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Erfahrungsbericht eines Hörgeschädigten


Shark21

Empfohlene Beiträge

Vorsicht, viel Text.

Hallo ihr :-)

Ich bin seit dem 12.6. Fachinformatiker (Systemintegration).

Den Abschluss schaffte ich mit 86%, einer 2, damit bin ich sehr zufrieden,

da die Ausbildung sich für mich aufgrund der Hörschädigung als schwierig erwies.´

Zu meiner Hörschädigung: Bin im Besitz eines Schwerbehindertenausweis mit 100%, ich höre

also ganz schlecht, ohne Hörhilfe sogar gar nichts.

Das 3 Lehrjahr saß ich fast komplett auf mich allein gestellt am Arbeitsplatz, denn

in der Firma wird vieles telefonisch gemacht und die direkten Kollegen hatten anscheinend

auch keine Lust sich mit mir zu kommunizieren, weil ich öfter nachfragen muss oder

was schlecht verstehe.

Die Zeit war nicht besonders schön, es vergingen Arbeitstage wo ich nur "Guten Morgen" und "Tschüss"

sagte. Allen Dank gilt hier meiner Freundin die mich nach solchen Tagen immer aufgetaut hat.

Das verstehe ich bis heute nicht wirklich wieso das so gewesen ist. In meiner Schullaufbahn war ich

auch in einer Klasse mit hörenden Schülern. Da klappte es super, jeder nahm Rücksicht auf meine

Behinderung, bzw. bin ich noch mit einigen bis heute gut befreundet.

(Zur Info: Es war in der FOS, Fachrichtung Gestaltung, denn ich wollte zuerst immer was mit Grafik/Design

machen. Aufgrund der schlechten Lage dieser Berufe und schlechter Erfahrungen in Praktikas habe ich

mich dann als Fachinformatiker beworben weil die IT eher im Kommen ist.)

Vielleicht liegt es einfach an den Interessen, bzw. der Offenheit der Leute. Meine Erfahrung ist leider

dass solche IT-Freaks oft in sich geschlossen und launisch sind. Kommunikationsversuche von meiner Seite

aus haben sich oft schnell erledigt. Beispiel: In der Gruppe wird gerade intensiv was ausgetauscht über eine

neue Komponente. Ich frage nach um auch etwas mitzubekommen. Antwort dann: "Nicht wichtig für dich", oder

"Passt schon". Sowas hört sich harmlos an, aber kann einen Hörgeschädigten Menschen sehr treffen, da

sinkt gleich das Selbstwertgefühl.

Allerdings beziehen sich diese Situationen ausschliesslich auf diese EDV-Abteilungen.

Zu privaten Veranstaltungen bin ich deswegen auch immer hingegangen, in der Hoffnung etwas Interesse an meiner

Person zu schaffen. Hat leider trotz kurzer Wortwechsel nie geklappt.

Hatte öfter die Abteilung gewechselt, weil es in der EDV-Abteilung für mich kaum was zu tun gab, da viel

mit Hotline gearbeitet wird.

Gut gefallen hat mir die Softwareentwicklung, dort konnte ich für mich selbst arbeiten, das Wissen über

zahlreich vorhandenen Lehrbücher aneignen. Leider für einen Systemintegrator verlorene Zeit und unnützes Wissen

für die anstehende Prüfung.

Das soziale Umfeld war hier für mich nur etwas besser, ruhiger, aber trotzdem war ich nicht ganz zufrieden.

Nun, das 3 Lehrjahr habe ich damit verbracht, mir selbstständig die ganze Theorie reinzulesen, die Projektarbeit

und Dokumentation (die der Projektleiter auch nie gelesen hat) zu machen, alte Prüfungen durchgemacht.

Wollte einfach nur vernünftig durch diese Prüfung kommen, was mir dann tatsächlich auch gelungen ist, da der

Stoff der Prüfung mir einfach lag.

Ach ja, die Berufsschule war eine spezielle für Hörgeschädigte, hier existierten die betrieblichen Probleme nicht.

So im Januar bekam ich ein Angebot in der Firma weiterbeschäftigt zu werden - als Softwaretester. Denn diese Abteilung

suchte jemanden der auch ein wenig Programmier- und Technische Kenntnisse besitzt. Ich dachte mir dass ich das

Angebot einfach mal annehme, damit ich nicht parallel zur Prüfungsvorbereitung eine Stelle suchen muss.

Kurz vor Abgabetermin der Projektarbeit wurde ich gefragt ob ich die Arbeit nicht schon früher aufnehmen könnte. Habe

dem zugesagt unter der Bedinung dass mir ein Teil der Zeit zur Prüfungsvorbereitung gewährt wird.

Untergekommen bin ich in einer Abteilung mit ausschliesslich Damen. Hatte natürlich erst meine Bedenken worauf ich mich

eingelassen habe ;-)

Jetzt bin ich aber heilfroh hier zu sein, die Atmosphäre ist lockerer und die Leute erkennen mich an und nehmen auf die

Hörschädigung Rücksicht. Was besseres kann ich mir nicht wünschen.

Das muss man an weiblichen Personen einfach loben, sie sind einfach sozialer den Kollegen gegenüber.

Mir geht es nicht ums Gehalt, sondern um mein Wohlfühlen, ich will mich schliesslich nicht als Mensch kaputt machen.

Mir ist auch bewusst dass ich einige Berufe einfach nicht ausüben kann und somit eine begrenzte Auswahl habe.

Der Vertrag wurde mir längst zugesichert, sollte erstmal 2 Jahre laufen da ich aufgrund des Schwerbehindertenausweises

einen besonderen Kündigungsschutz habe. Das ist mir auch verständlich.

Bekommen hab ich den Vertrag allerdings erst heute. Gehalt wird trotzdem nachgezahlt.

Ich bekomme 1500 brutto 12 Monate im Jahr. Dazu etwas Urlaubsgeld und 28 Tage Urlaubsanspruch. Dazu kommen noch die

5 Tage die ich durch den Ausweis bekomme. Im zweiten Jahr wird das dann zu 1600 brutto.

Darüber hinaus gibt es ja noch Steuererleichterung für Behinderte. Damit habe ich mich noch nicht genau befasst, vielleicht

kennt sich hier jemand aus? Betriebe bekommen ja auch einen Vorteil wenn sie Behinderte einstellen.

Ich (23 Jahre) wohne in einer Eigentumswohnung, Wohnung gehört meinen Eltern, muss deshalb nichts für die Miete aufkommen.

Das ist natürlich von großen Vorteil dieses Glück zu haben ...

Die sonstigen Kosten teile ich mit meiner Freundin auf.

Ist jedenfalls kein Top-Gehalt, aber ich will mich nicht beklagen - wenn das Arbeitsklima so gut ist und es mir Spass macht,

spielt das Geld eher eine untergeordnete Rolle.

Von der heutigen Joblage kaum zu zweifeln ...

Wollte das schon immer mal loswerden, vielen Dank fürs lesen ;-)

lg Shark21

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Finde es Klasse, das du das durchgehalten hast. Die meisten haben nicht die Geduld wo etwas zu überstehen!

Außerdem noch herzlichen Glückwunsch zu der bestandenen Prüfung die dazu super ist.

Und gehört zwar nicht hier ins Forum, aber deine Freundin ist Super lob sie mal ganz doll! So einen Menschen braucht man!

Ich hatte leider das Pech, das ich in einer schwierigen Phase hier keinen hatte der mich wieder aufgebaut hat.

Grüße

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Na das klingt ja nach einer irren Zeit.. mal positiv, mal negativ.

Was mir etwas bedenken macht ist diese Einstellung dass du anerkannt werden willst, also quasi normal behandelt werden willst, aber es dich dann trifft, wenn man dich in Diskussionen nicht aufklaert (ich kenn solche Diskussionen und wenn da dritte hinzukommen werden die oft grundsaetzlich nicht eingewiesen, weil es meisst eh nur Dispute untereinander sind). Also nimm dir das mal nicht sooo zu Herzen...

Und nebenbei... das Image vom Verschlossenen und Kauzigen Programmierer ist laengst ueberholt.. der muss naemlich viel Kundenkontakte halten, und staendig im Team arbeiten, Kommunizieren, freundlich sein und dennoch was koennen.... also nix mit Coden im stillen Kaemmerchen.

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Ich finde es echt gut dass du dies alles durchgehalten hast! Respekt! Lass dich nicht unterkriegen und mach weiter so! Ich hoffe die Leute die dich unterstützt haben unterstützen dich auch weiterhin! Wünsch dir alles gute für dich Zukunft und mach weiter so! Ich hoffe dass deine Wünsche in Erfüllung gehen

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