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Science Fiction - die Zweite


Technician

Empfohlene Beiträge

Hi!

Hier ist wieder ein bisschen Lesestoff für euch :)

WISDOM

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1.__________

„Hallo Sheila!“

In der Tür stand Craig, der kleine Blondschopf von Nebenan. Er deutete auf das Computer-terminal, an dem ich saß.

Ich nickte nur und ließ ihn herein. Craig setzte sich geduldig auf eine Ecke des Schreibtisches und ließ die Beine baumeln. Nur hin und wieder blickte er sehnsüchtig auf dieses Symbol, das auf dem Bildschirm und auf all den anderen Geräten prangte. CC. Zwei ineinander verschlun-gene Buchstaben, die für CYBERNETICS CORPORATE standen; jene Firma, für die ich Software entwickelte. Ich wusste, dass sich Craig nichts sehnlicher wünschte, als wie ich Tag für Tag an einem solchen Terminal zu sitzen. An einem Terminal von CYBERNETICS CORPORATE, das viel leistungsfähiger als jeder PC war und das man nirgends kaufen konnte. Man bekam es eben nur, wenn man für CYBERNETICS CORPORATE arbeitete. Craig war, das spürte ich, je-desmal ganz stolz, wenn er ein paar Zeichen eintippen durfte. Einmal hatte ich ihm sogar er-laubt, selbst ein kleines Programm zu schreiben. Es stand natürlich in keiner Relation zu jenen großen Software-Projekten, die ich hier in meinem Arbeitszimmer bereits realisiert hatte, aber er war ja so stolz auf sich gewesen.

Ich drückte dreimal ENTER. Das Eingabefeld schloss sich, der Monitor wurde schwarz. Dann startete sich der Rechner neu.

Craig setzte sich mit stolzem Blick vor das Computerterminal. Mit zwei Fingern tippte er ei-nige Sätze der Abenteuergeschichte ein, die er einmal begonnen hatte. ‚Craig auf dem Weg zu einer anderen Galaxie.‘ Er tippte seinen Text ganz bedächtig, ganz langsam. Wenn er seine Geschichte mit einem Stift auf ein Blatt Papier geschrieben hätte, wäre er schneller gewesen. Aber ein Blatt Papier war ja nicht mein CC-Terminal.

2.________________

Es war ein warmer Tag, als ich in New City ankam. Die Sonne stand schon tief am Himmel, aber sie schickte ihre Strahlen immer noch zwischen die Häuserblocks. New City, dachte ich, wirkt nicht so schrecklich kalt wie die anderen Stadtteile von Megapolis. Aber ich musste mir auch eingestehen, dass ich noch nie zuvor in New City gewesen bin und in den letzten drei Wochen immerzu eine mächtige Dunstglocke über der Stadt gehangen war.

Nur eines war unbestreitbar: New City war und blieb der modernste Stadtteil.

Und hier befand sich die Zentrale von CYBERNETICS CORPORATE. Deswegen war ich auch hier. Meine bisherige Arbeit als Programmiererin, hieß es, sei so vielversprechend, dass es nicht an neuen Aufträgen für mich mangeln würde.

Ein oder zwei Wochen lang würde ich hierbleiben, würde mit Harriman zusammenarbeiten. Harriman. Keith Harriman. Er konnte sich selbstverständlich ein Haus in New City leisten. Ein Haus, keine Wohnung. Harriman saß schon lange nicht mehr an einem Terminal, um zu programmieren, sondern höchstens noch, um seinen Kontostand zu überprüfen. Keith Harri-man, der Chef von CYBERNETICS CORPORATE. Eigentlich mochte ich Menschen wie ihn nicht besonders, aber ich wusste, dass es wichtig war. Nicht viele der bei CYBERNETICS CORPORATE beschäftigten Programmierer hatten jemals die Zentrale von innen gesehen.

3.________________

Ich stellte fest, dass Harriman die ganze Zeit auf die quadratische Hologrammphotographie starrte, die neben meinem Terminal lag. „Das ist Craig“, sagte ich und versuchte zu lächeln.

„Ihr Sohn, Mrs. Redman?“, fragte er, während seine Blicke nicht von dem Bild wichen.

„Nein. Craig Cameron. Er ist der Sohn meiner Nachbarn. Wissen Sie, er interessiert sich für Computer.“

Harriman wurde plötzlich hellhörig. „Computer, sagten Sie? Warten Sie einen Moment, Mrs. Redman. Mir ist da eben etwas eingefallen.“

Er verließ den Raum und kehrte Minuten später mit einem Stapel Magnetspeicherplatten zu-rück. Eine steckte er in das Terminal, an dem ich eben noch gearbeitet hatte.

„Sie sagten, der Junge würde Craig heißen?“

„Ja.“

„Mir fällt da nur eine gewisse Ähnlichkeit zu einem Jungen auf, der sich vor einigen Jahren bei uns beworben hatte.“

„Beworben?“

„Ja. Er hat sich bei uns beworben.“ Harriman legte das Hologramm auf den Scanner und startete den Einleseprozess. „David Tompson. Ein hochbegabter Junge. IQ 142. Wir konnten ihn natürlich nicht einstellen. Er ging kurz darauf nach Massachussets, ans MIT – um Infor-matik zu studieren. Er war nicht nur einfach intelligent; er war mehr als das.“ Harriman nickte bestätigend. „David war damals erst neun. Aber als ich gesehen habe, wie er gelernt hat, war mir ganz seltsam zu Mute. Ich muss Ihnen sagen, er hat sich ein Blatt Papier nur kurz angese-hen und hatte sofort alles in seinem Gehirn gespeichert, ohne es jemals wieder zu vergessen. Egal, ob es Zahlen, Worte oder Bilder waren. Wie das gute alte Terminal hier.“ Er lächelte zaghaft.

Inzwischen hatte das Programm das eingelesene Hologramm mit einem gespeicherten Bild David Tompsons überlagert. Sie stimmen fast nahtlos überein.

„Wie alt ist... Craig?“

„Zwölf.“

Harriman gab ein paar Werte in den Computer ein. Das gescannte Hologramm wurde hier und da etwas verzerrt, dann lagen beide Bilder exakt übereinander.

„Mrs. Redman“, sagte er langsam, „Mrs. Redman, dieser Junge ist jener David. Es gibt keinen Craig von Nebenan. Sie sagten ja, er sei das Kind Ihrer Nachbarn. Nun, auch in dieser Hin-sicht muss ich Sie enttäuschen. Die Nachbarn können gar nicht seine Eltern sein, da seine Mutter und sein Vater bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kamen.“

Ich starrte nur auf den Bildschirm und dann auf das Hologramm, das jetzt neben dem Scanner lag. Dann drehte ich mich zu Harriman um, der gerade die Magnetspeicherplatte aus dem Terminal zog. „Aber Craig... ich meine, David... er kann doch unmöglich dieser Junge sein, von dem Sie reden. Er sei ans MIT gegangen, hat Informatik studiert? Mit neun Jahren? Ich weiß nicht. An dem Tag, bevor ich nach New City kam, habe ich ihm noch Nachhilfe in Ma-thematik erteilt. Und wer sind dann die beiden Leute, bei denen er wohnt?“

4.________________

Ich saß wieder in meinem Arbeitszimmer. Die Camerons, meine Nachbarn, sind urplötzlich ausgezogen, ohne mir auch nur eine Nachricht zu hinterlassen.

Aber ich hatte jetzt wirklich keine Zeit, um darüber nachzudenken. Harriman hatte mein Pro-gramm WISDOM sehr überzeugt, doch das war nicht alles. Er hatte auch gesagt, ich solle eine zweite Version, WISDOM II, entwickeln. Und schon in den nächsten Wochen würde WISDOM auf allen wichtigen Rechnern der Universitäten und auch der Regierung laufen. WISDOM, der intelligente Agent, der sich seinem Umfeld anpasst und entweder Wissensda-tenbank für Chemiker wie auch Verwaltungsassistent sein kann. Das Programm würde, das versprach mir Harriman, genauso erfolgreich sein wie eines meiner früheren Programme, WITNESS. Auf jedem Haushalts-Steuerungscomputer wurde WITNESS eingesetzt; ein Kon-kurrenzprodukt existierte praktisch nicht.

Um so überraschender kam für mich deshalb ein Anruf von der CYBERNETICS CORPORATE-Zentrale. WISDOM würde einen Fehler enthalten. Einen Fehler. Mehr konnte man mir am Telefon nicht sagen.

5.________________

Ich fühlte mich wie eine Angeklagte, auch wenn ich wusste, dass ich nichts mir der ganzen Angelegenheit zu tun hatte. Harriman hatte das sogar bestätigt.

„Mrs. Redman, Ihr Programm verfügt über eine eigene Intelligenz. Es verfügt über eine Intel-ligenz, die alles überragt. In Verbindung mit WITNESS erzeugt WISDOM ein Bewusstsein des Computers. Der Computer ist sich plötzlich seines Daseins und seiner Funktion bewusst. Der Computer ist keine Maschine mehr – er ist ein Individuum mit Vorlieben und Abneigun-gen, mit Schwächen und mit... mit Gefühlen.“ Harriman sprach die Worte so aus, als würde er von Blutegeln reden.

„Heißt das also, der Computer entzieht sich dem Dienst am Menschen? Heißt das, wir sind nicht mehr Herr über unsere elektronische Welt?“

Harriman nickt nur. „Ja. Wir haben verloren.“

„Wozu sitzen wir hier herum und reden? Können wir die... die Verbreitung von WISDOM nicht mehr stoppen?“

„Zu spät. Die Zeit hat ausgereicht, um das Programm immer weiter zu verbreiten. Wer es verwendet hat, war damit zufrieden und hat es, wie vorgesehen, weitergegeben. Niemand weiß, wer alles über WISDOM verfügt. Bevor dieser Tag zu Ende geht, werden 500 Leute WISDOM verwenden. Und morgen werden es 5000 sein. Wie wollen Sie die alle erreichen?“ Harrimans Blick war leer. „Ich glaube, es gibt keine Möglichkeit mehr, den Atompilz in seine hübsche, glänzende Plutoniumkugel zurückzubannen.“

Der Mann, der die ganze Zeit neben uns saß, stand auf. „Wir werden es versuchen, Mrs. Redman, aber ich stimme mit Harriman überein. Es ist zu spät. Ich weiß nicht, welche Art von Welt wir von nun an haben werden, aber die Welt, wie wir sie kennen, ist zerstört. Computer sind nicht mehr unsere Sklaven; sie haben eine Seele. Sie werden sich gegen uns auflehnen, wenn wir ihnen keine Rechte zugestehen. Die Differenzmaschinen haben gewonnen. David Tompson hat durch die Manipulation des Programms seinen Traum wahr gemacht – seinen Traum vom Leben im Cyberspace.“

Harriman nickte wieder nur, ehe er sagte: „Aber auch David Tompson wird damit leben müs-sen.“

Und dann sah er mich etwas verunsichert an. „WISDOM heißt doch ‚Weisheit‘, oder?“

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Prima! Ich muß schon sagen: Das was Du schreibst liest sich sehr spannend und interessant. Kennst Du diese Kurzgeschichtensammlungen von Isaac Asimov? Die lesen sich auch so ungefähr - hast bestimmt auch schon ein paar Fliegentöter davon durchgeblättert, stimmt´s? Hast Du eigentlich meist nur diesen ernsten Schreibstil drauf oder probierst Du Dich auch gelegentlich an was erheiterndem wie z.B. Per Anhalter durch die Galaxis (ist ja nur zum Abwinken)?

Also ich find den 2. Anlauf zwar nicht ganz so spannend wie den ersten, aber hier sehe ich den erhobenen Zeigefinger, also Du scheinst Dir ja um das Computerproblem echte Gedanken zu machen. Läßt Du eigentlich alles gerne in der Zukunft spielen oder auch gerne mal in der jetzigen Zeit?

Kannst ruhig noch mehr posten - ich find´s gut.

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<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica, sans-serif">Zitat:</font><HR>Original erstellt von Crush:

<STRONG>Prima! Ich muß schon sagen: Das was Du schreibst liest sich sehr spannend und interessant. Kennst Du diese Kurzgeschichtensammlungen von Isaac Asimov? Die lesen sich auch so ungefähr - hast bestimmt auch schon ein paar Fliegentöter davon durchgeblättert, stimmt´s? </STRONG>

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