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Rettet den Regenwald, so wie ich...


Alex Krycek

Empfohlene Beiträge

Ich habe kurzfristig beschlossen,

mich aktiv für unsere Umwelt einzusetzen.

Gestern morgen habe ich einen Werbespot mit Günter Jauch gesehen dem zu

entnehmen war, daß die Krombacher Brauerei und Greenpeace ein beispielloses

Projekt zur Rettung des Urwaldes ins Leben gerufen haben: Für jeden

getrunkenen Kasten Krombacher Bier werden sie 1m² Urwald retten.

In mir erwachte sofort der bisher tief in meinem Innersten verborgen

gewesene Naturfreund und Umweltschützer und so beschloß ich, auch meinen

Beitrag zur Rettung der Urwälder beizutragen. Ich überwand meineAbneigung

gegen promillehaltige Getränke und begann mit der Rettung .

Während ich so mit der Rettung des einen oder anderen Meters Regenwald

beschäftigt war, kam meine Frau nach Hause. Bei der anschließend geführten,

hitzigen Debatte mit ihr machte ich vermutlich die gleiche Erfahrung, wie

tausende andere Umweltschützer vor mir auch: Ich stieß auf völliges

Unverständnis. Der Urwald schien ihr völlig egal, mein Engagement für die

Natur und das Leben aller Menschen lehnte sie völlig ab. Sie wollte nicht

verstehen, daß man eine so große Aktion wie die Rettung der Natur nicht

aufschieben kann, ganz gleich, ob es erst Vormittag ist oder nicht.

Da sie in keinster Weise einsichtig war und man(n) bereit sein muß, für die

Vollbringung solcher Taten Opfer zu bringen, verließ ich das Haus.

Niedergeschlagen, nein traurig, lief ich zunächst ziellos umher. Angst

beschlich meine Gedanken. Angst um die Wälder. Verzweiflung machte sich

tief

in meinem Inneren breit, denn mit jeder verstrichenen Minute hätte ich

wieder einige Quadratzentimeter unwiederbringlicher Natur retten können.

Die Angst schnürte meine Kehle zu, die Verzweiflung ließ meinen Hals

austrocknen.

Wie groß war da meine Freude, als ich unerwartet auf eine Versammlung

gleichgesinnter Umweltaktivisten traf! Ich erkannte sie sofort, denn als

Zeichen ihrer Verbundenheit hielten sie alle eine Flasche Krombacher in der

Hand, die sie demonstrativ leerten.

Schnell nahmen sie mich in ihre Mitte auf und so erfuhr ich sehr bald, daß

einige von ihnen sich bereits seit Jahren mit der Rettung ganzer Kontinente

beschäftigen, unbeachtet von der Öffentlichkeit, genau hier, an diesem

Kiosk!

Ich bewunderte die Zeichen ihres teilweise jahrelangen Kampfes: Die von den

Entbehrungen ausgemergelten Körper, die zum Aufforsten nötigen, prallen

Bäuche, den Geruch nach jahrtausendealtem Urwaldboden, die mannigfaltigen

Insekten und ich übersah auch nicht, daß sich einige beim Kampf um die

Natur

wohl die Zähne ausgebissen hatten.

Nachdem wir zusammen eine ungefähr tennisplatzgroße Menge natürlichem

Urwaldes gerettet hatten stellte ich fest, daß der Schutz und die Rettung

der Umwelt ihren Tribut zollten. Durch das lange Stehen schmerzten meine

Füße, die Waden krampften, selbst die Zunge war durch die langen Debatten

in

ihrer Funktionsweise beeinträchtigt: Ich hatte immer größere Mühen beim

Aussprechen der großen Buchstaben eines Satzes oder Wortes. Aus diesem

Grund

beschloß ich, die Versammlung zu verlassen und machte mich auf die Suche

nach weiteren Mitstreitern.

In einer Gaststätte ganz in der Nähe wurde ich dann auch sofort wieder

fündig: Gut ein halbes Dutzend Umweltler hatte sich dort eingefunden und

arbeitete hier im Verborgenen an der Rettung der natürlichen Ressourcen.

Schnell war ich aufgenommen. Ich war gerührt als der Wirt meine Hand nahm

und mir sagte: "Junge, rette den Urwald, wir zählen auf Dich", und orderte

die 4te Lokalrunde um unsere Aktion voranzutreiben.

Da die anderen Gäste darauf bestanden, neben dem Urwald auch zusätzlich

Gebiete wie die Sahara, die Wüste Gobi und Offenbach wieder aufzuforsten

und

somit auch den Aufbau des heimischen Waldbestandes zu unterstützen, blieb

mit nichts anderes übrig, als zu der Runde noch Jägermeister zu ordern.

Ganz schwindlig war mir vor Stolz und Glück, als ich viel später die Kneipe

verließ. Plötzlich sah ich die Welt mit anderen Augen! Leicht verschwommen

zwar, aber dafür sah, nein fühlte ich, daß sich unsere gute Mutter Erde

drehte. Nicht gleichmäßig und in eine Richtung, nein, es waren eher

ruckartige Bewegungen in abwechselnde Richtungen. Welch eine Erfahrung!

Vor Glück taumelnd lief ich zu meinem Auto und beschloß, einen

Demonstrationszug durch die Kneipen der Innenstadt durchzuführen, um die

vielen, anderen Menschen auf die Probleme aufmerksam zu machen.

So fuhr ich in Richtung Stadt und war gerade einem Ozonloch ausgewichen als

ich am Straßenrand einen Streifenwagen entdeckte. Auf der Fahrbahn standen

mehrere Polizisten und schauten in meine Richtung. Sie mußten von meinem

Vorhaben erfahren haben, denn sie hielten gezielt mein Fahrzeug an.

Von Vorkontrollen bei Demonstrationen hatte ich ja bereits gehört, war aber

dennoch verwundert, wie schnell sich das rumgesprochen hatte.

Nachdem ich angehalten und aus meinem Wagen gestiegen war, entschloß ich

mich zu einer spontanen Sitzblockade auf der Straße. Wenn ich im Nachhinein

darüber nachdenke, war es keine rationell erklärbare Aktion, eher ein Zwang

meines Unterbewußtseins. Ich saß und mein Körper weigerte sich, wieder

aufzustehen. Mit widerfuhr das gleiche Schicksal wie Sitzblockierer in

Brockdorf oder entlang der Castor-Strecke: Ich wurde durch die Polizisten

weggetragen. Auch sie wollten den Ernst der Lage nicht verstehen, obwohl

ich

sie immer wieder darüber aufklärte.

Später, auf dem Revier erschien dann endlich ein Vernünftiger Mensch.Er

hörte sich mein Problem in aller Ruhe und sichtbar interessiert an und

erklärte mir dann, daß er die Anzahl der von mir geretteten Bäume

feststellen wolle. Ich hätte den Schutz der Umwelt quasi im Blut und er

bräuchte aus diesem Grund etwas davon.

Ich war glücklich, diesen verständnisvollen Menschen getroffen zu haben.

Mein Engagement würde amtlich festgehalten und der Nachwelt erhalten!

Dafür gab ich ihm gerne mein Blut.

Wenig später befand ich mich zu Fuß auf dem Weg nach Hause. Meinen Wagen

hatten die netten Beamten behalten, damit er durch seine Abgase nicht alle

meine Bemühungen wieder zerstört, wie sie mir erklärten.

Auch haben sie mir fest versprochen, nach dem Recyclingverfahren aus meinem

Führerschein ein Flugblatt zur Unterstützung der Rettungsaktion zu machen.

Froh und mit der Gewissheit, etwas großartiges getan zu haben ging ich dann

nach Hause. Unterwegs rettete ich an der Tankstelle noch ein paar

Pflänzchen.

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...gibt mal jemand ein Taschentuch - selbstverständlich aus ungebleichter Bildzeitung recycelt, und zwar von nebenan und nicht erst 500 km über die Autobahn gebuckelt - ich hau mich wech, hab ich mir doch schon gedacht das die Werbung irgendwen auf den Plan ruft.

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