Wohin?“ „Zur ASU!“ „Links?“ „Nein, rechts herum bitte!“ „Nicht links?“ Prüfer geht schweigend zur ASU-Halle. Sie steigt in Sven ein, und dreht den Zündschlüssel herum. Diesel haben einen bauartbedingt kräftigen Anlasser, der ein Auto mit eingelegtem Gang zwar ruckelig, ab immerhin vorwärts bewegen kann. Zum Glück ging der Prüfer seitlich versetzt, und zum weiteren Glück war das Tor bereits hoch gefahren... Sie tritt mit errötetem Gesicht die Kupplung und lässt Sven an. Nachdem der Dieselmotor drehzahlmäßig wieder unter die kritische Marke gefallen war, hupte Sie kurz, ließ das Beifahrerfenster herunter und fragte den Prüfer: „Wohin noch mal? Links?“ „Rechts um die Halle zu ASU, an der Halle steht ein großes Schild mit ASU-Prüfung HIER drauf, Sie werden es schon finden. Ich warte dort auf Sie.“ Ich fange an, die Geduld dieses Mannes aufrichtig zu bewundern. Sie schaffte es tatsächlich, sich auf dem weitern Weg nur noch einmal zu verfahren (sie landete erneut in der Halle für die Beleuchtungs- und Bremsprüfung), um dann schließlich vor der ASU-Halle zum Stehen zu kommen. Lassen Sie den Motor bitte an, damit er warm wird!“ Vollgas im Leerlauf. „Es reicht, wenn sie ihn einfach im Standgas laufen lassen!“ schreit der Prüfer gegen Sven im roten Drehzahlbereich an. „WAS?“ „S-T-A-N-D-G-A-S!“ Sven beruhigt sich wieder. „So, bitte vorfahren, Motor anlassen“ „Wieso, der Motor ist doch an?!?“ „Fahren Sie bitte vor...!“ Unter einem aus technischer Sicht extrem ungünstigen Verhältnis von Drehzahl zu Geschwindigkeit bedingt durch schleifende Kupplung bewegt Sven sich langsam in die angewiesene Position. Sie stellt den Motor aus. „Ich bat Sie doch, den Motor laufen zu lassen!“ „‘tschuldigung...“ Nachdem Sven sich wieder beruhigt hatte, tat der Prüfer, was der Job von ihm verlangte. Sie stand mit einer anteilig schwankenden Mischung aus Neugier, Furcht und Argwohn daneben. Gerade überwog der Argwohn-Neugieranteil, und sie drückte zeitgleich mit der Frage „Was ist denn das für ein Knopf?“ auf den Reset-Knopf des Prüfgerätes. Der Prüfer wurde jetzt etwas blass, denn die Prüfung war fast am Ende, als dies passierte. Jetzt musste er noch einmal von vorne beginnen. Ihn war anzusehen, dass aufsteigende Mordlust seine Gesichtszüge formten. Schließlich gelang aber auch diese Prüfung, und Sven bekam seine Plaketten. Über das weitere Schicksal des Prüfers ist nichts Neues bekannt, zuletzt meldete er sich aus der Karibik, wo er als Nachttopfreiniger einer lohnenden Tätigkeit nachgeht. Sven dieselt derweil wieder durch die Lande, am Steuer die Bekannte, die immer links hupt, wenn rechts die Scheibe beschlagen ist, auf dem Weg zu neuen Abenteuern. :D Zitieren
beetFreeQ Geschrieben 22. März 2002 Geschrieben 22. März 2002 *looooool* Echt gut geschrieben, kann man sich bildlich vorstellen ... Ist das Ding von Dir oder haste es irgendwo gefunden? Will nämlich Nachschub!! Zitieren
Thanks-and-Goodbye Geschrieben 22. März 2002 Geschrieben 22. März 2002 ihr habt mir den freitag gerettet!! :D Zitieren
Jester Geschrieben 22. März 2002 Geschrieben 22. März 2002 Toller Beitrag (zum Glück sind nicht alle Frauen so) P.S. mein erstes Auto war ein R4 und hiess Karlchen Zitieren
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