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"Gelernt, geschwitzt für nix"

Oberpfälzer Computer-Nachwuchs schreibt Prüfungen wohl umsonst - Lösung im Internet

Wiesau/Regensburg. (za) Deutschlands Journalisten wissen schon am Vormittag Bescheid. Lehrer und Vertreter von Industrie- und Handelskammer geben Stellungnahmen ab, während die Auszubildenden noch über ihren Prüfungsaufgaben brüten.

Die Überraschung wird erst nach Abgabe erfolgen: Möglicherweise, so erfahren die angehenden IT-Experten dann, sind die Abschlussprüfungen, die sie am Dienstag geschrieben haben, Makulatur.

Im Internet waren zuvor die möglichen Aufgaben durchgesickert. Im Bereich der IHK Regensburg sind am Dienstag unter anderem die EDV-Schulen Wiesau (Kreis Tirschenreuth) als Prüfungsort betroffen, wie der stellvertretende Schulleiter Martin Betz auf Anfrage einräumt.

15 Informatikkaufleute und 15 IT-Systemkaufleute erarbeiten dort am Vormittag Lösungen. „Unsere Schüler wissen nichts davon“, sagt er. „Wir haben es geheim gehalten.“

Da am Vormittag noch nicht klar ist, was mit den Prüfungen konkret geschieht, sollen die Schüler in gutem Glauben die Aufgaben lösen. In anderen Bundesländern sind die Auszubildenden schon am Vormittag wieder zu Hause und sitzen am Computer.

„Tja, die IHK hat uns Systemintegratoren heute Morgen nach Hause geschickt, weil die Prüfungsaufgaben im Internet kursieren“, schreibt ein Osnabrücker wiederum ins Internet. Dort tauschen sich die Programmierer, Kaufleute und Netzwerkexperten aus – über alle Themen rund um den Job.

Ein Tipp, den ihnen sogar die Lehrer gaben. „Wir haben den Schülern geraten: ,Schaut mal in die Foren‘, dort gibt es Prüfungstipps“, sagt Martin Betz. Dass im Internet gleich die konkrete Aufgabenstellung herauszulesen sein wird, konnten die Pädagogen nicht ahnen.

Ob im Bereich der IHK-Regensburg sich tatsächlich Azubis mit Informationen aus dem Internet eingedeckt haben, bleibt zunächst unklar. „Es scheint so zu sein, dass einige entsprechende Zettel hatten“, äußert sich Werner Schlosser, stellvertretender Hauptgeschäftsführer, vorsichtig.

Überhaupt sei der Vorfall „keine Katastrophe“, eher eine der „Missfälligkeiten, mit denen man immer wieder mal zu tun hat.“ Nur vier recht junge Berufe von über 250 seien betroffen – in der Hauptsache Fachinformatiker mit Fachrichtung Systemintegration.

Die übrigen IT-Berufe sind am Rande verwickelt. Zur Größenordnung: elf Prüflinge treffe es kammerweit direkt, sagt Schlosser, bis zu 120 weitere in den übrigen IT-Berufen. Sie hatten an den wenigen Standorten, an denen die noch ganz jungen Berufe geprüft werden wie Regenstauf, den Vormittag über geschwitzt.

Wie es konkret weitergeht, werden sie in den nächsten Tagen erfahren – von einem Nachholtermin am 6. Juni ist die Rede. Im Internet schlagen noch am Vormittag die Wellen hoch: Ein Betroffener fasst seine Sicht der Dinge zusammen: „Gelernt, geschwitzt für nix...“

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