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Erfahrungsbericht: Arbeitsamt - Umschulung


YtseJammer

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Es war einmal...

...ein kleiner Ytse, der begann nach dem Abitur das Studium der Musik. Nach drei Jahren hatte er genug musiziert, die Gründe waren vielfältiger Natur. So begann er das Studium der "Angewandten Informatik" an einer Fachhochschule, um nach kurzer Zeit zu bemerken, dass der Sudiengang nicht seinen Vorstellungen enstprach. Zuviel Theorie, zuwenig "Angewandtes".

Also bewarb er sich im Januar diesen Jahres bei einigen Firmen in seiner Umgebung als Fachinformatiker Systemintegration, einem Berufsbild, das seinen Vorstellungen genüge tun sollte. Da er durch Erkundigungen gewahr wurde, wie wenig Ausbildungsstellen gegenüber einer Flut von Bewerbern existierten, entschloss er sich, telefonisch beim Arbeitsamt anzufragen, ob er denn zufälligerweise auch die Erfordernisse für eine Umschulung erfülle. Zu seinem Entzücken gab der Sachbearbeiter des Amtes grünes Licht, er verlangte nach seinen Daten und wollte sich nach einiger Zeit - im Rahmen von 2 bis 3 Monaten - bei ihm melden.

Die Freude des kleinen Ytse war gross, war doch seine Zukunft gesichert, auch wenn er keine Ausbildungsstelle finden sollte.

Nun kam es, dass drei Monate vergingen, und er keinen Ausbildungsplatz hatte. Auch hatte er noch nichts vom Arbeitsamt gehört. So rief er dort an, um sich zu erkundigen. Doch er bekam nur zu hören, was er zu hören erwartete: "Das kann relativ lange dauern, 4 Monate sind keine Seltenheit".

Also wartete er weiter. Hin und wieder bekam er einen netten DIN A4 Brief zugesandt, der seiner Laune und seinem Ego nicht gut tat. Somit griff er erneut an, mit einem Telefonat beim bereits erwähnten Amt für Arbeit:

"Guten Tag, hier spricht der kleine Ytse, ich habe mich vor 4 Monaten für eine Umschulung interessiert und würde gerne wissen, wie der Stand der Bearbeitung ist, ob ich vielleicht vergessen wurde oder ob 4 Monate eine vernünftige Wartezeit ist?!?" - "Kleiner Ytse, keine Sorge, bei uns wird niemand vergessen. 4 Monate kann die Bearbeitung durchaus mal dauern. Aber geben Sie mir doch nochmal ihren Namen, ich leite ihre Anfrage umgehend zu ihrem Sachbearbeiter weiter".

Gesagt, getan.

Neuer Monat, neues Glück.

Nach weiteren unerfreulichen, übergrossen Briefen, die aus hauptsächlich dem gleichen Inhalt bestanden, wie das, was der kleine Ytse Monate zuvor verschickte, testete er erneut telefonisch sein Glück bei besagter Institution:

"Hallo, hier spricht mal wieder der kleine Ytse. Ich habe mich vor knapp 6 Monaten für eine Umschulung interessiert, aber bis heute keine Nachricht erhalten. Sollte ich etwa vergessen worden sein?"

Die Antwort war niederschmetternd: "Ja, so wird es wohl sein, denn alle Anträge wurden bereits bearbeitet. Warum haben sie denn nicht früher schon einmal nachgefragt?" Kein Wort der Entschuldigung, kein Wort des Bedauerns. Immerhin das Angebot, dass er sich gleich mit der Angelegenheit auseinandersetzt, und der Fall bevorzugt behandelt wird.

Und es grenzte an ein Wunder, wie schnell der gute Mensch sich darum kümmerte. Nach nur 2 Wochen bekam der kleine Ytse Post vom Arbeitsamt, eine Einladung zu einem persönlichen Gespräch: "Sehr geehrter Herr Jammer, ich möchte mit ihnen über Fragen ihrer beruflichen Weiterbildung sprechen."

Am vereinbarten Tag traf der Herr Jammer dann auf einen teuflisch gut gelaunten Beamten, ein Mensch voller Liebe zu seinem Beruf. Voller Hingabe und Energie zu helfen. Das dreiminütige Gespräch belief sich darauf, dass er verkünden konnte, dass unser Protagonist sehr wohl eine Umschulung bezahlt bekommen wird, jedoch er sicher keine Chance mehr hat, einen Umschulungsplatz zu finden. Die wären alle schon vergeben. Aber falls er doch noch was finden sollte, könne er sich gleich mit dem Amt in Verbindung setzen, dann würde alles geregelt. Warum er denn nicht schon früher etwas unternommen habe, wurde er gefragt. Unser Ytse verstand sich abermals leicht vor den Kopf gestossen, hatte er doch im Januar auch bei Umschulungsträgern angefragt, ob sie noch Plätze frei hätten. Auf das Bejahen folgte die Einschränkung, dass man sich aber zuerst mit dem Arbeitsamt in Verbindung setzen solle, um nicht auf den Kosten sitzen zu bleiben.

Dies dem Beamten vorgetragen, meinte dieser nur, dass man sich dort ruhig anmelden könne, die Träger hätten sich dazu verpflichtet, die Umschüler bei Nicht-Bewilligung seitens des Arbeitsamtes aus dem Vertrag zu entlassen.

'Herr Jammer' machte sich mit diesen neuen Erkenntnissen auf den Weg nach hause. Dort angekommen, begann er eine Mission des Telefonierens und Surfens, um irgendwo in der Welt noch eine Umschulungsstelle zu finden. Nach einiger Zeit, kurz bevor er sich seinem Schicksal hingeben und Sozialhilfe beantragen wollte, fand er einen Träger in der Nähe seines Heimatortes, die noch eine Stelle frei hatten. Gleich am nächsten Tag durfte er dort hin fahren, um sich mit dem Chef der Institution zu treffen, zwecks Informationsgespräch und Schwellentest.

Beides verlief dann am darauffolgenden Tag sehr gut, man bot ihm gleich einen Vertrag an. Also wieder zum Arbeitsamt, um die weiteren Formalitäten zu besprechen. Dort angekommen, empfing man den kleinen Ytse in gleicher sympathischer Laune, und auch die Neuigkeit - der gefundene Umschulungsplatz - wurde fast frenetisch bejubelt, man drückte ihm 2 Bögen zum Ausfüllen in die Hand und schickte ihn wieder weg. Beim Ausfüllen der Anträge bemerkte er, dass er mit einer zweiten Unterschrift unter anderem für etwas unterschreiben sollte, das ihm ausgehändigt worden sein soll, was er aber nie bekommen hat. Leider war nun Freitag Mittag, und niemand war mehr anzutreffen....

...to be continued...

__________________________________

Für diejenigen, die sich mein etwas länger gewordenes Posting durchgelesen haben, die Frage:

Habt ihr auch schon so umwerfende Erlebnisse mit deutschen Ämtern gehabt? Ist dieses Verhalten normal, sogar an der Tagesordnung? Oder bin ich da nur an einen ganz besonderen Frührentner geraten?

Ich für meinen Teil bin froh, wenn ich die Sache hoffentlich bald hinter mir habe. Die letzen 6 Monate waren der blanke Horror.

So, danke für eure Aufmerksamkeit, ich hoffe bald in den Reihen der Fachinformatiker aufgenommen zu werden. Zumindest theoretisch sollte jetzt für den 01.07. alles klar sein..... theoretisch, hoffentlich...

YtseJammer

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Hi,

mir kommt das irgendwie bekannt vor.

Bei mir war es zwar Bio (für Musik hätte es nicht gelangt, dafür konnte ich kein 2. Instrument gut genug) und ich hatte am Ende etwas mehr Glück. Aber aufs Arbeitsamt konnte ich mich auch nicht verlassen. Ich bin natürlich auch in der Hoffnung auf die Möglichkeit einer Umschulung dort hin. Prinzipiell, so sagten sie mir in meinem 5 minütigem Gespräch, sei das kein Problem. Ich könnte gleich in 2 Monaten mit der Feststellungsmaßnahme ("FSM" in der Amtssprache) anfangen. Ich bräuchte mich nur arbeitslos zu melden und mir dann bei dem Institut, das die FSM durchführt die Termine geben lassen. (Sie hatte auch noch einen alten Zettel mit der Adresse, da standen die Kursdaten von anderen Kursen im letzten Jahr drauf.) Wenn ich dann die FSM hinter mich gebracht habe und als geeignet erscheine, dann darf ich auch eine Umschulung machen. Wenn ich dann doch nicht "geeignet" bin?? Ja, dann finden wir schon _irgendwas_ für Sie...

Das war dann der entscheidende Satz für mich gewesen. Weil sie "irgendwas" auch so betont hat. Ab diesem Tag begann ich hektisch nach einer Ausbildungsstelle zu suchen. Auf keinen Fall wollte ich mich auf sowas einlassen. Sie hatte zwar extra erwähnt, daß ich kündigen dürfte, da ich noch keine abgeschlossene Ausbildung habe, aber ich glaube ich wäre nicht die erste gewesen, die vom AA quasi zur Kündigung getrieben wird (sonst können sie nichts für einen tun) und dann aber hängengelassen wird. Man wird von denen echt förmlich in die Arbeitslosigkeit getrieben!

Ich rief trotzdem bei dem Institut an, um mich nach der FSM zu erkundigen. "Da müssen Sie sich zuerst ganz normal bei uns bewerben. Dann werden wir Sie zu einem Test einladen. Oh, also der Test wäre ja schon übermorgen! Schaffen Sie das? Naja, nur die soundsoviel Besten werden zur FSM zugelassen. Wie viele am Test teilnehmen? Oh, dieses Jahr haben wir ziemlich viele Bewerber...."

Nach diesem ermunternden Gespräch habe ich erst gar keine Bewerbung dort hin geschickt. Ich brauche wohl auch nicht zu erwähnen, daß sich das AA sowieso nie mehr gemeldet hat.

Es ist glücklicherweise noch gut ausgegangen, da eine meiner "regulären" Bewerbungen Erfolg hatte. Jetzt mache ich halt 3 Jahre und das zu Azubi-Gehalt, aber dafür streßfrei, weil kein AA!

Ich drücke dir die Daumen, daß alles gut geht!

struwwelkopp

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